Für das kostenneutral erhoffte Projekt, bei dem in Freiberg am Neckar gleich auch ein Wohngebiet erschlossen würde, herrscht eine „einmalige Konstellation“. Macht der Gemeinderat mit?

Ludwigsburg: Andreas Hennings (hen)

Es ist ein vielschichtiges und Stadtbild veränderndes Projekt, das die Stadtverwaltung Freiberg und der größte örtliche Sportverein, der TuS Freiberg, gemeinsam ausgetüftelt haben und über das am Dienstag im Gemeinderat beraten wird: der Bau eines Sportvereinszentrums am Wasen im Stadtteil Beihingen sowie damit zusammenhängend die Erschließung eines kleinen Baugebiets im Stadtteil Geisingen.

 

Wie diese zwei Bauprojekte zusammenpassen? Ganz einfach: Das vom TuS angestrebte Sportvereinszentrum mit integrierter Sporthalle wäre nur realisierbar, wenn die sanierungsbedürftige Lugaufhalle in Geisingen abgerissen und auf ihrem 6000 Quadratmeter großen Areal neuer Wohnraum entstehen würde. Heißt: Mit dem Verkauf der Grundstücke und der dann hinfälligen Hallensanierung könnte das Sportzentrum finanziert werden.

„Der Verein hat viele Hausaufgaben gemacht“

Von „keinem gewöhnlichen Projekt“, spricht Bürgermeister Dirk Schaible, weil die Stadt und der Verein die Planung gemeinsam vorangetrieben haben. Den Stein ins Rollen brachte der TuS, der 2018 im dem Rathaus den Wunsch für ein Sportvereinszentrum äußerte. „Und seither hat der Verein viele Hausaufgaben gemacht, ehrenamtlich wohlgemerkt“, zollt der Bürgermeister Anerkennung. Er selbst stehe „voll hinter dem Projekt“, weil es gut für den Verein wäre, es auch einen großen Nutzen und Mehrwert für die Stadt erziele und nicht zuletzt ein Beitrag zur innerstädtischen Nachverdichtung sei.

Wie bei einem Puzzle wird bei dem Projekt aus zahlreichen einzelnen Komponenten ein Gesamtbild. „Der Zeitpunkt jetzt ist richtig, die Konstellation einmalig“, sagt Dirk Schaible. Denn durch die wegfallende Generalsanierung der Lugaufhalle würde die Stadt vier Millionen Euro sparen. Dazu könnte die TuS-Halle nebenan – die in städtische Hand wechseln würde – den Schulsport auffangen, der bislang in der Lugaufhalle stattfindet. Und die sogenannte alte TSV-Halle am Wasen ist sowieso seit Jahren für den Abriss bestimmt. Sie dient mit ihrem maroden Zustand nur noch als Lagerfläche sowie den Italienischen und Türkischen Kulturvereinen als Stätte. Die Vereine waren schon vor rund drei Jahren über eine mögliche Veränderung informiert worden.

Jene TSV-Halle, das inzwischen der Stadt gehörende Gebäude auf der Wiese vorm Wasenstadion, würde ebenfalls abgerissen werden. Entstehen würde an selber Stelle das TuS-Sportzentrum. Eines wie es auch der MTV Ludwigsburg, der SV Kornwestheim, die SpVgg Besigheim und der TSV Bietigheim betreiben. In diesem Fall mit drei Gymnastikräumen und einer fünfeinhalb Meter hohen ballspieltauglichen Ein-Feld-Halle. Beides würde einen beim Sportstättenkonzept der Stadt ermittelten Platzmangel beheben. Angrenzend an die Halle wäre das Gebäude zweistöckig, ausgestattet auch mit einem Bistro. Die TuS-Gaststätte in Geisingen würde mit abgerissen werden.

Lösung für veränderte Gewohnheiten der Mitglieder

„Wir hatten festgestellt, dass unser Hallenangebot für die Anzahl von Sportwilligen nicht ausreicht“, sagt der TuS-Geschäftsführer Thorben Kurz. Über den Landessportbund sei man dann auf das Konzept des Sportzentrums gestoßen. Mit dem könnte man auch den veränderten Bedarf befrieden: Mitglieder treiben heute gerne ungebunden Sport, nicht mehr zu bestimmten Uhrzeiten. „Dafür brauchen wir als größerer Verein eine Lösung, wenn wir überleben wollen“, so Kurz. Das dann hauptamtlich betriebene Haus könnte etwa von 7 bis 23 Uhr öffnen.

Die Kosten werden auf 4 Millionen Euro geschätzt, die refinanziert werden könnten. Die Stadt erhofft sich eine „kostenneutrale“ Realisierung. Stadt und Verein sind sich einig: Explodieren die Kosten, wäre das Projekt hinfällig. „Das wird nicht um jeden Preis realisiert“, so Schaible. Um konkrete Zahlen zu bekommen, braucht es die Zustimmung des Rates dafür, die weitere Planung anzugehen.

Realisierung bis in zwei Jahren?

Zeitplan
Läuft alles nach Plan erhofft sich der TuS Freiberg eine Eröffnung des Vereinssportzentrums Ende 2025. Zeitgleich mit dem Bau würde die Lugaufhalle abgerissen, ihr Areal als Wohngebiet erschlossen und die Grundstücke vermarktet werden. Laut einer ersten Schätzung könnten die Wohnhäuser am Eck Garten- und Artur-Benseler-Straße bis 2027 oder 2028 bezugsfertig sein.

Der Verein
Der TuS Freiberg hat 2200 Mitglieder beziehungsweise 2700 Sporttreibende und ist 1993 aus einer Fusion der Vereine TSV Beihingen und TGV Geisingen entstanden. So gesehen hat auch der TuS eine Vergangenheit mit der „alten TSV-Halle“, auf deren Areal er sein Sportzentrum plant.