Für den obersten Korruptionsbekämpfer der Deutschen Bahn, Gerd Becht, ist der Datenskandal von einst überwunden.
04.05.2010 - 07:28 Uhr
Stuttgart - Der
Bahn-Manager und Vorstand für Datenschutz, Gerd Brecht, hat bestätigt, dass gegen zehn Mitarbeiter des Konzerns wegen Korruption ermittelt wird. Der Fall sei allerdings nicht neu, sondern datiere aus dem Jahr 2008, sagte Brecht im Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Die Bahn selbst habe den Vorgang an die Staatsanwaltschaft gemeldet. Brecht bekräftigte zugleich den Kurs des Konzerns, eher auf Aufträge zu verzichten als Schmiergelder zu bezahlen. Man habe außerdem das Versprechen eingehalten, die Verstöße gegen den Datenschutz der jüngeren Vergangenheit aufzuklären. Seitdem gebe es neue, strengere Vorgaben.
Ein neuer Korruptionsfall erschüttert die Deutsche Bahn. Zehn Mitarbeiter der DB International sollen Schmiergelder an Entscheidungsträger in Ländern wie Griechenland, Algerien und Libyen gezahlt haben. Wie ist das zu erklären? Die Bahn betont doch seit Jahren, eines der besten Kontrollsysteme gegen Korruption zu haben.
Eines vorweg: der Fall ist nicht neu, sondern es gab durch eine erneute Durchsuchung zusätzliche Erkenntnisse. Die Bahn hat den Sachverhalt schon 2008 selbst an die damals zuständige Staatsanwaltschaft Köln gemeldet, die eine Durchsuchung veranlasste. Jetzt wurde ein zweites Mal durchsucht, es gibt offenbar weitere Verdachtsmomente.
Die Fahnder haben an zehn verschiedenen Orten umfangreiche Akten beschlagnahmt und mehrere Personen verhört. Welches Ausmaß hat dieser Korruptionsfall?
Es geht nach einer ersten, unbestätigten Schätzung um eine niedrige einstellige Millionensumme an Beraterhonoraren, die im Zusammenhang mit Aufträgen gezahlt worden sein sollen. Diese werden nun auf ihre Rechtmäßigkeit hin geprüft.
Es heißt ja oft, in manchen Ländern sei ohne Bestechung kein Auftrag zu bekommen. Wie sehen Sie das?
Bei uns gilt die Regel: Es muss ohne Bestechung gehen - andernfalls verzichten wir lieber auf das Geschäft. Selbst wenn es alle anderen tun, ist das kein Rechtfertigungsgrund.
Bei der Korruptionsbekämpfung im Konzern setzte die frühere Bahn-Spitze bekanntlich viele unzulässige Methoden ein. Wegen des Datenskandals mussten Exchef Mehdorn und der halbe Vorstand gehen. Der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube hat lückenlose und bedingungslose Aufklärung versprochen. Wie sieht die Bilanz dieser Aufklärung ein Jahr danach aus?
Die Datenaffäre ist aufgeklärt, die Konsequenzen wurden gezogen. Zahlreiche Verantwortliche mussten den Konzern verlassen, es gibt neue, strengere Vorgaben für den Schutz von Mitarbeiter- und Kundendaten. Kurzum: die neue Bahn-Spitze hat ihr Versprechen zur Aufklärung erfüllt.