Es sind bisher vier Glocken aus der Nachkriegszeit, die die Gottesdienste in St. Eberhard einläuten. Bald kommen zwei neue hinzu. Ein Kran hat am frühen Montagmorgen eine 350 Kilogramm und 600 Kilogramm schwere Glocke von der Königstraße aus in den 50 Meter hohen Turm gehievt.

Stuttgart - Erst am Freitagabend standen die Stuttgarter Kirchenglocken anlässlich des Internationalen Friedenstags im Zentrum der Aufmerksamkeit. Für die zwei neuen Glocken von St. Eberhard kam dieses kollektive Geläut jedoch zu früh. Die Rupert-Mayer-Glocke mit dem C-Ton und die Eugen-Bolz-Glocke mit dem A-Ton ruhten bis Montagfrüh im Dom, ehe sie ein Kran in 50 Meter Höhe in den Glockenstuhl hievte.

 

Noch knapp 100 000 Spenden fehlen

Selbst Stadtdekan Christian Hermes war herbei geeilt, um die Aktion vom Kirchendach aus zu verfolgen. Für ihn sind die Glocken ein weit hörbares Zeichen für eine „Kultur der Aufmerksamkeit“. Zumal an dieser Stelle der Königstraße die Menschen „ameisengleich rennen und hasten“. Da soll in Zukunft das sechsstimmige Geläut den Blick der Menschen nach oben lenken. „Denn unsere Sehnsucht geht ja auch höher und weiter“, sagt Hermes. Insgesamt investiert die Gemeinde 265 000 Euro in die Sanierung des Glockenturms und die neuen Glocken. Ein großer Teil wird über Rücklagen, Zuschüsse und Kirchensteuern finanziert. Aber 161 000 Euro müssen über Spenden aufgebracht werden. „Bisher haben wir 55 000 Euro gesammelt“, sagt Kirchengemeinderat Stephan Bier, der sich fast wie ein Kind auf den 7. Oktober freut. An diesem Sonntag sollen die zwei neuen mit den vier alten Bronzeglocken (55 Prozent Zinn, 45 Prozent Kupfer) zum ersten Plenargeläut erschallen. Gefeiert wird an diesem Tag nicht nur der vollere Klang von St. Eberhard, der durch die neuen Eichenjoche unterstützt wird. „Wir feiern auch das 40-jährige Jubiläum der Erhebung der Kirche zur Konkathedrale mit Bischof Gebhard Fürst“, erklärt Stephan Bier.

Stundeschlag zwischen 8 und 21.45 Uhr

Unabhängig vom Festtag sollen die Glocken aus der Innsbrucker Gießerei Grassmayr dann auch dem Alltag der Stuttgarter seinen Pulsschlag vorgeben. Der so genannte Stundenschlag wird zwischen 8 und 21.45 Uhr von zwei, beziehungsweise einer Glocke ausgeführt. Er diene aber nicht nur der Rhythmisierung des Lebens, wie Stadtdekan Christian Hermes erklärt: „Der Stundenschlag weist uns auf Gott und auf die Endlichkeit des menschlichen Lebens hin.“