Das Minus der RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim ist noch größer als befürchtet. Nun soll jeder Stein umgedreht werden, um gegenzulenken – an allen Standorten.

Dass es um die RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim finanziell nicht zum Besten steht, war klar. Dass die Lage aber so dramatisch ist, haben wahrscheinlich die Wenigsten kommen sehen. Für das laufende Geschäftsjahr hatte man mit einem Minus von 14 Millionen Euro kalkuliert. Tatsächlich zeichnet sich nun aber ein Defizit von rund 50 Millionen Euro ab. Deshalb soll nun alles auf den Prüfstand kommen. Sofortmaßnahmen seien nötig, heißt es in einer Pressemitteilung.

 

Schon angestoßene Projekte kommen auf den Prüfstand

Der Aufsichtsrat habe sich am Dienstag mit der Situation befasst und „die Erstellung eines strategischen Konsolidierungsprogramms mit konkreten Maßnahmen zur Stabilisierung und nachhaltigen Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung beauftragt“. Man werde „für alle Klinikstandorte die bisher angestoßenen Projekte überprüfen und neue, an die aktuelle Entwicklung angepasste Maßnahmen erarbeiten. Unser Ziel ist ein nachhaltiges Konzept, das zukünftige medizinische Entwicklungen bestmöglich berücksichtigt und finanziell umsetzbar ist“, kündigt Marc Nickel, medizinischer Geschäftsführer, an. Auch der Unternehmensplan für 2025 müsse als vorläufig angesehen werden. Das Werk werde überarbeitet. Man müsse „genau anschauen, was wir anders und besser machen können“.

Gegensteuern will die Klinikführung zunächst, indem die Kosten für Leiharbeitskräfte reduziert werden, erklärt Anne Matros, Regionaldirektorin der RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim. Außerdem wolle man „ die Menschen im Landkreis stärker von unseren medizinischen Angeboten überzeugen. Gemeinsam werden wir dann weitere Maßnahmen erarbeiten und umsetzen, die die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens verbessern“.

Fachkräftemangel spielt auch eine Rolle

Als Hauptgründe für das gestiegene Defizit werden der Rückgang der stationären Leistungen, Engpässe bei der Verlegung von Patienten in Pflege- und Reha-Einrichtungen, der Fachkräftemangel und damit einhergehend hohe Kosten für Leiharbeitskräfte sowie die bundesweit gestiegenen Ausgaben für Kliniken aufgrund der Tariflohnsteigerungen und Inflation benannt. Das Sofortprogramm, mit dem die finanziellen Probleme in den Griff bekommen werden sollen, wird für die nächsten fünf Jahre erarbeitet.

Landrat Dietmar Allgaier streicht zwar heraus, dass die RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim auch von den strukturellen Schwierigkeiten im deutschen Krankenhauswesen und den allgemeinen Rahmenbedingungen wie dem Fachkräftemangel sowie dem Rückgang stationärer Leistungen betroffen seien. „Wir dürfen aber nicht nur äußere Umstände für die Situation verantwortlich machen. Wir müssen auch bei uns schauen, was wir besser machen können“, wird er in der Pressemeldung zitiert.

Das bestätigt Axel Hechenberger, kaufmännischer Geschäftsführer der RKH Gesundheit, der betont, dass man angesichts der unsicheren politischen Lage keine Zeit verlieren dürfe und alles „in unserer Macht Stehende“ tun müsse, „um gemeinsam an den Stellhebeln zu drehen, die wir selbst in der Hand haben. Gleichzeitig werden wir weiterhin, vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien, in unsere Kliniken investieren“.

Axel Hechenberger kündigt an, dass trotz allem in die Kliniken investiert werden soll. Foto: Archiv (RKH Kliniken)

Angesichts dieser Entwicklung und des Millionenlochs im Haushalt wird sich unter anderem die Frage stellen, inwieweit die Pläne für einen Marbacher Gesundheitscampus umgesetzt werden, wo eine Pflegeschule, Senioreneinrichtungen, Mitarbeiterwohnungen und mehr angedacht sind. „Wir müssen abwarten, welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden“, sagt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost, der jedoch zu bedenken gibt, dass der Standort rund um das frühere Krankenhaus aktuell ein jährliches Minus bringt. „Es besteht also Handlungsdruck“, sagt er. Außerdem könne beim anvisierten Gesundheitscampus über Grundstücks- und Immobilienverkäufe auch wieder ein Plus auf der Einnahmenseite verbucht werden.