Der Gemeinderat von Korntal-Münchingen vertagte seine Entscheidung darüber, wie das städtische Straßennetz an die Bundesstraße angebunden wird. Nun blicken alle gespannt nach Stuttgart, denn das Regierungspräsidium will Ergebnisse sehen.

Korntal-Münchingen - Jetzt kam alles anders als geplant: Eigentlich sollte der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend beschließen, wie das städtische Straßennetz an die B 10 angebunden wird, wenn die Anschlussstelle Müllerheim ein Stück nach Westen verlegt ist. Die Zeit drängt, das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart verlangt bis Ende des Jahres eine Entscheidung. Der Beschluss wurde auf Antrag der CDU jedoch vertagt, es wird noch eine Emissions-Untersuchung geben, und der Vorschlag der lokalen Agendagruppe Lebenswertes Münchingen von vor über einem Jahr rückt in den Mittelpunkt – und mit ihm der Schutz der Müllerheimer vor noch mehr Verkehr. Auch der Bürgermeister bevorzugt jetzt jene Lösung – obwohl sie kostspielig ist. Das war aus Sicht der Stadt immer der Knackpunkt.

 

Geht es nach der Agendagruppe, kommen die Autofahrer weiterhin von der Tampoprint-Kreuzung aus auf die B 10. Die Straße nach Norden führt sie aber nicht mehr direkt auf die B 10, sondern durch eine neue Unterführung bei der jetzigen Anschlussstelle in einem großen Bogen an der Gärtnerei Eckstein vorbei zum neuen Knoten. „Eine neue Unterführung entlastet Müllerheim“, sagte die Sprecherin Ursula Schill. Sie zeigte sich über den Verlauf der Sitzung so erstaunt wie erfreut.

Hunderte Müllerheimer betroffen

Eine neue Unterführung kostet aber auch 3,5 bis vier Millionen Euro. Diese Summe müsste das verschuldete Korntal-Münchingen allein stemmen. Und das wären längst nicht die einzigen Kosten, die im Zuge der Verlegung des B-10-Knotens auf die Stadt zukommen. In ihrer Vorlage für die Sitzung schlug die Verwaltung deshalb vor, stattdessen die vorhandene Unterführung zwischen der Tampoprint-Kreuzung und Müllerheim/Kallenberg zu nutzen. Diese Zufahrt wurde kombiniert mit einer zweiten Zufahrt zum neuen B-10-Knoten durch das Gewerbegebiet über die Kornwestheimer Straße und vorbei an der Bäckerei Trölsch. Ringschluss 2 heißt diese Lösung.

Mit ihr käme die Stadt zwar günstiger weg, jedoch bedeutet sie mehr Verkehr für Müllerheim. Laut dem Leiter des Fachbereichs Hoch- und Tiefbau in Korntal-Münchingen, Alexander Bagnewski, sind rund 340 Menschen betroffen, wenn der Verkehr von der und zur B 10 über die bestehende Unterführung und das bestehende Straßennetz verläuft.

Finanzierung eine „große Herausforderung“

Aus Sicht der CDU-Fraktion fehlen weitere wichtige Informationen. Die entsprechenden Untersuchungen hätten die Emissionen für Müllerheim nicht berücksichtigt, sagte der Vorsitzende Oliver Nauth. „Das muss aber geschehen.“ Daher beantragten die Christdemokraten, die Entscheidung für eine Variante zu vertagen, bis die Ergebnisse vorliegen, und sprachen sich für den Ringschluss 2 aus – mit neuer Unterführung. Auch SPD und FDP plädierten für eine Vertagung. Dagegen wollte die Chefin der Freien Wähler gleich eine Entscheidung zugunsten der neuen Unterführung. „Es ist klar, dass die Müllerheimer Emissionen ausgesetzt sind“, sagte Marianne Neuffer.

Der Bürgermeister änderte gar seine Meinung. Er priorisiere nun Ringschluss 2 mit neuer Unterführung, weil damit weniger Verkehr durch Müllerheim rollt. „Diese Klarheit hat sich erst in der letzten Zeit und aufgrund der vielen Diskussionen entwickelt“, sagte Joachim Wolf (parteilos) unserer Zeitung. Die Finanzierung sei eine „große Herausforderung“, doch dafür bekäme man eine nachhaltige, zukunftsfähige und gescheite Lösung. Die alte Unterführung bleibe wohl bestehen, müsse aber technisch optimiert werden. In ihrem sanierungsbedürftigen Zustand hätte sie auch ausgebaut werden müssen, um als Zufahrt zum neuen Knoten zu dienen.

Drohen nun drastische Konsequenzen?

Die Vertagung der Entscheidung sieht der Bürgermeister indes kritisch. „Wir gewinnen mit der Untersuchung keine maßgeblichen Erkenntnisse“, ist Joachim Wolf überzeugt. Er werde nun alles tun, um auf das Verständnis des RP hinzuwirken. Stand jetzt entscheidet sich der Gemeinderat am 13. Februar für eine Variante.

Das RP will mit seinen Vorplanungen für den autobahnähnlichen Ausbau der B 10 zwischen Enzweihingen und Zuffenhausen bereits Ende 2020 fertig sein, zumal der Bund ihm mittlerweile eine hohe Priorität gegeben hat. „Die Frist ist erforderlich, damit die Verlegung beim Ausbau der B 10 berücksichtigt und die geplante Zeitschiene weiter eingehalten werden kann“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Man werde nun „zeitnah“ Rücksprache mit der Stadt halten. Bis dahin könne man keine Aussagen zum weiteren Verlauf machen. „Unabhängig davon gilt die zuletzt genannte Frist.“

Zähneknirschende Zustimmung

Vor gut einer Woche teilte das RP auf Nachfrage mit, dass die Verlegung des Anschlusses Müllerheim beim Ausbau der B 10 ansonsten nicht mehr berücksichtigt werden könne – und der Knoten ersatzlos entfallen würde.

Im Februar hatte der Gemeinderat der Verlegung der Anschlussstelle zähneknirschend zugestimmt. Der Anschluss liegt zu nahe an der Autobahnausfahrt Stuttgart-Zuffenhausen, auch fehlen ihm Ein- und Ausfädelspuren.