Korntaler Mieter von Vonovia in Not Elf Tage lang ohne Heizung – und zeitweise war auch noch das Wasser weg

, aktualisiert am 13.10.2025 - 10:51 Uhr
Im Mai ahnt Vonovia-Mieter Armin Schuster (Name geändert) aus dem Korntaler Bahnhofsviertel nicht, dass er im Herbst elf Tage lang frieren muss. Foto: Simon Granville, imago/Horst Galuschka

Mieter im Korntaler Bahnhofsviertel haben elf Tage lang ohne Heizung gebibbert. Zeitweise war auch das Wasser weg. Bei Heizungsproblemen ist der Eigentümer Vonovia kaum eine Hilfe.

Es ist Herbst, es ist kühl. Doch Armin Schuster (Name geändert) kann es sich in seiner Dreizimmerwohnung in der Weilimdorfer Straße in Korntal erst seit Donnerstagnachmittag kuschelig warm machen. Zuvor bibberten der Mittdreißiger, seine Frau und ihr Baby: Sie hatten elf Tage lang keine Heizung. „Das war für alle kalt.“

 

Den Eigentümer und Vermieter Vonovia, Deutschlands größter Immobilienkonzern, hatte Armin Schuster sofort informiert. Täglich hat er geschrieben und angerufen. Trotzdem geschah nichts. „Man hat uns vor dem Feiertag gesagt, dass spätestens bis 14 Uhr am 3. Oktober alles wieder funktioniert. Danach gab es keine Zusicherungen mehr.“

Die Beschwerden der Mieter bei Vermieter Vonovia helfen nur wenig

Ursprünglich wollte die Familie in ein Hotel gehen. „Wir haben uns dagegen entschieden, da wir dort keine Küche für das Baby haben.“ Die Familie hat sich in einem Raum mit einer Klimaanlage beholfen. „Wir haben die Türen der Zimmer geöffnet, damit sich etwas Wärme auf die anderen Räume verteilt. Das funktionierte aber nur minimal.“ Die Temperatur in nicht geheizten Räumen habe je nach Wetter 15 bis 18 Grad betragen, „wenn wir die Fenster nicht öffneten“. Nicht das einzige Problem: „Der Schimmel hat sich wieder gebildet, da jeder Raum zwischen 70 und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit hatte.“

Nachbarn, die sich ebenfalls täglich bei Vonovia beschwert hätten, hätten sich Heizstrahler zugelegt. Andere seien zu ihren Familien geflüchtet. Er werde die Miete kürzen, meint Armin Schuster. Und ist heilfroh, dass er noch diesen Monat auszieht: Er und seine Frau haben eine Wohnung gekauft.

Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit hat sich in der Wohnung Schimmel gebildet. Foto: privat

„Für den Komfortverlust möchten wir uns entschuldigen“, sagt der Vonovia-Sprecher Olaf Frei auf Anfrage. Man werde den Mietern „als kleine Wiedergutmachung pauschal eine Mietminderung von 100 Euro pro Wohnung gutschreiben“. Betroffen waren demnach insgesamt 46 Wohneinheiten in drei Gebäuden.

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stadt-kritisiert-wohnungskonzern-vonovia-wendet-mietspiegel-nicht-korrekt-an.2e176bee-7fe6-4937-86f3-984abece3e3c.html

Warum die Heizung nicht funktioniert hat, kann Frei noch nicht sagen. Vonovia ist für die Heizanlage in der Weilimdorfer Straße nicht zuständig. Sie ist eine Contracting-Anlage, die ein externer Energiedienstleister betreibt, der auch Wartung und Reparatur verantwortet und hierfür lokale Subunternehmer beauftragt. „Daher können wir als Vonovia nicht mit unseren Handwerkern aktiv werden“, sagt Frei. Vonovia konnte lediglich Kontakt zu Dienstleister und Subunternehmer aufnehmen. Das Contracting erfordere eine Abstimmungsschleife mehr, sagt Frei. Das könne zu Verzögerungen führen.

Legionellen-Belastung ist ein weiteres Problem in den Vonovia-Wohnungen

Armin Schuster spricht von „enormem Frust und extremer Zeitverzögerung“. Mit Grauen denkt er an vorige Woche zurück: Ende September habe es wieder einen Rohrbruch gegeben. Am Montagabend habe der Notdienst ohne Vorwarnung das Haus vom Warm- und Kaltwasser abgeschnitten. Zwei Tage lang. Da war auch bereits die Heizung defekt.

Kein Wasser zu haben, sei noch etwas schlimmer gewesen, sagt Schuster: Dusche und WC seien ausgefallen, die Waschmaschine mit nasser Wäsche sowie die Spülmaschine seien stehengeblieben. „Wir mussten alles zur Familie bringen und bei der Oma spülen und duschen.“ Die Familie saß schon öfter auf dem Trockenen. Bis zum jüngsten Vorfall seien sie dieses Jahr bestimmt 20 Tage ohne Wasser gewesen. „Am 1. Oktober war das Wasser zurück, dafür kühlte die Wohnung aus.“

Hohe Luftfeuchtigkeit, niedrige Temperaturen: Armin Schuster und seine Familie hatten elf Tage lang keine funktionierende Heizung. Foto: privat

Der Vonovia-Sprecher bestätigt den Wasserschaden. „Unser Notfall-Monteur war umgehend vor Ort, um das Wasser um 17.15 Uhr abzustellen.“ Parallel sei eine Firma für Notfall-Leckortung beauftragt worden, die am Dienstagvormittag gekommen sei. Die Reparatur sei „umgehend“ erfolgt.

Fließt in der Weilimdorfer Straße Wasser, ist es mal mehr, mal weniger stark mit Legionellen belastet. Seit mindestens 2017 ist im Korntaler Bahnhofsviertel das Trinkwasser mit den Bakterien verseucht. Die letzte Untersuchung im Juni ergab einen Höchstwert von 300 KBE (die Zahl der koloniebildenden Einheiten beziehungsweise lebenden Mikroorganismen) je 100 Milliliter – nach zuvor 900 KBE. Die Kontamination lag auch schon weit im vierstelligen Bereich. Das Gesundheitsamt im Landratsamt Ludwigsburg muss informiert werden, wenn 100 KBE erreicht werden.

Vonovia lehnt Kernsanierung des Trinkwassersystems ab

„Zwischenzeitlich wurden Sanierungsarbeiten und ein hydraulischer Abgleich durchgeführt. Die aktuell noch eingebauten Duschfilter gewährleisten weiterhin die Gesundheit und Sicherheit unserer Mieter“, sagt der Vonovia-Sprecher. Die nächste Nachuntersuchung sei am 23. Oktober. Es werde erwartet, dass der Befund negativ ausfällt. Eine Kernsanierung des Trinkwassersystems, die das Landratsamt für die „sinnvollste Lösung“ hält, lehnt Vonovia ab.

Saniert wird im Bahnhofsviertel trotzdem. Der Konzern modernisiert für rund 4,5 Millionen Euro seine vier Gebäude in der Weilimdorfer Straße. Unter anderem bekommen die Mieter neue Fenster. „Ich habe Vonovia und dem Fensterbauer klargemacht, dass ich keinen Einbau zulasse, bis Heizung und Umzug erfolgt sind“, sagt Armin Schuster. Der Fensteraustausch dauere ein paar Stunden. In der Zeit ziehe die Kälte „enorm“ durch alle Zimmer. Mit einem Baby müsse man die Wohnung verlassen, da alles abgedeckt werde. „Krabbeln auf dem Boden ist bei der Kälte nicht mehr möglich.“

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