Wie ernst ist es der Fifa, sich zu erneuern und die Bestechungsvorwürfe gegen ihren Chef Joseph Blatter aufzuklären? Die Verjährungsfrist, die der vom Verband bestellte Strafrechtler Mark Pieth gesetzt hat, scheint das unmöglich zu machen.

Zürich - Wer erinnert sich schon noch an die IOC-Session im Dezember 1999 in Lausanne? Damals wurde ein sogenanntes Reformpaket verabschiedet, die Bestechungskrise um den Olympiabewerber Salt Lake City hatte das Internationale Olympische Komitee glimpflich überstanden. Erstmals wurden wirkliche Athletenvertreter aufgenommen, die sogleich den Eid auf die olympische Charta sprachen. In seiner Eigenschaft als Präsident des Fußball-Weltverbandes (Fifa) wurde seinerzeit auch der Schweizer Joseph Blatter kooptiert. Als er den Eid schwor auf die Bewegung, das Fairplay, die Weltjugend und anderes, wurde schallend gelacht unter den Medienvertretern.

 

Das IOC hat es immer gut gemeint mit Blatter, auch wenn der mitunter drohte, die Fußballspieler, der Zuschauermagnet bei Olympia, würden den Spielen fernbleiben. Sie werden auch kommende Woche in London wieder kicken. Und während der Olympischen Spiele wird der Welt-Sportgerichtshof Cas in Lausanne über den Einspruch des wegen Korruption auf Lebenszeit von der Fifa suspendierten langjährigen Exekutivmitglieds und Blatter-Wahlhelfers Mohammed Bin Hammam aus Katar entscheiden. So ist das Leben.

IOC wird nicht ermitteln

Blatter selbst aber hat nun eine Sorge weniger, denn das IOC teilte offiziell mit, dass es nicht beabsichtige, den Fall Blatter durch seine eigene Ethikkommission behandeln zu lassen. Man wolle erst mal sehen, was die neue Fifa-Ethikkommission leiste.Zwar soll die Kommission, die heute personell besetzt wird, nun auch eine hochrangig geführte Ermittlungskammer haben. Die Verjährungsfrist hat der Compliance-Beauftragte und Strafrechtler Mark Pieth auf zehn Jahre festgelegt. Damit kann gegen Blatter wegen der Mitwisserschaft im Bestechungsskandal um die ehemalige Fifa-Vermarktungsagentur ISL nicht mehr ermittelt werden. Das gilt auch für die an den früheren Fifa-Chef Havelange gezahlten 1,5 Millionen Franken. Selbst wenn der Argentinier Luis Moreno Ocampo, der die Anklagekammer leiten soll und sich zuvor als Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag bewährt hat, es unbedingt wollte: Die Frage, ob Blatter gelogen hat, als er nun behauptete, die Havelange-Million sei auf ein ISL-Konto zurücküberwiesen worden – und nicht etwa mit Blatters Unterschrift versehen auf Havelanges Privatkonto –, diese Frage wird nicht beantwortet werden.