Das Stadtplanungsamt wirbt ein Jahr nach Einführung des Parkraummanagements im Westen bei den Bezirksbeiräten aller Innenstadtbezirke für die Ausweitung des Konzepts. Nicht überall stößt es sofort auf Zustimmung.

S-Süd - Es ist immer das gleiche Spiel: Wenn Michael Hansch den Großeinkauf für seine sechsköpfige Familie aus dem Auto ausladen will, findet er keinen Parkplatz in der Nähe seiner Haustüre. Hansch wohnt in der Weißenburgstraße und bezahlt bereits dort als Anwohner für einen Parkplatz, aber es gibt zu wenige davon. „Hier muss etwas geschehen. Die Situation verschärft sich von Tag zu Tag und ein privater Stellplatz kostet 1044 Euro im Jahr.“ Sein Hilferuf bei der Sitzung des Bezirksbeirat Süd am Dienstagabend ließ die Kritiker des Parkraummanagements in dem Gremium verstummen.

 

Wie zuvor im Bezirksbeirat Mitte war auch im Süden Stephan Oehler vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung zu Gast und informierte darüber, wie sich die Einführung der Parkraumbewirtschaftung in den Innenstadtbezirken gestalten könnte. Gestern hat sich zum ersten Mal das kontrollierte Parken im Westen gejährt und aus Oehlers Sicht hat sich das Konzept, das Teil des städtischen Verkehrsentwicklungsplans ist, bewährt. Die Autos der Pendler seien aus dem Bezirk verschwunden und die Lage habe sich für Bewohner und Gewerbetreibende entspannt. Aber der Süden ist nicht der Westen, darüber waren sich die ansonsten kontrovers diskutierenden Bezirksbeiräte einig. Die Parkraumbewirtschaftung könne deshalb nicht einfach übertragen werden, weil die einzelnen Viertel im Süden sehr unterschiedlich in ihrer Struktur seien. Besonders belastet sind die Straßen um das Marienhospital, das Lehenviertel sowie das Heusteigviertel östlich der Immenhofer-straße. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, betont Bezirksvorsteher Rupert Kellermann. Er wünscht sich, dass in diesen Gebieten die Parkraumbewirtschaftung schnell und unbürokratisch eingeführt wird – also bevor ein Gesamtkonzept für den Stadtbezirk Süd ausgearbeitet ist. Die Realisierung wird jedoch nicht vor der Verabschiedung des nächsten Doppelhaushaltes 2014/15 möglich sein und auch dann nur als Gesamtpaket, so Oehlers Antwort.

Keine Inseln für kostenfreies Parken

Daten für die abschließende Beurteilung, ob die Bewirtschaftung des knappen Gutes Parkplatz in einem Viertel sinnvoll ist, liefert jeweils eine individuelle Untersuchung, die das Stadtplanungsamt in allen Innenstadtbezirken vornehmen lässt. Dabei werden Straße für Straße die jeweiligen Strukturdaten gewonnen. Zum Bespiel wird anhand der Autokennzeichen ermittelt, ob und wie viele Pendlerfahrzeuge dort geparkt sind und ob es ungenutzte private Stellplätze gibt. Voraussichtlich im Herbst soll die Erhebung für den Süden vorliegen. Im Falle der Einführung des Parkraummanagements würden auch jene innenstadtnahen Bereiche, in denen es heute schon das Anwohnerparken gibt, in die Parkraumbewirtschaftung einbezogen, kündigt Oehler an. „Wir können keine Inselchen schaffen. Die sind keine Lösung, denn die Parkraumbewirtschaftung bewirkt einen gewissen Verdrängungsmechanismus.“ Wo Pendler, die vorher im Westen geparkt haben, ihre Autos jetzt abstellen, fragten sich die skeptischen Bezirksbeiräte. Ein Geschäftsmann aus der Böblinger Straße vermutete, dass einige der Autos im Süden stehen: „Als der SSB-Streik war, gab es hier plötzlich freie Plätze.“ Ähnliches beobachten die Bewohner des Nordens. Die Mehrheit des dortigen Bezirksbeirats plädiert für eine Parkraumbewirtschaftung. Bezirksvorsteherin Andrea Krueger schlägt die Gebiete nördlich der Hegelstraße vor, weil dort der Parktourismus aus dem Westen offenkundig werde. Im Süden wollen die Bezirksbeiräte die Erhebung der Stadt abwarten. Erst dann wollen sie sich entscheiden und dabei die Bürger beteiligen.

Mitte braucht nächtliche Verkehrskontrollen

Auch in Mitte ist sich der Bezirksbeirat einig. Ein Parkraummanagement ist dringend erwünscht und mit einer Untersuchung soll unverzüglich begonnen werden. Ein besonderes Augenmerk soll in Mitte auf den nächtlichen Kontrollen liegen, da zu dieser Zeit die Party- und Kulturbesucher in die Stadt kommen. Außerdem soll die Verwaltung Stellplätze für Carsharing und neue Mobilitätsformen einplanen.

Der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins in Ost, Thomas Rudolph, lehnt ein Parkraummanagement hingegen ab. Kostengünstige Parkmöglichkeiten für Kunden würden dadurch reduziert. Allerdings gibt es auch im Osten Brennpunkte. Dazu gehören der Ostendplatz, der Bereich rund um das Karl-Olga-Krankenhaus und den Südwestrundfunk sowie am Stöckach, Teile Gablenbergs, Gaisburgs und der Stadtteil Berg.