Die Siegerentwürfe für den Wohnungsbau auf der Korber Höhe in Waiblingen stehen nun fest. Das Projekt der IBA’27 bringt dem Stadtteil ein langersehntes Pflegeheim und rund 180 zusätzliche Wohnungen mit einigen Besonderheiten.

Es geht vorwärts auf der Korber Höhe in Waiblingen: Eine Jury hat nun die Siegerentwürfe für das ambitionierte Bauvorhaben „Neues Wohnen auf der Korber Höhe“ an der Stauferstraße ausgewählt. Seit dem vergangenen Jahr gehört es zu den Projekten der Internationalen Bauausstellung (IBA) im Jahr 2027. Letztere soll Antworten darauf geben, wie das Wohnen in der Zukunft aussehen kann. Für die Bauherren heißt das, dass sie innovative Ideen statt eines Standardprogramms liefern sollten.

 

Baufeld 4 bleibt in städtischer Hand

Der Entwurf zeigt Gebäude, die auf dem städtischen Baufeld 4 entstehen sollen. Foto: AllesWirdGut Architekten

Je mehr kluge Köpfe, desto mehr gute Konzepte – nach diesem Motto hat die Stadt Waiblingen das rund drei Hektar große, an einem Nordhang liegende Plangebiet entlang der einseitig bebauten Stauferstraße in vier Baufelder aufgeteilt. Für das nördlichste Baufeld mit der Nummer 4 tritt die Städtische Wohnungsgesellschaft als Investor auf. Dort soll neben Wohnungen ein Mobilitätshub mit Stellplätzen für private Pkw, Fahrräder und Carsharing entstehen, um die Stauferstraße von zusätzlichem Verkehr zu entlasten. Den ersten Preis gewonnen hat der Entwurf des Wiener Architekturbüros mit dem vielversprechenden Namen AllesWirdGut – gemeinsam mit dem Stuttgarter Büro Faktorgrün Landschaftsarchitekten.

Baufeld 3 betreut kein Unbekannter

So stellt sich das Stuttgarter Büro die Gebäude in Baufeld 3 vor. Foto: Haas Cook Zemmrich Studio

Das benachbarte Baufeld 3 hat sich der Rottweiler Investor GVS Unternehmensgruppe gesichert, mit dem die Stadt bereits mehrere Projekte gestemmt hat. So ist die Firma zum Beispiel Investor und Bauherr des Projekts „Neue Ortsmitte Neustadt“. Das Unternehmen, das sich unter anderem auf besondere Immobilien wie Seniorenzentren spezialisiert hat, verwirklicht in der Ortschaft aktuell eine Pflegeeinrichtung und einen Sitz für die Ortschaftsverwaltung. Der von der Jury ausgewählte Siegerentwurf für die Korber Höhe stammt von Haas Cook Zemmrich Studio 2050 in Stuttgart. Auch für das Baufeld 1 konnte sich die GVS Unternehmensgruppe den Zuschlag sichern – hier im Tandem mit Summacumfemmer Architekten aus Leipzig. Um die Grünflächengestaltung kümmern sich Ottl.la Landschaftsarchitekten aus München.

Der Entwurf für das Baufeld 1. Foto: Summacumfemmer Architekten

Für das Baufeld 2 ist als Investor die Karlsruher Firma Weisenburger Bau zuständig, der Entwurf von Fatkoehl Architekten mit Forty Five Degrees und Atelier Le Balto in Berlin überzeugte die Jury. Deren Vorsitzender, der Architekt Thomas Herrmann, sagt zum Verfahren: „Die vier Baufelder mit unterschiedlichen Nutzungsmischungen und Investoren zu einem stimmigen Quartier zu bündeln, war eine echte Herausforderung.“ Die scheint nun aber gemeistert. Waiblingens Oberbürgermeister Sebastian Wolf sagt dazu: „Es ist toll, dass wir den Bestand der Korber Höhe mit dem Neubauprojekt so überzeugend verknüpfen können. Die Siegerentwürfe nehmen das Thema des Generationenwechsels souverän auf und bringen uns ein großes Stück voran.“

Der Entwurf für das Baufeld 2 an der Stauferstraße. Foto: Fatkoehl Architekten

Für die Planungen hatte der Gemeinderat Waiblingen vorab die Devise „Hoch und Grün“ ausgegeben, sprich: Die Wohngebäude sollen zur Stauferstraße hin bis zu fünf, in Richtung der Kreisstraße bis zu sieben Geschosse aufweisen. Dadurch bleibt zwischen den Gebäuden mehr Platz für Grün und Freiflächen. Das ist auch für die Kinder im Stadtteil eine gute Nachricht, denn so können sie den Hügel im Westen weiterhin als Schlittenbahn nutzen.

In die Erdgeschosse der neuen Gebäude sollen eine Kindertageseinrichtung sowie Gewerbe- und Gastronomiebetriebe einziehen. Statt der ursprünglich im Raum stehenden Zahl von 220 Wohnungen, werden auf der Korber Höhe nur rund 180 Wohneinheiten entstehen. Wie geplant soll aber für jeden Platzbedarf etwas dabei sein – die Bandbreite reicht von Ein-Zimmer-Appartements bis zu Wohnungen mit sechs Zimmern.

Zum Angebot gehören auch Clusterwohnungen für Wohn- und Pflegegemeinschaften. Die Grundrisse sind so angelegt, dass es sogenannte „Schaltzimmer“ gibt, die je nach Bedarf und Lebenssituation dazu gemietet oder wieder abgegeben werden können. Auch das dringend benötigte Pflegeheim für die Korber Höhe wird kommen – mit einem ambulanten und stationären Angebot.

Zukunftsvisionen für sechs Kommunen

Stadtteil
 Die Korber Höhe in Waiblingen gehört in der Region zu den letzten Großwohnsiedlungen aus der Zeit der 1970er Jahre. Weil viele ihrer Bewohner inzwischen das Seniorenalter erreicht haben, werden dringend barrierefreie und seniorengerechte Wohnungen für die Menschen benötigt, die weiterhin im Stadtteil leben möchten. Dadurch könnte auch Wohnraum für Familien frei werden.

Bauausstellung
 Das Projekt „Neues Wohnen auf der Korber Höhe“ wurde im Sommer 2023 als IBA-Projekt ausgewählt. Bis zum Termin der Internationalen Bauausstellung im Jahr 2027 wird das Projekt in Waiblingen jedoch kaum vollendet werden können. Verzögerungen gibt es auch bei anderen IBA’27-Projekten im Rems-Murr-Kreis. In den Kreis der IBA’27-Teilnehmer sind neben der Korber Höhe in Waiblingen noch Projekte in Schorndorf, Kernen, Backnang, Fellbach und Winnenden aufgenommen worden.