Familiäre Atmosphäre und persönliche Betreuung sollen die Geburtenzahlen in der Leonberger Klinik für Frauenheilkunde deutlich erhöhen.

Leonberg -

 

Einen von Hebammen geführten Kreißsaal gibt es bisher in der Region nur in Herrenberg, Bad Cannstatt und Bietigheim. Doch im kommenden Frühjahr wird auch in der Klinik für Frauenheilkunde am Krankenhaus Leonberg diese besonders persönliche Form der Geburtshilfe eingeführt. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange.

„Ein hebammengeführter Kreißsaal stellt eine Alternative zwischen der Hausgeburt beziehungsweise dem Geburtshaus und einer Klinikgeburt dar und passt bestens nach Leonberg“, erläutert die Chefärztin der Gynäkologie, Monica Diac, das Konzept. „Er bietet eine familiäre Atmosphäre, viel Privatsphäre, eine kontinuierliche eins-zu-eins Hebammenbetreuung sowie minimale Intervention und dennoch die Sicherheit einer Klinikgeburt, da eine ärztliche Übernahme im Geburtsverlauf bei Bedarf jederzeit möglich ist.“

Gute Erfahrungen in Herrenberg

Die Betreibergesellschaft des Leonberger Krankenhauses, der Klinikverbund Südwest, hat gute Erfahrungen gemacht. „2009 etablierte der Klinikverbund in Herrenberg bereits sehr erfolgreich das Geburtskonzept eines hebammengeführten Kreißsaals“, erklärt Martin Loydl, der kaufmännische Geschäftsführer des Klinikverbundes. „Die Analyse des Krankenhausmarktes im Umkreis sowie der Gynäkologie der beiden Krankenhäuser Leonberg und Herrenberg ergab, dass sich die Marktgebiete der beiden Standorte bislang nicht überschneiden.“

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Martin Loydl erwartet für Leonberg positive Effekte: „Von dem zusätzlichen Angebot am Standort versprechen wir uns eine Stärkung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und vor allem mehr Strahlkraft in die Metropolregion Stuttgart-Ludwigsburg, sowohl was die Patienten- als auch Mitarbeiterattraktivität angeht.“

700 Geburten im Jahr

Auch die Zahl der Geburten soll mit dem neuen Konzept nach oben gehen. „Wir erhoffen uns dadurch in den kommenden vier bis fünf Jahren einen Geburtenzuwachs von 30 bis 40 Prozent“, sagt Landrat Roland Bernhard, der Aufsichtsratsvorsitzende der Kreiskliniken. Am Krankenhaus Leonberg verzeichnete man im vergangenen Jahr 700 Geburten, im Verbund kommen jährlich bis zu 5500 Neugeborene zur Welt.

Das Leonberger Hebammenteam, die ärztliche Belegschaft der Gynäkologie, das verbundweite Fachzentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie das Direktorium sprachen sich bereits im Vorfeld unisono für die Einrichtung eines hebammengeführten Kreißsaals in der Leonberger Frauenklinik aus. Auch der Aufsichtsrat hat grünes Licht gegeben.

77 Millionen Euro für die Sanierung

„Das ist ein klares Bekenntnis des Landkreises Böblingen als Träger für den Geburtsstandort Leonberg“, kommentiert Roland Bernhard „die richtungsweisende Entscheidung“ des Gremiums. „ Der Aufbruch in die Zukunft manifestiert sich somit nicht nur in der Gesamtinvestition von rund 77 Millionen Euro in die laufende Sanierung der Gebäudestruktur des Krankenhauses Leonberg, sondern auch in der Weiterentwicklung des Angebots für Patientinnen und Patienten sowie werdende Mütter.“

Erst vor zwei Monaten war in Leonberg die neue Zentrale Notaufnahme in Betrieb gegangen. Für insgesamt 5,5 Millionen Euro wurde hier ein moderner Bereich für die Notversorgung geschaffen. Angesichts eines jährlichen Patientenaufkommens von rund 22 000 Menschen allein in der Notaufnahme sehen Mediziner diese Investition als äußerst sinnvoll an.

Chefarzt für die Notaufnahme

Der Klinikverbund und der Aufsichtsrat erachten die Notaufnahme in direkter Nähe zum Unfallschwerpunkt Leonberger Dreieck für so bedeutsam, dass sie von einem Chefarzt geführt werden soll. Der ist nach Informationen unserer Zeitung zwischenzeitlich gefunden und soll im kommenden April anfangen.

Die Gesamtsanierung des Krankenhauses wird noch mehrere Jahre dauern. Unter anderem sollen die OP-Säle modernisiert und das Bettenhaus auf einen zeitgemäßen Standard gebracht werden. Parallel zur Leonberger Sanierung ist der Bau einer Großklinik auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen vorgesehen.