Bisher schien das System der Krankenfahrten im Südwesten zu funktionieren. Nun wird es in Frage gestellt – doch das Vorgehen von Kassen und Ministerien wirkt unkoordiniert, kritisiert der StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Können sich gehbehinderte Patienten künftig noch darauf verlassen, ohne quälend lange Wartezeiten zum Arzt oder in die Klinik gefahren zu werden? Seit Wochen wächst die Unsicherheit im Land darüber immer mehr. Erst waren es die Ersatzkassen, die allen privaten Fahrdiensten kündigten. Nun steht auch die AOK unter dem Druck des Sozialministeriums, ihre Verträge mit ausgewählten Anbietern anzupassen oder zu beenden. Von massiven Qualitätsmängeln wie bei den Ersatzkassen ist bei ihr zwar nicht die Rede. Angeführt werden vor allem rechtliche Gründe, die auch bei den Ersatzkassen in den Vordergrund rücken: Die Grenze zwischen Krankentransporten mit medizinischer Betreuung und Krankenfahrten ohne diese soll verwischt worden sein.

 

Rettungsdienst ist ohnehin überlastet

Natürlich müssen die Vorschriften, zumal wenn es um die Gesundheit geht, eingehalten werden. Und Missstände gilt es aufzuklären und abzustellen. Insgesamt aber scheint das System der Krankenfahrten im Südwesten gut funktioniert zu haben. Wer es infrage stellen oder abschaffen will, muss für eine Alternative sorgen. Doch das Vorgehen von Kassen und Ministerien wirkt unkoordiniert. Ob der ohnehin überlastete Rettungsdienst diese Zusatzaufgabe schultern kann, erscheint fraglich. Viel Zeit haben die Akteure nicht mehr, um überzeugende Antworten zu liefern.