Die Stadt Korntal-Münchingen stellt im kommenden Haushalt Geld bereit, um besonders aktiven Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr unter anderem Gutscheine zu schenken. Ähnliche Pläne gibt es in anderen Orten im Kreis – doch ob sie helfen, mehr Nachwuchs zu bekommen?

Sie sind stets bereit, ihr Leben ehrenamtlich für die Bürger von Korntal-Münchingen zu riskieren. Tag und Nacht sind sie in Bereitschaft, um größere Katastrophen zu verhindern“, schreibt die Stadt über ihre freiwillige Feuerwehr. Um diesen Einsatz zu würdigen, aber auch um neue Mitglieder zu locken, führt sie nun ein Bonussystem ein und geht damit einen Schritt weiter als viele Kommunen im Kreis. 5000 Euro stellt die Stadt im Haushalt zur Verfügung. Finanziert werden Gutscheine für sportliche und kulturelle Events, für Fitnessstudios sowie Karten für das Freizeitbad für die Mitglieder, die oft an Übungen oder Einsätzen teilnehmen.

 

„Wir sammeln nun Erfahrung, wie das in Anspruch genommen wird“, sagt Beate Mäker, bei der Stadt zuständig für das Feuerwehrwesen. „Ich halte das für eine gute Sache“, ist sie von einem Erfolg überzeugt.

Vorbild für das Korntal-Münchinger Bonussystem war die Stadt Erkrath bei Düsseldorf. Diese hatte Ende 2011 die Einführung eines umfangreichen Bonussystems beschlossen, das die Finanzierung von Führerscheinen, aber auch Dauerkarten für Sportvereine umfasst. „Wir gehen offensiv mit Nachwuchsproblemen um“, sagt Markus Steinacker, der sich bei der Stadt Erkrath um die Belange der freiwilligen Feuerwehr kümmert. Jedes Jahr nimmt eine Handvoll Mitglieder das Führerschein-Angebot wahr – „nur deswegen tritt aber keiner in die Feuerwehr ein“, sagt er.

Das beurteilt zwar auch der Ludwigsburger Kreisbrandmeister Andy Dorroch so, abtun will er das Projekt in Korntal-Münchingen aber nicht: „Vom Grundsatz her ist das toll, wenn sich die Kommunen um ihre Feuerwehren Gedanken machen.“ Denn das vermisst er bei vielen, weil die Situation als nicht so dringlich eingeschätzt werde. In jeder Kreiskommune werde zwar die notwendige Zahl an Feuerwehrleuten erreicht, problematisch sei mancherorts aber die Tagesverfügbarkeit. Betroffen seien vor allem Orte in der Nähe großer Städte mit Arbeitsplätzen wie Stuttgart, so wie das bei Korntal der Fall sei.

Aktiv ist auch Ditzingen: im Juli hat der Gemeinderat ein 40 000 Euro schweres Maßnahmenpaket beschlossen. Mit der Hälfte davon wird ein Fitnesstraining finanziert, zudem können jährlich 15 Mitglieder mit Partner im Feuerwehrhotel am Titisee urlauben, und langjährige Mitglieder werden mit einem Abendessen geehrt.

Auch eine weitere Nachbarstadt von Stuttgart hat einiges im Programm: Wer in Kornwestheim seit mindestens 15 Jahren aktiv ist, darf ebenfalls ins Feuerwehrhotel, die Stadt finanziert den Maschinisten zudem den Lkw-Führerschein. Und sie nimmt denen, die einen Lehrgang an der Landesfeuerwehrschule machen, viel Arbeit ab, indem sie sich direkt mit dem Arbeitgeber um die Lohnfortzahlung kümmert. Darüber hinaus können alle einmal wöchentlich kostenlos ins Hallenbad.

In Ludwigsburg – wie auch in Bönnigheim – gibt es noch kein vergleichbares Bonussystem. In der Barockstadt habe man das aber fest vor und werde im kommenden Jahr detaillierte Pläne für ein Bonussystem ausarbeiten, sagt eine Sprecherin.

Die Stadt Freiberg dagegen legt eher „ein besonderes Augenmerk auf die Jugendfeuerwehr“. Den Mitgliedern erfülle man so gut wie alle Wünsche, zudem erhalten die Jugendfeuerwehrwarte von 2015 an eine höhere ehrenamtliche Entschädigung, sagt der Fachbereichsleiter Peter Müller.

Ob das der Grund ist, weshalb sich die Zahl der „jungen Floriansjünger“ in drei Jahren verdoppelt hat, lässt sich schwer nachweisen. Der Kreisbrandmeister kann sich zudem vorstellen, dass Feuerwehrleute niedrigere Wassergebühren zahlen oder Grundstücke günstiger kaufen könnten. Für diesen Vorschlag freilich hat er Kritik geerntet. Das sei rechtlich nicht möglich, habe es geheißen. Wenn man aber politisch etwas wolle, gebe es einen Weg, kontert er.

Motivation für Feuerwehrleute anderswo

Erkrath
Die Stadt bietet vor allem den Jugendfeuerwehrmitgliedern an, bis zu 1400 Euro zum Auto-Führerschein zuzuschießen. Machen sie danach nicht für mindestens fünf Jahre im aktiven Dienst mit, müssen sie die Kosten anteilig zurückzahlen. Ältere Feuerwehrleute mit einer Truppführerausbildung können einen Lkw-Führerschein machen. Zudem sponsert die Stadt Stehplatz-Dauerkarten für Fußballerst- und -zweitligisten sowie einen Eishockeyverein, Eintrittskarten für Kultureinrichtungen oder Kinogutscheine und gibt Zuschüsse zu den Beiträgen im Fitnessclub. Jährlich rechnet die Stadt mit Kosten von 6000 Euro für den Auto-Führerschein, für die Dauer- sowie Kulturkarten mit je 1500 Euro. Für die Lkw-Ausbildung würden insgesamt 66 000 Euro fällig, falls sie jedes in Frage kommende Mitglied mache.

Bayern
Der Landesfeuerwehrverband hat einige frühere Bonuskarten umgewandelt und bietet nun die bayernweit gültige RedCard an. Im Internet können sich die Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren informieren, welche Läden, Einrichtungen oder Dienstleister ihnen Ermäßigungen bieten.

Kreis Ludwigsburg
In einigen Orten gibt es nach einer Umfrage derzeit Überlegungen, wie man die Wertschätzung besser zeigen könne. Affalterbach übernimmt schon zum Beispiel die Kosten für die Verlängerung des Führerscheins, eine Arbeitsgruppe des Feuerwehrausschusses befasst sich mit weiteren Ideen. Die Freudentaler Verwaltung berät für den Haushalt 2015 über einen höheren Zuschuss an die Kameradschaftskasse. In Besigheim wurde ein Dienstausweis eingeführt, mit dem die Mitglieder Vergünstigungen erhalten; diese werden auf der Internetseite des Landesfeuerwehrverbands bekanntgegeben. Über weitere Anreize denke man nach, heißt es bei der Stadt.