Seit zwei Jahren nehmen Feuerwehr und Rotes Kreuz gemeinsam Notrufe in einer Leitstelle entgegen. Doch es fehlt an Personal, und die technischen Probleme dauern an.

Ludwigsburg - Christian Köhle ist ein viel beschäftigter Mann: Der Pflugfeldener leitet ein Hotel und ein Gasthaus, sitzt für die CDU im Stadtrat und ist bei der Freiwilligen Feuerwehr seines Stadtteils aktiv. Was er gern und mit Leidenschaft macht, auch wenn das manchmal bedeutet, nachts um 2 Uhr rausgeklingelt zu werden. Um so ärgerlicher, wenn dies unnötigerweise passiert. „Unsere Abteilung Pflugfelden wurde oft unnötigerweise ans Krankenhaus gerufen“, erzählt Köhle aus der Praxis.

 

Eigentlich hat die Feuerwehr für wichtige Objekte wie das Klinikum oder Großfirmen eine so genannte „Pool-Alarmierung“ : In einer Datenbank ist hinterlegt, welche Einsatzkräfte bei einem Alarm ausrücken müssen. Und welche einspringen müssen, wenn die anderen im Einsatz sind.

„Bei einer Stadt von der Größe Ludwigsburgs ist das notwendig“, sagt der Feuerwehr-Kommandant Andreas Thoß. Doch nicht nur da hakt es – immer wieder wurden die Kameraden falsch alarmiert, weil in der Leitstelle falsche Daten vorlagen. „Wir haben deswegen die so genannten Pool-Alarmierung deaktiviert“, sagt der Feuerwehrchef. Sprich: In der Leitstelle haben die Mitarbeiter manuell und aus dem Kopf entschieden, wer wohin geschickt wird.

Die Feuerwehrleute sind da, die Wache ist noch dunkel

Ein weiteres Problem: Wenn die freiwilligen Helfer in der Feuerwache eingetroffen sind, war der so genannte „Hausalarm“ noch gar nicht aktiviert – die Lichter waren aus, die Wache noch gar nicht einsatzbereit.

Das ist nun nicht der Sinn der 2014 in Betrieb genommenen Leitstelle der Rettungsdienste, die eigentlich Synergien und schnellere Einsätze bringen sollte. Zumal es weitere Schwierigkeiten gibt: So hat die eigens für die Fusion gegründete Integrierte Leitstellen-Gesellschaft (ILS) offenbar viel zu wenig Personal eingestellt. Dies räumte die im Landratsamt zuständige Fachbereichsleiterin Ina Jansen am Mittwochabend im Sozialausschuss des Gemeinderates auch ein: „Es wird ein bisschen eng.“ Man habe zum Start der ILS mit einem Gutachten des Bonner Büros Forplan kalkuliert, die mit theoretischen Durchschnittswerten gerechnet hätten.

Inzwischen würden aber viel mehr Menschen in der Leitstelle anrufen, auch weil die Nummer 112 inzwischen etabliert sei. Daher wurde das auf Rettungsdienste spezialisierte Büro Orgakom aus Waldbronn eingesetzt. „Sie haben mit realen Zahlen gearbeitet und jeden Anruf analysiert“, erklärt Ina Jansen. Tatsächlich gebe es einen Engpass, wenn mitten in der Nacht mehrere Anrufe gleichzeitig einträfen.

Eifersüchteleien zwischen DRK und Feuerwehr

Jedenfalls ist die Konsequenz, dass in der Leitstelle deutlich mehr Disponenten bereitgestellt werden müssen, insgesamt zehn zusätzliche Mitarbeiter. Davon soll eine aus dem Bereich der Feuerwehr kommen, neun vom Roten Kreuz. „Offenbar gab es beim DRK auch Probleme bei der Personalbereitstellung“, meint der Feuerwehrchef Andreas Thoß. Der DRK-Vorsitzende Utz Remlinger, noch wenige Tage Vize-Landrat, sieht das ein wenig anders: „Wir haben generell 20 bis 30 Prozent mehr Anrufe als noch vor ein paar Jahren.“ Beide Organisationen hätten Schwierigkeiten, entsprechend Personal bereitzustellen.

Remlinger spricht von „Eifersüchteleien“ zwischen Feuerwehr und DRK, die es in der Vergangenheit gegeben habe, die sollten mit der gemeinsamen Gesellschaft für die Rettungsstelle aber passé sein. Auch wenn beide Seiten betonen, dass die Zusammenarbeit besser laufe als früher – es gibt offenbar noch Reibungsverluste.

Nun hat vor zwei Wochen die Software der Leitstelle ein Update erhalten, seither läuft die Pool-Alarmierung bei der Feuerwehr wieder. Doch eine Extremsituation mit parallelen Einsätzen hat es bisher noch nicht gegeben – der Stresstest für das überarbeitete System steht noch aus.