Für Faschingsfans werden derzeit im Kostümpalast in Freiberg am Neckar (Kreis Ludwigsburg) an die 1000 Pakete täglich gepackt. Welche Trends es gibt, was last minute funktioniert und wie wichtig Mottopartys sind.
Hulk, Donald Trump oder doch lieber Harry Potter? Im Freiberger Kostümpalast kann man aus 8000 Produkten Verkleidungen wählen. So kurz vor Fasching herrscht in dem 1200 Quadratmeter großen Lager des Onlinehändlers Hochbetrieb. 15 Menschen sind in der Zeit vor Fasching damit beschäftigt, Bestellungen anzunehmen und Pakete zu packen.
„Vor Karneval ist immer noch am meisten los, auch wenn Halloween von Jahr zu Jahr verbreiteter wird“, sagt Anne Perius. Gemeinsam mit ihrer Schwester Nicole Spintler betreibt sie seit 2008 den Kostümpalast in Freiberg. Der Ursprung war der eigene Wunsch, ein hochwertiges und nicht alltägliches Kostüm zu bekommen. „Damals gab es viele Kostüme nur in Amerika, und man musste einen großen Aufwand betreiben, sie zu bekommen“, erinnert sich Perius.
Die Schwestern erkannten den Bedarf und starteten mit Verkäufen auf der Plattform Ebay. Als Lager diente zunächst eine Wohnung in Stuttgart-Münster. Diese war aber bald schon zu klein und so stießen sie auf das Lager in Freiberg.
In den engen Gängen dort finden sich überwiegend Kostüme für Erwachsene. „Wir legen Wert auf eine gewisse Qualität und das kostet dann auch mehr als beim Discounter. Weil Kinder eben noch wachsen, sind bei uns deshalb die größeren Kostüme stärker nachgefragt“, sagt Perius. Schon lange vor der Saison muss das Kostümpalast-Team überlegen, welche Verkleidungen bald angesagt sein werden. Dabei sei man aber immer auch auf Großhändler und deren Strategie angewiesen.
„Endlich“, sagt Perius, seien nun die Kostüme der Netflix-Serie „Squid Game“ beliebt. Gerechnet hatte man damit schon nach der ersten Staffel, die zweite Staffel scheint nun auch bei Kostümfans zu punkten. Trends vorherzusagen sei sehr schwer. Perius legt bei Bestellungen oder Beauftragungen deshalb vor allem den Wert auf gute Verarbeitung – Retouren kosteten einfach zu viel Geld.
Faschingstrends: Praktische Kostüme und Spontankäufe
Beliebt seien zu Fasching vor allem Kostüme, die man auch über Jacken tragen könnte. „Gerade Ponchos kommen gut an“, erklärt die Expertin, denn „nichts ist schlimmer als ein tolles Kostüm, das unter einer Jacke verschwindet“. Einen Trend könne sie aber auf jeden Fall feststellen: „Die Leute kaufen ihre Kostüme immer kurzfristiger.“ Auch wenn derzeit schon 1000 Pakete pro Tag verschickt werden, werde sich die Zahl bis Weiberfasching noch steigern. „Und dann werden die Leute hier auch wieder Schlange stehen“, sagt Mitarbeiterin Lilia Wagner. Obwohl es keinen Verkaufsraum im Kostümpalast gibt, kann man Verkleidungen und Dekoartikel auch vor Ort abholen, Klamotten sogar anprobieren. Viele der Kunden nehmen dafür eine lange Anreise in Kauf, denn der Freiberger Betrieb verkauft deutschlandweit.
Auch außerhalb von Fasching und Halloween sind Kostüme mittlerweile immer beliebter und bringen den Freibergern das ganze Jahr über Umsatz. „Mottopartys gibt es immer häufiger“, sagt Perius und zeigt einen Gang mit Utensilien für eine 80er-Party – von neonfarbener Kleidung bis zur Thomas-Anders-Perücke mit „Nora“-Kette.
Das teuerste Kostüm im Lager kostet stolze 2500 Euro. Dafür kann man zu einem Transformer werden. „Das wird aber in der Regel nur für Events geliehen“, sagt Perius. Auch wer Darth Vader werden will, muss mehr als 1000 Euro auf den Tisch legen. Deutlich billiger geht es da als Elvis, Batman, Nikolaus, Meerjungfrau oder Häschen. Auf Youtube ist der Kostümpalast mit seinen Videos zum Verkleiden oder Schminken ebenfalls beliebt und hat 125 000 Abonnenten.