Wenn die Gemeinde zur Holzauktion im Seewald einlädt, dann kommen viele Interessenten. Für manche sind die steigenden Energiepreise der Grund. Für andere ist es schlicht ein Hobby, ihr Brennholz selbst aus dem Wald zu holen.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Korntal-Münchingen - Eigentlich hat Robert Schietinger ja schon beim Kurzholz den Zuschlag bekommen. Zwei Kubikmeter Holz hat der 75-Jährige aus Stuttgart-Stammheim gleich zu Beginn der Holzauktion im Seewald ersteigert. Wobei er, beziehungsweise seine Frau, ihr Gebot gar nicht erhöhen musste. Mit 85 Euro pro Holzmeter hat der zuständige Revierförster Stefan Frank die Auktion begonnen. Und für 170 Euro ist das Eichen- und Buchenholz an den Mann gegangen, welcher der lebende Beweis dafür zu sein scheint, dass Waldarbeit jung und rüstig hält. Noch vor Ort wird der Kaufvertrag geschlossen. Michaela Buchholz vom Liegenschaftsamt der Stadt Korntal-Münchingen fertigt ihn sofort aus. Und irgendwann in den nächsten Tagen wird die Rechnung dann bei den Käufern eingehen. Ob er noch mehr Holz an diesem Samstag ersteigern will, weiß Robert Schietinger noch nicht.

 

Umkehren tut er jedenfalls erstmal nicht. Er und seine Frau gehen weiter mit dem Pulk von Interessenten, der unter der Führung von Stefan Frank ein Los nach dem anderen in dem Münchinger Wald abwandert. Das trockene und sonnige Wetter macht offenbar Laune auszuhalten. Sechs Kurzholzlose, 85 Langholzlose und 15 Flächenlose sollen an diesem Morgen den Besitzer wechseln.

Der Preis richtet sich nach den Preisen in der Region aus

Kurzholz sind die schon auf Meterlänge gesägten Stämme. Das Anfangsgebot dafür liegt bei dieser Auktion bei 85 Euro. Langholz sind aufgehäufte Stämme von unterschiedlichem Volumen. Bei 48 Euro beginnt das erste Gebot dafür. Flächenlose sind abgesteckte Flächen im Wald, von denen der Käufer das am Boden liegende Holz holen muss. Die Anfangsgebote für die am Samstag angebotenen Lose gehen von 30 bis 120 Euro.

Der Preis, erklärt Frank, richte sich nach den in der Region üblichen Summen. Aber da die Nachfrage steigt, sind auch die Preise in den vergangenen Jahren geklettert, das wissen die, für die eine solche Holzauktion zu den jährlichen Ritualen gehört. „Ich bin schon vor 30 Jahren mit meiner Mutter gekommen“, sagt Elke Hieber. Dass es immer direkt vor der Versteigerung minütlich mehr werden, gefällt nicht jedem der Interessenten. Schon im Vorfeld haben sich die meisten die Lose angeschaut und ihren Lieblingsholzhaufen gefunden. Die einen wollen dicke Stämme, andere wie Siegfried und Inge Bosch sind auf der Suche nach Holz, das sie gut abtransportieren können.

Das Holz bis zum 30. Juni aus dem Wald sein

In Zeiten steigender Energiepreise heizen immer mehr Menschen mit Holz. Robert Schietinger und seine Frau können sich darüber nur wundern. Sie tun das seit Jahr und Tag. Andere der etwa 70 Interessenten nennen noch weitere Gründe, warum sie etwa von Hegnach nach Korntal-Münchingen gekommen sind. „Es ist ein Hobby“, sagt Karl-Heinz Fegg. „Es ist schön, draußen im Wald zu sein“, sagt er. Die nächsten Wochenenden wird es wohl so sein. Denn auch im Wald gelten Regeln. Bis zum 30. April müssen die Lose üblicherweise abtransportiert sein. Stefan Frank gibt für Münchingen noch Verlängerung und nennt als Datum den 30. Juni. Nur wer sich dann meldet und triftige Gründe vorweisen kann, darf sich länger Zeit lassen. Sonst wird das Holz anderweitig verkauft.

Robert Schietinger ersteht noch einmal fünf Kubikmeter Langholz für 200 Euro, Stefan Frank sprüht mit orangener Farbe des Namen des Besitzers auf das Holz. „Jetzt ist aber Schluss“, sagt Ingeborg Schietinger. Sicher scheint das aber nicht.

Die nächsten Versteigerungstermine im Kreis

Bedingungen
Wer sein Brennholz selbst aus dem Wald holen will, muss sich an strenge Sicherheitsbestimmungen halten. So darf er bei den Arbeiten nicht alleine unterwegs sein. Außerdem muss er als sogenannter Brennholzselbstverwerter einen Sachkunde-Nachweis in Form eines Motorsägenkurses vorlegen. Die Schutzkleidung ist vorgeschrieben: eine Holzschnitthose, Arbeitsschuhe, Schutzhandschuhe und ein Kopfschutz.

Auktionen
Zahlreiche Gemeinden veranstalten noch Holzauktionen. In Sachsenheim findet am 13. März allerdings nicht vor Ort, sondern im Gasthaus Rose um 18.30 Uhr eine Versteigerung statt. Am 15. März beginnt um 10 Uhr eine Auktion in Gemmrigheim im Distrikt Bonholz an der Waldwegekreuzung Bonholzweg. Am gleichen Tag wird auf der Deponie Lemberg in Ludwigsburg um 14 Uhr Brennschichtholz versteigert. Im Sportheim Klosterburgstuben beim Freibad Bönnigheim kann von 18.30 Uhr an am 18. März Holz aus Bönnigheimer, Erligheimer und Kirchheimer Gemarkung erstanden werden. Am 22. März versteigert Eberdingen im Distrikt Heutal um 10 Uhr Flächen- und Langholzlose.