Ihre Trainingsstunden halten die Unterwasserfreunde seit 20 Jahren im örtlichen Freizeitbad ab. Zum Tauchen in freier Natur zieht es sie oft genug in die Ferne. Aber auch Baggerseen haben ihren Reiz.

Korntal-Münchingen - Denis Stanojkovic ist eine Wasserratte. Das Schnuppertauchen bei den Unterwasserfreunden Korntal-Münchingen hat er zum Geburtstag bekommen. „Wir verschenken gerne Erlebnisse“, erklärt die Mutter. So sitzt beim ersten Tauchgang des dreizehnjährigen Schülers der Gerhard-Hauptmann-Realschule Leonberg auch die ganze Familie mit am Beckenrand.

 

Michael Rosengarth, dem ersten Vorsitzenden der Unterwasserfreunde Korntal-Münchingen, ist die Nachwuchsarbeit wichtig: „Wir brauchen junge Leute im Verein.“ Im Lauf der 20-jährigen Geschichte gab es in Korntal einmal rund 60 Unterwasserfreunde, heute sind es nur noch halb so viele. Viele seien weggezogen oder könnten den Sport aus Altersgründen nicht mehr ausüben, sagt Rosengarth.

Vereinsmitglied Jürgen Glodek, ein 53-jähriger Kriminalbeamter, weist Schnuppertaucher Denis ein. Die Ausrüstung ist rasch erklärt: Brille, Flossen, ärmellose Weste. Außerdem die Flasche mit rund 2200 Litern Atemluft. „Die bekommen wir hier im Schwimmbad sicher nicht leer“, lacht Glodek. Beim Tauchen in Tiefen von etwa 25 Metern reicht die Flasche für etwa eine Stunde. Aus der Flasche ragen zwei Schläuche mit Mundstücken. „Der schwarze ist für dich, der gelbe ist für deinen Buddy, deinen Freund – falls du ihn im Wasser unterstützen musst.“

Ohne Buddy geht gar nichts

„Tauchen ist wie eine Seilschaft im Gebirge“, erläutert Rosengarth. „Wir sind mindestens zu zweit.“ In der Regel sei der Sport nicht gefährlich. „Wenn aber ein Fehler passiert, ist es wichtig, dass wir uns aufeinander verlassen können. Dein Buddy ist deine Lebensversicherung“, sagt er. Zum Tauchen ist Rosengarth über einen Freund gekommen, der ihn vor 14 Jahren zu den Unterwasserfreunden mitnahm. Er ist ihnen treu geblieben – nicht nur, weil den gelernten Physiker und selbstständigen Software-Entwickler die Technik interessiert. „Mein Job ist oft stressig. Das Tauchen ist ein Ausgleich: Unter Wasser ist es still. Ich höre nichts als meinen eigenen Atem. Das macht mich innerlich gelassen“, sagt der muntere Mann.

Denis lernt in der Zwischenzeit den Druckausgleich: Nase zuhalten und kräftig ausatmen. Und das Einmaleins der Tauchersprache. Die Spitzen von Daumen und Zeigefinger aneinandergelegt: alles okay. Die ausgestreckte flache Hand leicht hin und her bewegt: Es gibt ein Problem. Daumen hoch oder runter: auf- oder abtauchen. Die Hand mit geschlossenen Fingern senkrecht vor der Stirn: Hai in Sicht.

Einige der Unterwasserfreunde aus Korntal-Münchingen haben den Meeresräuber schon einmal in freier Wildbahn erlebt. Besonders im Roten Meer, wo die Vereinsmitglieder gerne hinreisen, können Haie von drei Metern Länge den Tauchern begegnen. Und dann? „Gelassen bleiben und schauen“, erläutert Glodek sein Rezept. Alle Vereinsmitglieder fotografieren oder filmen gern. „Ruhig schwebend die Welt unter Wasser zu erleben ist einfach toll“, sagt Christian Bickel.

„Auch die heimischen Gewässer sind schön“

Der zweite Vorsitzende der Unterwasserfreunde ist 27 Jahre alt und Software-Entwickler bei einem Automobilhersteller. Er taucht, seit er 14 Jahre alt ist. „Auch die heimischen Gewässer sind schön“, sagt er. Hechte, Krebse, Käfer – die Fauna etwa an Baggerseen bei Rastatt, in den Rheinauen bei Karlsruhe oder am Bodensee könne ebenso reizvoll sein.

Wer eine eigene Tauchausrüstung hat, schleppt rund 30 Kilogramm Gepäck im Wert von mindestens 1000 Euro mit sich – das ist der minimale Preis für eine Basis-Ausrüstung. Bei den Unterwasserfreunden bekommen die Schnuppertaucher die Ausrüstung gegen einen Unkostenbeitrag gestellt. Die Geräte sind gewartet, die Flaschen gefüllt: Ein Tauchsportladen vor Ort übernimmt den Service. Dort können die Vereinsmitglieder auch einen Tauchschein machen.

Eine ärztliche Bescheinigung ist dafür Voraussetzung. Das Training im Hallenbad steht allen Vereinsmitgliedern jederzeit offen. Wer allerdings auf Tour in offene Gewässer mitgehen möchte, braucht die offizielle Genehmigung. „Nur dann greift die Versicherung, die wir für die Mitglieder abgeschlossen haben“, erläutert Rosengarth.

Die Rolle rückwärts unter Wasser

Schnuppertaucher Denis zeigt seiner Familie, was er gelernt hat: eine Rolle rückwärts unter Wasser, in voller Montur. „Das kann normalerweise keiner beim ersten Mal“, lobt Rosengarth. Vielleicht kommt der begabte Schüler ja wieder und feiert mit dem Verein im Schwimmbad den Jahreswechsel – standesgemäß unter Wasser.