Ein übler Verdacht: Das Geschäft mit Flüchtlingen reicht womöglich bis in die Chefetagen der Asylbehörde. Falls sich das Ganze als wahr erweist, wäre das ein Anlass, die Schleuserkriminalität mit neuen Augen zu betrachten, meint StZ-Autor Armin Käfer.
Stuttgart - Unter einem Schleuser stellt man sich für gewöhnlich einen Verbrecher vor, der Flüchtlinge in Containern versteckt oder ihnen horrende Summen abknüpft für wenig Platz auf überfüllten Schlauchbooten. Diese Art der Kriminalität lässt sich aber auch am Schreibtisch erledigen. Davon erzählt ein aktueller Fall, in den eine leitende Angestellte der Asylbehörde und drei Rechtsanwälte verstrickt sind. Die Juristen stehen im Verdacht, bei der Frau vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) Asylbescheide gekauft zu haben. Das Geschäft mit den Eintrittskarten für eine Zukunft in Deutschland hat womöglich noch ganz andere Dimensionen als bisher vermutet.
Falls sich das Ganze als wahr erweist, würde es wenig überraschen. Das Bamf ist ein Sonderfall in der deutschen Bürokratie. Die Nürnberger Behörde wurde während der Flüchtlingskrise um ein Mehrfaches ihrer Belegschaft erweitert. Sie war das am meisten überforderte Amt in der Verwaltungslandschaft. In den vergangenen Jahren haben Bamf-Mitarbeiter Hunderttausende Asylbescheide ausgestellt. Bei Ablehnung werden diese zu 90 Prozent angefochten – und vor Gericht oft revidiert. Insofern fallen ein paar falsche Bescheide kaum ins Gewicht. Der Korruptionsfall könnte aber Anlass bieten, die Schleuserkriminalität mit anderen Augen zu betrachten.