Beim Feuer in der Flüchtlingsunterkunft in der Heinkelstraße entstand ein Schaden in Höhe von 450 000 Euro.

Kornwestheim - Es gestaltet sich schwierig, die Ursache für das Feuer im Flüchtlingsheim an der Kornwestheimer Heinkelstraße am Samstagabend herauszufinden. Denn der Teil des Gebäudes, in dem der Brand ausgebrochen ist, ist nach Angaben der Polizei einsturzgefährdet. Den Kriminaltechnikern des Polizeipräsidiums Ludwigsburg sei es derzeit nicht möglich, den Brandort zu betreten, hieß es am Montag. Den Schaden an den beiden Gebäuden beziffert die Polizei auf rund 450 000 Euro. Die Stadt Kornwestheim hat inzwischen Kontakt zur Versicherung aufgenommen und den Schaden gemeldet.

 

Ein Statiker muss die beiden Gebäudeteile unter die Lupe nehmen. Offen ist derzeit, ob Wände oder Decken abgestützt oder vielleicht sogar eingerissen werden müssen, bevor die Gebäude betreten werden dürfen. Die Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck hofft, dass möglicherweise schon an diesem Dienstag, sonst aber in den kommenden Tagen Klarheit herrscht, wie weiter verfahren wird. Keck sagt das insbesondere mit Blick auf die Flüchtlinge, die nicht an ihre persönlichen Sachen kommen. Denn ob Kleidung, Papiere oder persönliche Erinnerungsstücke: All das ist für die Flüchtlinge aus der Heinkelstraße nicht erreichbar. Und wer in der rechten Hälfte gelebt hat, muss damit rechnen, dass seine Sachen verbrannt sind.

Die betroffenen Flüchtlinge sind in das Asylbewerberheim an der Villeneuvestraße eingewiesen worden. Dort kümmerten sich am Montag Vertreter des Landratsamts, das das Haus für die Flüchtlingsunterbringung nutzt, der Stadt und vom Arbeitskreis Asyl um die Menschen, die am Samstagabend ihr Obdach verloren haben. Es gab unter anderem Einkaufsgutscheine, um für den täglichen Bedarf einkaufen zu können. Ursula Keck spricht von einer großen Hilfsbereitschaft in der Kornwestheimer Bevölkerung. Mehrfach sei seit Samstagabend bei der Stadt angefragt worden, was konkret benötigt werde.

Einen technischen Defekt als Brandursache schließt die Polizei nicht aus – Brandstiftung allerdings auch nicht. Zwei gambische Bewohner waren am Samstag von der Polizei vorläufig festgenommen worden. Sie standen im Verdacht, das Feuer gelegt zu haben. Dieser Verdacht habe sich allerdings nicht erhärten lassen, teilte die Polizei am Montag mit. Bereits am Sonntagnachmittag wurden die Verdächtigen wieder auf freien Fuß entlassen. Die beiden Männer seien gegenüber der Polizei allerdings nicht sehr auskunftsfreudig gewesen und hätten von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Ganz unbekannt ist der Polizei einer der beiden nicht: Er war Beamten in Zusammenhang mit Drogengeschäften aufgefallen. Die beiden zunächst der Brandstiftung verdächtigten Männer waren wohl auch der Grund dafür, dass die Polizei schon am Freitag und auch am Samstag vor dem Brand das Flüchtlingsheim in der Heinkelstraße aufsuchte. Kurz vor dem Feuer, so schilderten es Zeugen der Polizei, habe es in dem Zimmer, in dem die beiden Männer gemeinsam lebten, einen Streit gegeben.

Die Stadt Kornwestheim muss sich nun überlegen, wo sie neuen Wohnraum für Flüchtlinge schafft. 50 Plätze weisen die Pläne für die Heinkelstraße aus, sie stehen zunächst einmal nicht mehr zur Verfügung. Und es ist nicht absehbar, ob sie dort wieder geschaffen werden können. „Das verschärft unsere Situation“, sagt die Oberbürgermeisterin. Das Landratsamt habe aber zugesichert, weitere Zuweisungen nach Kornwestheim vorerst nicht vorzunehmen. Als Ersatzwohnraum stehen Wohnungen zur Verfügung, die Obdachlose an der Aldinger Straße und in Containern auf dem Festplatz an der Bogenstraße geräumt haben, weil sie in neue Unterkünfte im Moldengraben umgezogen sind.