Der Klinikverbund Südwest hat eine Matratze entwickelt, mit der eine Krankenschwester allein im Fall eines Feuers einen bettlägerigen Patienten retten kann. Sogar in Australien ordern Krankenhäuser das neue Produkt.

Sindelfingen - Als bei einem Feuer im Bochumer Krankenhaus vor zwei Jahren zwei Menschen ums Leben kamen, stellte sich Bernd Waiblinger die Frage: „Sind wir für einen solchen Notfall optimal gerüstet?“ Waiblinger ist der Sicherheitsmanager des Klinikverbunds Südwest und damit verantwortlich für die Sicherheit aller Patienten und Mitarbeiter in den sechs Krankenhäusern des Verbunds. Brände in Kliniken seien gar nicht so selten, sagt der Experte.

 

Jedes Jahr kommt das in Deutschland etwa sechs- bis siebenmal vor. Im Klinikverbund Südwest brannte es zuletzt vor acht Jahren im Wirtschaftshof der Sindelfinger Klinik – zum Glück ging das damals glimpflich ab. Doch Waiblinger möchte für den Notfall gerüstet sein. Der Knackpunkt in den Kliniken ist im Fall eines Brandes die Bergung bettlägeriger Patienten, sagt er. Dafür benötigte man bisher vier Personen, die mithilfe eines Tragetuchs die nicht gehfähigen Personen aus dem brennenden Bereich schleppen mussten. Dieses Tragetuch ist stets griffbereit unter der Matratze platziert und muss deshalb jedes Mal, wenn ein Patient die Klinik verlässt, mit dem gesamten Bett aufwendig gereinigt werden. „Das muss doch auch mit weniger Aufwand und Manpower gehen“, sagte sich Bernd Waiblinger. Er nahm Kontakt zur Firma Hapeka auf, die dem Klinikverbund die Matratzen liefert.

Sicherheitsmanager hatte die Idee

Eine Matratze, die im Ernstfall zur Rettungsmatratze wird und die bei einer Evakuierung von nur einer Person nach draußen befördert werden kann, war sein Ziel. Und die Firma lieferte prompt. Nach Gesprächen mit Mitarbeitern der Stationen und der Hygieneabteilung gab es noch einige Änderungen, doch dann war die Rettungsmatratze, genauer ein waschbarer Rettungsbezug für die Matratzen, perfekt.

In wenigen Sekunden kann eine Schwester die Matratze für die Rettung umrüsten. Reißverschluss auf, Rettungsgurte herausgezogen und den Patienten festschnallen. Weil die Gurte innerhalb des Bezugs verborgen sind, müssen sie auch nicht gereinigt werden, wenn sie nicht zum Einsatz kommen.

Der Sicherheitsgurt ist extra breit, damit auch Patienten nach einer Bauch-OP sicher angeschnallt werden können. Dann kann im Notall auch eine zierliche Schwester einen Patienten alleine auf der Matratze durch die Flure und sogar die Treppen hinunter befördern. Sicherheitsmanager Waiblinger demonstriert das Ganze praktisch mit seinen Mitarbeitern. Stefan Wirth wird zum bettlägerigen Patienten, sein Kollege Julian Kühne schlüpft in die Rolle eines Pflegers. In Windeseile schnallt er Stefan Wirth fest und zieht ihn mehrere Stockwerke durch das Treppenhaus nach unten. Erstaunlich: Der Kopf bleibt auf der stabilen Matratze ruhig liegen. Auch frisch operierte Patienten können so transportiert werden.

Die Matratze trägt den Namen „Klinikverbund Südwest“

Nach und nach will der Klinikverbund in den kommenden Wochen in allen seinen Häusern die Matratzenbezüge gegen die neuen Rettungsbezüge austauschen. Weil die Idee dazu von den Mitarbeitern des Verbunds stammt, heißt das neue Modell auch „Klinikverbund Südwest“. Darauf ist man dort ziemlich stolz. Geld verdient der Verbund damit zwar nicht, aber er erhält eine Preisermäßigung als Dank für die Hilfe bei der Entwicklung der Rettungsmatratze. Über die Höhe des Rabatts schweigt man allerdings.

Ausgelegt ist das neue Teil übrigens auch für schwergewichtige Patienten. „Die Matratze trägt 300 Kilogramm“, sagt Waiblinger. Er hofft, dass die Matratzen nie ihre Bewährungsprobe liefern müssen. Aber wenn es einmal brennen sollte, dann sei man nun bestens ausgerüstet. Anklang findet der Bezug übrigens auch in anderen Kliniken. Sogar ein Krankenhaus in Australien habe kürzlich die Rettungsmatratze geordert, berichtet Waiblinger.