Die Kunststiftung Baden-Württemberg fördert junge Talente aller Sparten. Was sie so tun, verrät eine Ausstellung in Kornwestheim. Leicht macht sie es einem aber nicht?

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Mit einem Handtaschenpferd ist man immer auf der richtigen Seite. Wann immer man will, kann man sich von der ruhigen, gelassenen Stimmung der Pferde anstecken lassen. Ein implantierter Chip macht’s möglich, sich mit Hilfe in einen ähnlich entspannten Zustand versetzen zu lassen. Und das Beste am Handtaschenpferd: Es hinterlässt nur einen minimalen CO2- Fußabdruck

 

Man kann schon ins Grübeln kommen bei den Videos von Elisa Jule Braun, die sich in Manier von Werbefilmen dem Pferd widmet – oder besser den irrwitzigen Ideen, auf die Menschen kommen können. Denn hier wird dem Pferd die Schuld an ökologischen Problemen zugeschoben – und werden im Gegenzug die tollsten Pferdenachbildungen präsentiert, mechanische Tiere, auf denen der Mensch ökologisch korrekt in die Freiheit galoppieren kann.

Die „Equus“-Filme gehören zu den wenigen Arbeiten, die sich sofort erschließen in der Ausstellung im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim. Hier stellen derzeit Stipendiatinnen und Stipendiaten der Kunststiftung Baden-Württemberg Werke aus, die sich irgendwie mit Zeit, Raum und Sound befassen. Der Titel „Beyond Soundscapes“, also „Jenseits der Klanglandschaften“, liefert eine eher lose Klammer für die Mischung aus Videoarbeiten, Skulpturen und Klangkompositionen. Die Kunststiftung fördert eben ganz unterschiedliche Sparten.

Kühne Kuratorenthesen

Peter Zimmermann fertigt im Grunde klassische abstrakte Gemälde, auch wenn der farbige Epoxidharz, den er auf die Fläche schichtet, eine eigene, künstliche Materialität besitzt und schlichte wie schöne Farbwirkungen erzeugt. Dass die runde Kunstharzscheibe, die er auf den Boden gelegt hat, auch als Bühne für Konzerte genutzt werden kann und die Arbeit also einen klaren Bezug zur Musik hat – auf solch kühne Thesen können nur Kuratoren kommen, die Ausstellungen ihren Stempel aufdrücken wollen.

Hilfreicher wäre es gewesen, wenn man sich dem Publikum etwas mehr zugewandt hätte und in der Schau den Zugang zu den Werken besser geebnet hätte, denn die meisten dieser Künstler scheinen sich wenig darum zu scheren, was das Gegenüber mit ihnen anfangen kann. So hat Lukas Rehm während Corona im leeren Stuttgarter Flughafen ausgiebig gefilmt und zeigt zu Opernklängen einzelne Gestalten in der Leere oder lässt einen Akteur über Heilmittel aus Schlangenextrakt sinnieren. Überzeugend ist das nicht.

Pseudowissenschaft als Kunstprojekt

Interessanter sind da die Holzobjekte von Aline Xavier, die die ursprünglichen Formen von Flüssen wie dem Amazonas oder dem Rio Tietè mit exotischen Hölzern nachgebildet hat, um auf die koloniale Vergangenheit des globalen Südens hinzuweisen. Ulrike Buck hat Tongefäße in den Kleihues-Bau gestellt, die die Besucher mit Klöppeln zum Klingen bringen könnten. Bei dem Beitrag von Christian Kosmas Mayer sollte man sich dagegen nicht in die Irre führen lassen, er präsentiert Fake, nicht Fakten. Bei seinem Projekt „Ulam“ spekuliert er, wie die Sprache der Menschen vor Tausenden von Jahren geklungen haben könnte. In einem Video kann man die ulkigen Laute hören, die auf den Wänden auch wie in einem Lexikon aufgelistet sind mit pseudowahren Erklärungen zur Herkunft von „Bua ilt“ oder „Djan“.

Beyond Soundscapes: Museum im Kleihues-Bau, Stuttgarter Straße 93, Kornwestheim. Bis 26. Januar. Freitag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr.