Politiker von Bund und Land, Vertreter der Deutschen Bahn und Beteiligte aus Stammheim haben sich über die Lärmprobleme in Kornwestheim ausgetauscht. Besserung wäre möglich, kostete aber zusätzlich Geld.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Kornwestheim - Lastkräne piepsen laut zur Warnung, Container krachen donnernd auf den Boden und ungehaltene Lastwagenfahrer drücken auf die Hupe statt aufs Gas, weil sie in der Warteschlange die Geduld verlieren – vom Brummen der Motoren ganz zu schweigen. Kurz: Lärmquellen, die vom Kornwestheimer Containerbahnhof ausgehen, sind vielfältig. Nach Auskunft der Deutschen Bahn fahren täglich rund 300 Lastwagen aufs Gelände, das an der Bundesstraße 27A liegt. Durchschnittlich etwa 475 Container werden pro Arbeitstag verladen.

 

Container rumpeln

Kürzlich hat nun ein Gespräch auf dem Containerbahnhof in Kornwestheim stattgefunden, um über mögliche Maßnahmen zur Verringerung des Lärms zu sprechen. Mit am Tisch waren neben der Bundestagsabgeordneten Anna Christmann, auch Thomas Marwein, der Landtagsabgeordnete und Lärmschutzbeauftragte der Landesregierung (beide Grüne), sowie die Stammheimer Bezirksvorsteherin Susanne Korge und Roland Kellner, Vorstandsmitglied des Bürgervereins Stammheim. Als Vertreter der Deutschen Bahn haben Michael Gustavus, der Terminalleiter des Containerbahnhofs Kornwestheim, und Andreas Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene – Straße (DUSS), teilgenommen.

„Es ist gut, dass die Deutsche Bahn die Anliegen der Stammheimer sehr ernst nimmt“, sagte Christmann. Bei dem Gespräch wurden Verbesserungen beim Rückstau der Lastwagen bereits für nächstes Jahr angekündigt. „Das wäre ein erster wichtiger Schritt.“ Sie sehe „auch das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, die Deutsche Bahn bei weiteren Lärmschutzmaßnahmen zu unterstützen“. Automatisierung und Digitalisierung könnten dabei helfen, zum Beispiel, um die Container sanfter landen zu lassen. „Dafür müssen diese Maßnahmen aber auch entsprechend gefördert werden.“ Für einen weiteren Ausbau des Containerbahnhofs sei die Akzeptanz der Anwohner aber entscheidend. „Daher sollten Lärmschutzmaßnahmen gerade bei neuen Terminals hohe Priorität haben.“

Neben dem Umschlag der Container sind der bestehende Verkehr und dessen erwartete Zunahme ein weiteres Problem: „Bei dem Verkehrslärm und dem Lärm aus dem Industriegebiet in Kornwestheim zeigt sich wieder, dass bei der Lärmbetrachtung stets der Gesamtlärm betrachtet werden muss und nicht die einzelnen Quellen getrennt voneinander“, teilt Marwein mit. „Als Lärmschützer fordere ich den Bund auf, dies im Bundesimmissionsschutzrecht zu ändern, wie es im Übrigen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht“, sagte Marwein.

Lastwagen stauen sich

Stammheims Bezirksvorsteherin Susanne Korge zog ein positives Fazit, zumindest was die Gesprächsatmosphäre anging: „Es war ein gutes Gespräch, alle Teilnehmer waren aufgeschlossen.“ Allerdings müsse sich erst noch zeigen, inwieweit sich der Lärm tatsächlich verringern lasse. Eine Idee sei, mehr Rückstaufläche auf dem Gelände anzubieten, damit die Lastwagen sich nicht bis auf die Bundesstraße stauen. Möglicherweise lasse sich auch die Ampelschaltung verbessern: „Aktuell können nur sehr wenige Lkw vom Gelände auf die B 27 A einfahren, weil die Ampelphase zu kurz ist – das muss man prüfen und gegebenenfalls ändern.“

Journalisten waren zu dem Treffen auf dem Betriebsgelände nicht eingeladen. Auf Nachfrage teilt die Pressestelle der Bahn mit, dass als Maßnahme zu Verringerung des Lärms die Fahrwerke der Kräne erneuert wurden. Geschehen ist dies in den Jahren 2018/2019. Die Kosten hierfür beliefen sich laut Bahnsprecher auf 2,25 Millionen Euro. Was den Warnton der Kräne angeht, würden derzeit „mehrere Alternativen geprüft, zudem ist dabei die Abstimmung mit der Berufsgenossenschaft notwendig“. Besserung sei auch bei den Abladegeräuschen möglich: „Es gibt sogenannte ,Soft landing Systeme‘, hier steuert der Computer das geräuschminimale Aufsetzen“, sagt der Bahnsprecher. „Es ist vorgesehen solche Systeme einzusetzen, wobei hier zu klären ist, ob der Fördergeber, das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, diese Maßnahme unterstützt.“

Die Lastwagen im Rückstau seien nicht allein die Aufgabe der DUSS. „Wir werden im nächsten Jahr die Verkehrsführung im Einfahrtsbereich des Terminals verändern und mehr Vorstaufläche im Terminal selbst vorhalten“, so die Pressestelle der Bahn. Im öffentlichen Bereich müssten jedoch ebenfalls Veränderungen in der Straßenzuführung vorgenommen werden. „Des Weiteren wäre eine Lärmschutzwand in Richtung Stammheim hilfreich.“

Derzeit sind auf dem Containerbahnhof übrigens vier Kräne in Betrieb. Bei Bedarf könnten gemäß Planungsrecht zwei weitere hinzukommen. Einen konkreten Zeitpunkt hier für gebe es derzeit nicht.