Die Frauen in der Branche hat er längst hinter sich gelassen: Frank Schäberle ist internationaler Meister im Nageldesign.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Mitte - Als Frank Schäberle mit knapp 18 Jahren seiner Mutter erzählte, dass er jetzt in einem Nagelstudio arbeite, war ihre Antwort: „Kerle, du bisch net ganz sauber.“ Heute ist Schäberle längst nicht mehr im kleinen Nagelstudio in der Eberhardstraße tätig. Inzwischen besitzt er das Nagelstudio „Immer schön“ in der Sophienstraße 17. Im Eingangsbereich reiht sich Pokal an Pokal. Fast alles, was es im Bereich Nageldesign weltweit an Auszeichnungen gibt, hat gebürtige Schwarzwälder bereits gewonnen. Seine Titel schätzt er von der Anzahl her grob auf 40 bis 50.

 

Doch wie kommt ein Mann dazu, sich für einen Beruf zu interessieren, der doch seit Jahrzehnten eher eine Frauendomäne ist? „Ich habe schon immer gerne gezeichnet, gemalt und mich kreativ ausgetobt“, erzählt der mehrfache internationale Meister. Eigentlich sei er gelernter Schreiner. Ein richtiger Beruf für Männer eben, was seine Mutter genauso sehe. Mit 18 Jahren wollte Schäberle aber raus aus seinem Dorf bei Horb am Neckar. Er zog nach Stuttgart. Sein Berufswunsch: Maskenbildner. „Dafür hätte ich aber eine Friseurlehre absolvieren müssen“, sagt er. Für die Ausbildung fehlte ihm das nötige Kleingeld. „Schon damals konnte man mit einem Lehrlingsgehalt in Stuttgart nicht gut leben“, erinnert er sich. Eine Freundin bot ihm deshalb an, bei ihr im Nagelstudio anzufangen. So begann seine Karriere als Nageldesigner.

Andrea Berg zählt zu seinen Kundinnen

Er habe schon immer etwas machen wollen, was ihm richtig Spaß macht, etwas woran sein Herzblut hängt. Mit dem Nageldesign hat er es gefunden. Das haben auch seine Kundinnen gemerkt. Schnell überholte er seine Kolleginnen und schuf sich einen großen Stamm an treuen Kundinnen. Die handwerklichen Kenntnisse hat er sich selbst angeeignet. Eine Schulung oder Ausbildung hat er nie absolviert. Die gibt es im Bereich Nageldesign auch nicht. „Ich habe mir Dinge bei anderen abgeschaut und dann konnte ich es“, erzählt Schäberle. Ein gewisses Talent habe er vermutlich schon dafür gehabt. Die vielen Kundinnen kamen aber wohl auch zu ihm, weil sie ihm als Mann mehr vertraut haben. „Ich bin schwul. Vor mir hatten sie keine Angst“, sagt der 32-Jährige offen. Denn viele seiner Kundinnen stammten aus dem Milieu und arbeiteten als Prostituierte. Und einige von ihnen kommen heute noch zu ihm.

Übrigens auch die Schlagersängerin Andrea Berg, um deren Nägel er sich persönlich kümmert. Ansonsten ist der Chef von „Immer schön“ mit vielen anderen Dingen beschäftigt. Wettbewerbe, Schulungen, Ausbildungen – ständig ist er auf Reisen. Im vergangenen Jahr war er in rund 15 verschiedenen Ländern dieser Welt, um Menschen in die Geheimnisse des Nageldesigns einzuweihen.

Nagelstudios sprießen wie Pilze aus dem Boden

In der Branche ist er längst bekannt. In zahlreichen Internetforen tauschen sich Kollegen über ihn aus und schreiben lobend über seine Arbeit. Sein Wissen will Schäberle deshalb auch weitergeben. Denn die Umstände in der Branche hält er für schwierig: „Es gibt keine anerkannte Berufsausbildung in diesem Bereich“, klagt er. In Stuttgart sprießen Nagelstudios wie Pilze aus dem Boden. Die meisten Inhaber aber haben nach Schäberles Aussage nur einen Wochenendkurs besucht und von der Thematik nicht viel Ahnung. „Das halte ich für gefährlich“, sagt er. Sie treiben nicht nur die Preise nach unten, weil sie einfach alles billiger anböten als die Konkurrenz, sondern richten teilweise auch gesundheitliche Schäden an. Pilze oder schlimme Entzündungen des Nagelbetts, das alles könne durch schlechte Maniküre entstehen. Schuld seien billige Produkte und Stylisten, die nichts von ihrem Fach verstehen. „Was ich da alles schon gesehen habe“, schimpft er. „Wer zu einem Nagelstylist geht, der kein Fachwissen hat, der macht sich seine Nägel kaputt“, ergänzt er.

Das sollte Frau vermeiden. Denn schöne Nägel gelten inzwischen genauso als Statussymbol wie Schuhe oder Handtaschen, weiß der Beautyexperte. Es ist ein Grund, warum die Branche boomt. Frank Schäberle ist deshalb auch viel auf großen Promi-Veranstaltungen unterwegs. Echo-Verleihung, deutscher Filmpreis, Voice of Germany und so fort – überall dort hat er sich schon um die Nägel der Stars gekümmert. Mit den zahlreichen Aufgaben, die er nun hat, ist er sehr glücklich. In der Branche hat er es geschafft, ganz nach oben zu kommen. „Und des hasch jetzt alles nur mit Nägeln gemacht“, habe seine Mutter neulich gesagt. Inzwischen ist sie aber stolz auf ihren Sohn. „Manchmal schon ein bisschen zu viel“, meint Schäberle und lacht.