„Ich zeige Bilder und freue mich“, sagt Robert Müller mit einem wahren Leuchten in den Augen. Dass dem so ist, ist unbestreitbar. Nicht nur weil sich auf dem Esstisch des Kornwestheimers mehr als 50 Schwarz-Weiß-Aufnahmen sammeln. Diese werden die Tage an Pinnwänden im Rathaus aufgehängt. „Zum Appetitmachen“, wie Robert Müller es formuliert. Denn am Sonntag, 14. Mai, zum zehnjährigen Bestehen seiner Facebook-Gruppe, wird Müller im Rathaus einige seiner insgesamt 4000 Bilder präsentieren.
Wann ging Müller auf Facebook?
Angefangen hatte seine Sammelleidenschaft ganz harmlos. Mit knapp 17 Jahren bekam Robert Müller eine Kamera geschenkt. Dann fing er an Häuser, die abgerissen werden sollten, vorher zu fotografieren. Vor zehn Jahren, auf den Tag genau am 14. Mai, stellte der ehemalige Polizist eines dieser Bilder in Facebook ein. Von da an wurde alles zum Selbstläufer.
Er wurde mit Kommentaren bombardiert und von Anfragen zu weiteren Bildern überrannt. Der Stadtrat gründete die Gruppe und innerhalb von drei Monaten hatte diese bereits 1000 Mitglieder. Das enorme Interesse schreckte Müller nicht ab. Im Gegenteil, er sah es als großen Ansporn und seine Pflicht an, den Bürgern von Kornwestheim noch mehr von der ihm in Bildern vorliegenden Stadtgeschichte zu bieten. Zudem stellte er fest: „Ich bin hier aufgewachsen, aber ich lerne seitdem selbst meine Stadt immer besser kennen.“ Denn seitdem trudeln nach und nach immer wieder zahlreiche Bilder bei ihm ein. Manch Gruppenmitglied bietet ihm ganze Alben an. Viele der Aufnahmen lehnt er allerdings ab. „Ganz private Bilder oder Bilder von Urlaubsreisen haben in meiner Sammlung nichts verloren. Hier geht es nur um Kornwestheim“, betont Müller und hat noch einen Rat an alle Fotosammler: „Beschriftet die Bilder für eure Nachfahren. Und schmeißt sie bitte nicht weg. “ Der Stadtrat weiß, dass da draußen viele Menschen lauern, die die Bilder sehen möchten. Mit Bildern sind schließlich Erinnerungen verbunden.
Geschichten von Menschen, Epochen, Lebensweisen. Müller zeigt ein paar Bilder. Auf dem einen ist eine Familie eindeutig beim Sonntagsspaziergang zu sehen, denn damals schmiss man sich hierfür noch in Schale. Das andere grell und bunt – eindeutig aus den 1970ern. „Die Bilder sagen so viel aus“, sagt Müller und lacht. Mittlerweile hat Robert Müller sogar mehr als 200 Vorträge zu und mit seinen Bildersammlungen gehalten. Oftmals lernt er dabei noch Neues. „Das Spannende ist, wenn ich ein Bild zeige, kann es immer mal sein, dass etwas Unerwartetes passiert“, erzählt Müller.
Über die Fotos entstehen sogar Freundschaften
Manchmal kommen unerwartete Reaktionen. Egal ob live oder im Internet, irgendjemand erkennt beispielsweise jemand auf dem Foto und jemand anderes auch. „So sind schon neue Freundschaften entstanden“, berichtet Robert Müller. Genau dies sei es auch, was ihn motiviere weiterzumachen. Die Kommentare und Geschichten rund um die Bilder. „Immer kennt jemand eine Geschichte zu einem Bild“, sagt der Rentner und ergänzt: „Die Kommentare sind daher Gold wert.“
So könnte Müller mit seinen durch die Gruppe und Vorträge erlebte Geschichten bereits selbst wohl Bücher füllen. Und dabei handelt es sich nicht nur um Kornwestheimer, die Müller schreiben. Viele Gruppenanfragen und neue Geschichten erhält Müller auch aus den USA. Eine Dame schrieb ihn beispielsweise an, die in den 1960er Jahren schwanger mit ihrem Mann in die USA ausgewandert ist. Nach Kornwestheim kam sie nie wieder zurück. Sie war hocherfreut, die Gruppe zu finden, um ihrer Familie und den Enkeln endlich ihre alte Heimat wenigstens auf Fotos zeigen zu können.
Ein anderer US-Amerikaner kam sogar eigens wieder nach Kornwestheim gereist, nachdem er die Gruppe kennenlernte. Er war in den Kasernen stationiert, die sich damals auf dem Gebiet nördlich der Aldinger Straße befanden. Von ihm erhielt der ehemalige Polizist tolle Bilder mit Einblicken in die Kaserne. „Das sind Schätze“, sagt Robert Müller. „Denn ohne diese Bilder würden wir bis heute nicht wissen, wie das Leben in den Kasernen war.“
Wer nun einen Einblick in Robert Müllers Bilderschätze bekommen möchte, der kann zum Jubiläumsvortrag am Sonntag, 14. Mai, mit Beginn um 16 Uhr ins Kornwestheimer Rathaus kommen. Gezeigt werden Bilder aus den Jahren von 1900 bis 1990. Geplant sind gut 90 Minuten mit anschließendem Gespräch. Der Eintritt ist frei.