Krankenhaus Leonberg Kleiner Lichtblick für die Gynäkologie

Monica Diac, die Chefärztin der Gynäkologie in Leonberg, hat aus privaten Gründen gekündigt. Foto: Simon Granville

Die Neubesetzung der Chefarzt-Stelle in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe lässt einiges erwarten, meint unser Leonberger Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Leonberg: Thomas K. Slotwinski (slo)

Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Leonberger Krankenhaus wird auch künftig von einem Chefarzt geführt. Das ist eine gute Nachricht. Arkadiusz Praski wird eine hohe Expertise bescheinigt, die ersten Einschätzungen aus Kreisen seiner neuen Wirkungsstätte klingen optimistisch. Neben dem persönlichen Profil des auf Onkologie und Urologie spezialisierten Mediziners ist es aber die Stellenbesetzung als solche, die Anlass zu einer vorsichtigen Zuversicht gibt. War es doch längst nicht ausgemacht, dass der Gynäkologie in Leonberg eine kontinuierliche Führung zugestanden wird.

 

Wir erinnern uns: Vor anderthalb Jahren kochten im ganzen Bereich des Klinikverbunds Südwest, zu dem neben Leonberg auch die Krankenhäuser in Böblingen, Calw, Herrenberg, Nagold und Sindelfingen gehören, die Emotionen hoch. Das Management des Klinikverbundes und die Kommunalpolitiker der beiden Trägerlandkreise Böblingen und Calw arbeiten an einem neuen Medizinkonzept, das der Krankenhausreform des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) zuvorkommen soll.

Dreh- und Angelpunkt soll demnach die künftige Flugfeldklinik sein. Landrat Roland Bernhard schwärmt von einem Krankenhaus auf dem Niveau einer Uniklinik. Verliererin ist die Klinik in Herrenberg, der ihr Status als Krankenhaus genommen wird. Leonberg soll immerhin ein Haus der Grundversorgung bleiben – mit den medizinischen Aushängeschildern Darm- und Bauchchirurgie und einer noch aufzubauenden Altersmedizin. Die Gynäkologie einschließlich des erst kurz zuvor eröffneten hebammengeführten Kreißsaals soll in der Flugfeldklinik aufgehen. Nach wütenden Protesten der Hebammen und vieler Frauen erhielt Leonberg eine auf fünf Jahre begrenzte Bestandsgarantie.

Gerüchte über einen Maulkorb

Die betroffene Chefärztin Monica Diac hat in all dieser Zeit nichts gesagt. Gerüchte über einen Maulkorb machten die Runde, Kenner der Medizinszene schlossen einen frustrierten Weggang der Ärztin nicht aus. Doch Diac hat offenkundig vor allem aus familiären Gründen gekündigt, wie unsere Zeitung aus zuverlässiger Quelle erfahren hat. Das nimmt dem Abgang die Brisanz und ist aller Ehren wert.

Durch die übergangslose Neubesetzung – Diac hat Praski mehrere Wochen eingearbeitet – kann es also in der Gynäkologie ohne Turbulenzen weitergehen. Der neue Chefarzt hat offenbar einiges vor und scheint nicht gewillt zu sein, die Rolle einer Art Übergangsverwalter zu übernehmen. Im Gegenteil: Das medizinische Spektrum soll erweitert werden, auch was die Diagnostik und die Therapie nach Karzinombehandlungen betrifft, erklärt der Klinikverbund ganz offiziell. Das von Monica Diac aufgebaute Beckenbodenzentrum soll zudem „perspektivisch weiter ausgebaut“ werden.

Die Verlegung der Gynäkologie einschließlich Geburtshilfe ins Flugfeldzentrum ist damit freilich nicht vom Tisch. Die werde „voraussichtlich“ Ende 2028 erfolgen. Für die Patientinnen und die künftigen Mütter in der Region Leonberg ist das keine gute Aussicht. Ein hebammengeführter Kreißsaal ist zwar kein Alleinstellungsmerkmal, aber nach wie vor längst nicht die Regel. Leonberg als zertifiziertes babyfreundliches Krankenhaus bietet zudem für Mütter wie für die Neugeborenen viele weitere Vorteile.

Am besten ist es daher, wenn in den nächsten Monaten und Jahren viele Kinder in Leonberg das Licht der Welt erblicken. Sonst dürfte das in der Zukunft vornehmlich in Stuttgart der Fall sein, was nicht im Interesse des Klinikverbundes liegen kann.

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