Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

In seiner Weihnachtsansprache 2011, kurz nachdem Castros Ermittlungen gegen Urdangarin bekannt geworden waren, sagte der damalige König Juan Carlos den seitdem oft zitierten Satz: „Die Justiz ist für alle gleich.“ Das war einerseits ein Allgemeinplatz und andererseits nicht vollkommen wahr. Der König selbst ist nach der spanischen Verfassung „unantastbar“. Kein Richter konnte während seiner mehr als 38-jährigen Regentschaft gegen Juan Carlos vorgehen. Nun, wo er nicht mehr König ist, will ihn die konservative Regierung von Mariano Rajoy weiter unter besonderen Schutz stellen. Der Justizausschuss des Parlaments beschloss am Dienstag mit den Stimmen von Rajoys Volkspartei, im Eilverfahren ein Gesetz durchzubringen, nach dem sich Juan Carlos künftig im Fall der Fälle ausschließlich vor dem Tribunal Supremo, dem Obersten Gerichtshof, verantworten müsste.

 

Juan Carlos und die Vaterschaftsklagen

Der Vorteil für den Exkönig: die Mitglieder des Tribunal Supremo stehen der politischen Macht in Madrid weit näher als zum Beispiel ein Ermittlungsrichter in der Provinz wie José Castro. Anders als auf seine Tochter Cristina wartet auf Juan Carlos wahrscheinlich keine Anzeige wegen mutmaßlicher Korruption, sondern stattdessen eine doppelte Vaterschaftsklage. Der Katalane Albert Solá und die Belgierin Ingrid Sartiau glauben, uneheliche Kinder des früheren Königs zu sein. Ihr Begehren, die Frage per DNA-Test klären zu lassen, scheiterte bisher an der „Unantastbarkeit“ von Juan Carlos. Solá, der dem abgedankten Monarchen verblüffend ähnlich sieht, wurde 1956 geboren und ist damit älter als Felipe. Sollte sich die Vaterschaft von Juan Carlos bestätigen, wäre Solá der rechtmäßige Thronfolger – ein Recht, auf das der Katalane aber nicht bestehen will. Er will nur wissen, ob er wirklich der Sohn von Juan Carlos ist