Kornwestheimer Schülerin „Kribbeln im Bauch“ – Leticias großer Auftritt vor 1800 Menschen

Leticia aus Kornwestheim probt für ihre Rolle als Elsa im Musical „Die Eiskönigin“ Foto: Ines Rudel

Regelmäßig tritt die zehnjährige Leticia aus Kornwestheim vor 1800 Menschen auf. Sie spielt Elsa in dem Musical „Die Eiskönigin“. Wie sie an die Rolle kam.

Ludwigsburg: Frank Ruppert (rup)

Die zehnjährige Leticia spürt regelmäßig beim Aufstehen ein besonderes Kribbeln im Bauch. Das liegt aber nicht an einer Schularbeit oder etwas anderem, das in ihrer Klasse im Kornwestheimer Ernst-Sigle-Gymnasium passiert. Leticia tritt im Musical „Die Eiskönigin“ im Stage Apollo Theater beim Stuttgarter SI-Centrum auf. Sie spielt die junge Elsa – und das mit viel Herzblut.

 

„Wenn ich einen Auftritt habe, wache ich schon morgens mit einem Kribbeln im Bauch auf und freue mich den ganzen Tag“, sagt die junge Kornwestheimerin. Zu dem Job kam Leticia eher durch Zufall. Ihre Mutter habe gehört, dass Kinderdarsteller für das Musical gesucht werden, und da Leticia gerne singt und Ballett tanzt, fragte die Mutter einfach, ob Leticia das einmal ausprobieren wollte.

Das wollte sie und überzeugte in mehreren Runden beim Casting. Rund 200 Kinder wurden zur ersten Talentsichtung eingeladen, erinnert sich Thomas Hirschfeld. Er ist Kindermanager bei Stage Entertainment – der Firma, die die Musicals in Möhringen auf die Bühne bringt. Als Kindermananger war er vom Casting bis jetzt zu den regelmäßigen Auftritten vor 1800 Menschen im Apollo-Theater immer an der Seite der Kinder.

Romy (links) und Leticia kommen beide aus dem Landkreis Ludwigsburg und stehen gemeinsam auf der großen Bühne. Foto: Ines Rudel

Aus den ursprünglich 200 Kindern schafften es zehn Kinderpaare bis auf die Bühne in Möhringen – zwei Mädchen spielen pro Aufführung die Rollen der Elsa und ihrer kleinen Schwester Anna. 15 Mal ist Leticia schon in die Rolle der Anna geschlüpft, 30 Auftritte dürfen die Kinder pro Jahr absolvieren.

Ein Blick hinter die Kulissen der Eiskönigin

Die Gymnasiastin ist damit schon fast ein alter Hase. Die Abläufe am Auftrittstag laufen reibungslos. Etwa eineinhalb Stunden bevor das Musical beginnt, wird Leticia nach Möhringen gebracht, dann geht es erst einmal hinter die Bühne in das Prinzessinnenzimmer. Ein Aufenthaltsraum für die Kinderdarsteller in dem sie sich auch nach ihrem Auftritt entspannen können.

Dort zieht sie sich für eine kleine Aufwärmrunde um und meist trifft sie dann dort auch schon auf ihre Bühnenpartnerin. An diesem Tag ist es Romy. Die beiden Mädchen sind eigentlich kein festes Team, Romy ersetzt an diesem Tag Leticias Partnerin, die absagen musste. Dennoch ist die Freude der beiden sich zu sehen riesengroß. Romy ist neun Jahre alt und wohnt in Pattonville.

Gemeinschaft und Freundschaft

Beim Casting und auch danach haben sich alle Kinderdarstellerinnen kennengelernt. Die Stimmung untereinander sei immer sehr gut und alle freuten sich, die anderen zu sehen, erklärt eine Sprecherin von Stage Entertainment. Oft entstehe fast ein – passend zu den Rollen – geschwisterliches Verhältnis.

Für Leticia und Romy ist so ein Abend im Musical toll. Das merkt man ihnen an. Sie scherzen mit Hirschfeld, der zwar auf den Zeitplan achtet, aber selbst immer auch die Späßchen der Kinder mitmacht. Gemeinsam gehen Romy und Leticia dann zum Warm-up. Dazu kommt eigens der Dirigent in einen Probenraum, macht Stimmübungen mit den Kindern und sie spielen einen Teil ihres Auftritts durch.

Die Energie der Kinder ist beeindruckend

Beeindruckend ist dabei die Energie der Kinder, die sofort in ihre Rollen schlüpfen und bis auf die kleinste Intonation ihre Elsa oder Anna perfekt draufhaben, selbst wenn der letzte Auftritt schon eine Woche her ist. Das Kindermanagement achtet darauf, dass ausgewogen verteilt wird, wer wann auftritt.

Leticia hat durch ihre Musicalauftritte so richtig Blut geleckt. Sie könne sich durchaus vorstellen, später einmal in der Richtung zu arbeiten. Wichtig ist ihr vor allem das Singen. Das will sie weiter regelmäßig machen, auch wenn ihre aktuelle Musical-Zeit vorbei ist. Nicht nur die 30 Auftritte pro Jahr sind ein begrenzendes Korrektiv bei den Kinderdarstellern, sondern auch das Wachstum. Wer zu groß für die Rolle wird und etwa nicht mehr deutlich kleiner als die Darstellerin der Mutter ist, muss mit einem Abschied von der Rolle rechnen.

Leticia verwandelt sich zur Eiskönigin

Daran denkt Leticia aber derzeit nicht. Nach dem Warm-up geht es in die Maske. Wie ein Profi lässt sich die Zehnjährige dort geduldig an den Haaren zupfen, schminken und hilft routiniert beim Anlegen der blonden Perücke, die sie endgültig auch optisch zur jungen Version der späteren Eiskönigin macht.

Bereit für die große Bühne im Apollo Theater. Foto: Ines Rudel

Dann geht das Musical los und Romy und Leticia stehen die ersten 20 Minuten voll im Fokus der Handlung. Text und Ausdruck stimmen, beide haben sichtbar Spaß auf der Bühne. Großes Lampenfieber sei bei Kindern eher die Ausnahme sagt Hirschfeld. „Kinder gehen einfach raus und machen sich keinen großen Kopf. Das haben sie den Erwachsenen voraus“, sagt der Kindermanager.

Beim Auftritt merkt man, dass Anna die physischere Rolle ist. Die kleine Romy springt und rennt über die Bühne, während Elsa als große Schwester eher zurückhaltend ist. Für Leticia, die in der Schule am liebsten Sport macht, wäre auch die Rolle der kleinere Schwester deshalb reizvoll. Dafür ist sie aber zu groß. Halb so wild, denn das Highlight des Abends kommt für Elsa und für Anna gleichermaßen. „Der Schlussapplaus“ sei immer wieder etwas ganz besonderes, sagt Leticia.

Auch an diesem Abend stehen die Zuschauer zum Ende der Vorstellung von ihren Sitzen auf und klatschen besonders laut für die Kinderdarsteller. Leticia strahlt und nimmt das Glücksgefühl eines gelungenen Abends mit nach Kornwestheim. „Wenn alles gut geklappt hat, bin ich richtig froh.“

Das Musical

Hintergrund
Seit November 2024 ist Disneys „Die Eiskönigin – das Musical“ erstmals in Stuttgart im Stage Apollo Theater zu sehen. Deutschlandpremiere feierte das Musical 2021 am Stage Theater an der Elbe in Hamburg. Es basiert auf dem gleichnamigen Film, der 2013 in die Kinos kam.

Kulissen
Die Vorhänge der Show wurden mit über 40 000 Swarovski-Kristallen besetzt, um den Eispalast zum Funkeln zu bringen. Allein der Hauptkristallvorhang besteht aus 21 352 Swarovski-Kristallen. Das Bühnenportal zwischen Vorhang und Orchester zeigt versteckt viele kleine Anspielungen auf Figuren aus dem Disney Universum.

Technik
Fast jede Kulisse wird während der Show als Projektionsfläche verwendet. Die Projektionen werden über 30 unterschiedliche Computer gesteuert. Die Videowand hinter der Bühne wurde speziell für das Musical gebaut. Die drei Tonnen schwere Wand enthält auf einer Fläche von zwölf mal neun Metern mehr als 4,5 Millionen einzelne LEDs. Insgesamt kommen 38 fahrbare Kulissenteile von oben, und 23 Setteile von der Seite zum Einsatz.

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