Das Gesundheitsamt und die Kassenärztliche Vereinigung haben bei der Stuttgarter Impfambulanz einen Medpoint für Geflüchtete eingerichtet. Dort erhalten diese eine erste ärztliche Versorgung.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Menschen, die aus einem Kriegsgebiet fliehen müssen, sind schon wegen dieser starken Belastung anfälliger für Krankheiten. Aber besonders chronisch Kranke kommen durch Krieg und Flucht schnell in eine kritische Lage. Seit diesem Mittwoch gibt es eine zentrale Anlaufstelle zur medizinischen Erstversorgung dieser Gruppe, den Medpoint in der Schleyerhalle. Ziel sei es, den Ankommenden „eine gute medizinische Versorgung“ zu bieten, sagt Stefan Ehehalt, der Leiter des Gesundheitsamts der Stadt.

 

Ein Buszubringer ist im Gespräch

Man habe „einen Pool von 22 Ärzten, je zur Hälfte Kinderärzte und Allgemeinmediziner“, erzählt Hans-Jörg Wertenauer, Stuttgarter Hausarzt, der neben dem Medpoint die dortige Test- und Impfambulanz betreibt. Am ersten Betriebstag waren je drei Kinderärzte und Hausärzte im Einsatz. 23 ukrainische Flüchtlinge seien gekommen, so Wertenauer, „keine Akutpatienten, sondern Menschen mit chronischen Erkrankungen“.

Das Sozialamt hat dort eine kleine Station aufgemacht, so dass man den Patienten „gleich einen Behandlungsschein ausstellen kann“, sagt Marion Zorn, die Leiterin der Abteilung Verwaltung bei der Stadt. Weil viele Unterkünfte, wo Geflüchtete einquartiert wurden, weit von der Schleyerhalle entfernt sind, sei man mit den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) im Gespräch über einen Bustransport für Geflüchtete zum Medpoint. Neben den Coronatests in den Unterkünften können sich die Geflüchteten auch im Medpoint testen, aber auch gegen Corona impfen lassen. Die bisherigen Coronatests bei Geflüchteten haben laut Stefan Ehehalt eine Positivquote von fünf bis zehn Prozent ergeben. Bei den Stuttgartern liegt diese derzeit bei drei Prozent.

Schwer erkrankte Patienten darunter

Schon bald sollen die Kriegsflüchtlinge sich in dem Stadtteil, in dem sie untergebracht sind, einen Haus- oder Kinderarzt suchen, machte Hans-Jörg Wertenauer deutlich, der auch Pandemiebeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung für Stuttgart ist. Aktuell aber wäre es „schwierig, wenn so viele neue Patienten zu den Hausärzten kämen“. Eine „große Schwierigkeit“ auch im Medpoint sei, dass die Patienten „keine Vorbefunde“ ihrer Krankengeschichte bei sich hätten.

Unter den Patienten sind auch Menschen mit sehr schweren Erkrankungen. So seien zwei Geflüchtete aus Kiew, die an Krebs leiden, von den Ärzten aufgefordert worden, ins Ausland zu gehen, weil man sie nicht mehr behandeln könne, erzählt Hans-Jörg Wertenauer. Solche Fälle kommen etwa ins Klinikum der Stadt. Man habe bisher „mehr als 50 Patientinnen und Patienten behandelt, die wegen des Kriegs geflohen sind“, sagte Pressesprecher Stefan Möbius. „Zwölf wurden stationär aufgenommen.“ Darunter seien einige, bei denen „der Verzicht auf eine Fortsetzung der Therapie tödlich wäre“.