Im Korber Hallenbädle treffen sich passionierte Taucher aus der ganzen Region zum Training. Spätestens um Mitternacht ist Schluss – sonst geht die Alarmanlage an.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Korb - Das Wasser ist viel zu warm, rund 30 Grad. Vor ein paar Minuten ist der öffentliche Warmbadetag im Korber Hallenbädle zu Ende gegangen. Rolf Eckstein macht sich bereit. Eigentlich taucht er am liebsten im kalten Wasser – in einem Baggersee oder im Bodensee, mal bei 14, mal bei zehn Grad, manchmal noch darunter. Trainiert wird aber in Korb, ein- bis zweimal die Woche.

 

Eckstein, 54 Jahre, Immobilienverwalter aus Backnang, ist der Vorsitzende des kleinen Tauchclubs Korb. Der Verein hat erreicht, was viele andere Wassersportler auch gerne hätten: zweimal gut eine Stunde Trainingszeit in einem Hallenbad, ganz für sich allein. Nur wenige Mitglieder wohnen in Korb, die meisten kommen aus den umliegenden Städten und Gemeinden.

21 Uhr. Ein knappes Dutzend von Ecksteins Vereinskameraden trudelt ein. Alle verwandeln sich mindestens einmal in der Woche nach Feierabend in Froschmänner, Jens-Uwe Henze, 44 Jahre, Tobias Enge, 37, und andere. Henze ist Schatzmeister, Enge war einige Jahre der Vorsitzende. Eine Jugendabteilung hat der Club nicht – leider, das erlaubten die späten Trainingszeiten nicht, sagt Eckstein. Er steht am Beckenrand und zwängt sich in seinen Neoprenanzug, dann schwingt er sich eine Pressluftflasche auf den Rücken und setzt sich eine Maske aufs Gesicht. Der Hobbytaucher, der seine Ausrüstung testen und ein paar Unterwasserübungen machen will, steigt ins Becken. Luftblasen blubbern in Richtung Wasseroberfläche, dann schwebt der Taucher im Wasser. Die anderen trainieren an diesem Tag ohne Flasche und Anzug, aber mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen. Streckenschwimmen steht auf dem Programm. Kacheln zählen. Eine Bahn nach der anderen wird heruntergespult, mal flott, mal gemütlicher.

Der Tauchclub Korb hatte Glück im Unglück – so könnte man beschreiben, weshalb der lediglich rund 45 Mitglieder zählende Verein in dem Hallenbad neben der Kepplerschule untergekommen ist. Bis vor rund zehn Jahren hatte eine Korber Tauchschule die zwei Stunden im Hallenbad gebucht. Als der Betreiber der Schule starb, gründeten ein paar seiner ehemaligen Schüler den Tauchclub – und übernahmen die Trainingszeiten.

Tobias Enge ist Gründungsmitglied. Wasser, sagt er, sei schon immer seine Passion gewesen. „Ich konnte tauchen, noch bevor ich geschwommen bin.“ Als kleiner Bub habe er im Schwimmbad immer versucht, so oft wie möglich den Beckenboden zu erreichen. Runter und wieder hoch, runter und hoch. „Heute tauche ich überall, wo genug Wasser drin ist“, sagt er und grinst – am liebsten in Höhlen in der französischen Jura. Den allerersten Tauchgang hat der Softwareentwickler Enge vor vielen Jahren im Korber Bädle gemacht, dieser Schnuppertauchgang war ein Geschenk seiner Gattin.

Nach der Trainingsstunde hocken die Taucher immer im Foyer des Hallenbads zusammen – und erzählen sich von ihren Unterwasserabenteuern oder planen neue. Demnächst wollen ein paar der Korber Kumpels zusammen im Roten Meer tauchen. Das Bad haben Eckstein und seine Freunde spät am Abend komplett für sich. Der Bademeister hat sich längst verabschiedet, der Verein hat die Schlüsselgewalt. Ein paar neue Mitglieder, sagt der Vorsitzende, seien willkommen. „Aber mehr als 50 wollen wir nicht unbedingt werden.“ Ein kostenloser Schuppertauchgang sei jederzeit nach Voranmeldung möglich. Wer einen Tauchkurs machen will, der werde in der Regel an einen befreundeten Froschmann vermittelt, der eine Tauchschule betreibt und im Korber Bad übt. Im Verein gibt es zwar auch einen Tauchlehrer, aber der sei viel beschäftigt und nicht immer im Training.

Ein paar der Korber Taucher machen zurzeit trotzdem im Verein einen Kurs für Fortgeschrittene – klar, dass der Wassernarr Tobias Enge mitmacht. Es ist spät geworden an diesem Trainingsabend. Rolf Eckstein sagt: „Spätestens um Mitternacht müssen wir draußen sein, sonst geht die Alarmanlage des Hallenbads los.“