Haustiere sind beliebt, gehen aber ins Geld, vor allem wenn die Halter für ihre Lieblinge auf extravagante Luxusartikel setzen. Was ein Haustier kostet, und wer an Hund, Katze & Co. verdient.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Egal ob Katze, Hund, Hamster – in fast jedem zweiten Haushalt in Deutschland lebt ein Haustier, und das lassen sich die Besitzer was kosten. Von den Produkten und Dienstleistungen rund um die tierischen Lieblinge lebt eine ganze Branche.

 

Kater Eric etwa verrichtet seine Geschäfte in einer selbstreinigende Katzentoilette, die automatisch noch Gerüche neutralisiert. Rund 1000 Euro kostet das Katzenklo. „Klar ist das teuer, sieht aber richtig gut aus und ist eine saubere Sache“, sagt sein Besitzer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Nicht jeder Tierfreund greift freiwillig so tief in die Tasche, auch wenn der Trend zu Luxus- und Premiumprodukten anhalte, wie eine Sprecherin des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) sagt.

Ein Hund aus dem Tierheim oder vom Züchter?

Premiumnahrung etwa berücksichtige bestimmte Bedürfnisse. Das könne beispielsweise spezielles Futter für Welpen sein oder für ältere Hunde, die sich nicht mehr so viel bewegten, sagt sie. Luxusprodukte seien für eine artgerechte Haltung der Tiere nicht erforderlich. „Man kann sich den Porsche unter den Hundebetten anschaffen oder ein preiswertes Körbchen“ – je nach Geschmack und Geldbeutel des Tierbesitzers. Gleiches gelte für die Anschaffung: Ein Hund aus dem Tierheim samt Erstausstattung komme auf rund 400 Euro, ein Rassehund vom Züchter könne mehrere Tausend Euro kosten.

Entscheidend sei, dass an den grundlegenden Bedürfnissen der Tiere nicht gespart werde. Ein Käfig für Rennmäuse müsse eben eine bestimmte Größe haben, so die Sprecherin. Manche Entwicklungen sind auch technikgetrieben. Aquaristikfreunde etwa können automatisch Sonnenauf- und -untergänge simulieren oder via App von unterwegs prüfen, ob die Wasserqualität stimmt.

Tierliebe bringt Milliardenumsätze und schafft 210 000 Arbeitsplätze

Egal ob technische Neuerungen, kuscheliges Hundebett, Halsband, Napf, Spielzeug oder Kratzbaum für die Katze – die Tierliebe bringt Milliardenumsätze in Deutschland. Nicht nur Fachgeschäfte, Lebensmitteleinzelhandel und Online-Händler profitieren beim Verkauf von Futter und Zubehör, was sich nach Angaben der Branchenverbände ZZF und Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) im Jahr 2021 auf gut sechs Milliarden Euro summierte.

Immerhin leben in deutschen Haushalten rund 34,7 Millionen Haustiere. Auch für viele Bereiche außerhalb der Heimtierbranche spielt die Heimtierhaltung eine Rolle. Dazu zählen beispielsweise Tierarztbesuche, Tierphysiotherapeuten, Hundeschulen und Hundesteuer, Versicherungen, Tierfriseure, Tierpensionen, Tierbetreuung und -bestattung.

Der Wirtschaftsfaktor Heimtierhaltung ist in Deutschland für rund 210 000 Vollzeitarbeitsplätze verantwortlich und entspricht mit seinem Gesamtumsatz gut 0,32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, hat Ökonomin Renate Ohr in ihrer „Heimtierstudie 2019“ festgestellt. „Man kann mittlerweile von mindestens mehr als elf Milliarden Euro Umsatz ausgehen“, sagt die emeritierte Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität Göttingen, die früher auch in Stuttgart gelehrt hat. Denn die mit der Heimtierhaltung verbundenen jährlichen Ausgaben seien weiter gestiegen.

Tiermedizin bietet vieles, was die Humanmedizin bietet

Ein stetig wachsender Ausgabenposten sei die tierärztliche Versorgung, sagt sie. Das reiche von Impfungen und Wurmkuren bis zur Tatsache, dass die Tiermedizin mittlerweile fast alles anbiete, was in der Humanmedizin üblich sei – sowohl an Diagnostik als auch an Operationen und medikamentöser Behandlung. Das erhöhe oft die tierärztlichen Kosten. Tatsächlich sind immer mehr Hunde und Katzen übergewichtig, leiden teils – wie ihre Halter – an Diabetes und Adipositas, an Gelenkschmerzen und Arthrose, an Allergien und Getreideunverträglichkeit. Auch das führt zu Wirtschaftswachstum. Die seit 22. November 2022 geltende neue Gebührenordnung, die regelt, wie viel Geld Tierärzte für ihre Leistungen berechnen dürfen, werde die Ausgaben vieler Heimtierbesitzer weiter erhöhen, sagt Ökonomin Ohr.

So teuer wird der Tierarztbesuch

Laut neuer Gebührenordnung, an der die letzten 20 Jahre kaum etwas geändert wurde, kostet die einfachste Untersuchung beim Tierarzt nun 23,62 Euro – zuvor waren es für Katzen 8,98 und für Hunde 13,47 Euro. Auch die Impfkosten haben sich fast verdoppelt – von 5,77 Euro auf 11,50 Euro. Manches wird zwar günstiger, im Durchschnitt über alle Tierarten und Behandlungen hinweg steigen die Gebühren aber um 25 bis 30 Prozent.

Haustiere belasten das Haushaltsbudget – in Zeiten hoher Inflation umso mehr. So ist etwa Hunde- und Katzenfutter binnen eines Jahres um 17 Prozent teurer geworden. Nach einer Auswertung des Datenspezialisten Statista kostet ein durchschnittliches Hundeleben im Schnitt 16 800 Euro, je nach Größe des Tiers sind es jährlich 750 bis 1200 Euro. Der Gang zur Hundeschule oder zum Tierarzt kann die Kosten weiter treiben. Hamster verursachen über ihre durchschnittliche Lebenszeit mit weniger als 500 Euro relativ niedrige Kosten – sie leben meist auch nur etwa zwei Jahre.

Investoren übernehmen Praxen und Tierkliniken

Beteiligungen
Die Lebensmittelriesen Mars und Nestlé haben in den vergangenen Jahren etliche Tierkliniken und Praxen aufgekauft und über ihre Tochterfirmen beziehungsweise Beteiligungen Anicura und Evidensia einen Teil des Markts in Deutschland erobert.

Versorgung
Von den derzeit 159 Tierkliniken und mehr als 10 500 Tierarztpraxen sind inzwischen 16 Klinken bzw. 51 Praxen in der Hand von Anicura, Evidensia kommt auf mehr als 70 Praxen und Kliniken, dazu zählt unter anderem auch das Tiermedizinische Zentrum in Stuttgart-Vaihingen.

Fortschritt
Auch in der Tiermedizin ist die Entwicklung rasant fortgeschritten, CT oder MRT gehören mittlerweile zum Standard – Geräte, die sich ein einzelner Tierarzt in seiner Praxis vielleicht nicht gleich anschafft. Hier kommen die Ketten ins Spiel, die allein aufgrund ihrer Größe und Finanzkraft modernste Geräte und Therapiemöglichkeiten bieten.