Er verkauft in einem Laden in Korntal-Münchingen
viele Getränke, nicht nur Bier. Aber jetzt ist Frank Di Marco auch Bier-Sommelier – und kennt sogar Rezepte für Cocktails mit Bier.

Korntal-Münchingen - Das Feierabendbier darf aus dem Kühlschrank kommen und die Kehle runterzischen. Das Pils zum Essen sollte ein bisschen wärmer sein, zehn bis zwölf Grad. Und zum Verkosten muss ein Bier Zimmertemperatur haben – sonst kommen Hopfen- und Malzaromen nicht richtig zur Geltung beziehungsweise auf die Geschmacksnerven im Mund. Frank Di Marco ist großer Bierfan, und schon beim Erzählen dieser Grundlagen staunen seine Zuhörer. Denn der Mitinhaber der Getränkehandlung Heck in Münchingen ist seit ein paar Wochen auch Bier-Sommelier. Nach einer umfangreichen Weiterbildung bietet er jetzt auch Bierverkostungen an, mit fachkundigem „Wording“. Bei diesen Erklärungen ist Honigduft nur der Anfang. Seine erste öffentliche Bierprobe war beim Münchinger Sommerabend – mit erfreulicher Resonanz, sagt der 47-Jährige.

 

Ein Naturprodukt, das man schätzen sollte

„Bier ist ein sehr emotionales Produkt“, sagt Di Marco, der seit gut 20 Jahren im Familienbetrieb mitarbeitet und jetzt geschäftsführender Gesellschafter ist, „Bier ist aber auch ein Naturprodukt, das man schätzen sollte.“ Biergenuss sei etwas ganz anderes als Biertrinken im Festzelt. Bier sei gleichwohl ein alkoholisches Getränk, und Alkohol ein Zellgift. Deshalb lege er größten Wert auf Jugendschutz.

Di Marco outet sich auch als großer Fan von sogenanntem Craft-Beer – also von Bieren, die handwerklich und nicht industriell gefertigt sind. Doch die eigentliche Definition dafür bedeutet nicht „kleine Brauerei“. Sie kommt aus Amerika und zieht die Grenze bei fünf Millionen Hektoliter im Jahr, andere Quellen nennen das Doppelte. Da sind dem Getränkefachmann inhabergeführte Brauereien wie Schönbuch in Böblingen, Kaiser in Geislingen, Haller Löwenbräu oder die Hilsenbeck-Lammbrauerei in Gruibingen allemal lieber, oder auch örtliche Lokalbrauereien wie Wichtel (Ditzingen), Sacher (Leonberg) oder Roßknecht (Ludwigsburg).

15-Euro-Preisschranke überwunden

Er versuche seine Kunden davon zu überzeugen, erzählt der 47-Jährige, dass gutes Bier seinen Preis haben müsse. Die 15-Euro-Preisschranke „haben wir hinter uns“, kommentiert er die Preispolitik der großen Brauereien, die sehr häufig die Kastenpreise erhöhten. Er erzählt sehr gern von seiner Fortbildung, die mit der Kulturgeschichte des Bieres begonnen habe, Einblicke in die Braukunst bot und beim Erlernen, Erschmecken und Erriechen der Bieraromen noch lange nicht endete. „Der Geruch ist eine sehr psychologische und sehr individuelle Sache“ sagt er – und der intensive Hopfendurft strömt aus einem Probierglas zum Besucher.

Von verdünntem Bier hält er gar nichts („lieber ein Wasser zum Bier“), kennt dafür Rezepte für Cocktails („für den Hugo Holundersirup und ein Pils statt Prosecco“) und das Kochen mit Bier („in die Bechamelsoße für die Lasagne halb Milch und halb Bier“). Eigentlich ist Di Marco ja Anglist und Literaturwissenschaftler: „Bei Charles Dickens wird ständig gesoffen, und Goethe hat mit Wilhelm Meister das Studentenleben mit Bier beschrieben.“

Vielleicht verwirklicht Di Marco eines Tages eine ganz andere Idee: „Vielleicht mach’ ich noch meine eigene Brauerei auf.“ Und dies kommt gar nicht lauwarm rüber.