Nach Irritationen um dessen Haushaltsrede bekennt sich Roland Bernhard zu den kleinen Häusern.

Leonberg - Für den Landrat gibt es kein Vertun: „Das Sanierungsprogramm für unsere kleineren Häuser steht nicht zur Disposition. Darüber hinaus wollen wir mit einem Campusprojekt insbesondere den Medizin-Standort Leonberg stärken.“ Mit dieser Erklärung gegenüber unserer Zeitung reagiert Roland Bernhard auf gewisse Irritationen unter Kreisräten nach dessen Haushaltsrede im Kreistag.

 

Dort hatte der Chef des Böblinger Landratsamtes verkündet, dass das Defizit des Klinikverbundes bei mehr 18 Millionen Euro liege. Bernhard kritisierte die bundesweite Gesundheitspolitik, die letztlich zulasten der Kommunen ginge.

„In diesem Zusammenhang habe ich auch erklärt, dass sich die kleinen Krankenhäuser angesichts der bundespolitischen Vorgaben schwertun und keiner weiß, was nach dem Jahr 2030 ist“, sagt der Landrat im Gespräch mit unserer Zeitung. Eine Standortgarantie aber, die nur bis 2030 ginge, habe er nicht erwähnt.

So aber hatte eine Tageszeitung die Aussagen des Landrats interpretiert und mit der Schlagzeile „Keine Standortgarantie mehr für kleine Häuser“ für erhebliche Unruhe in der Politik gesorgt. Denn einige Kreisräte, die Bernhards Haushaltsrede am Montag verfolgt hatten, deuteten seine Aussagen wie die Zeitung. Andere wiederum sehen es wie der Landrat: Der Begriff Standortgarantie sei nicht gefallen.

70 Millionen werden investiert

Auf Nachfrage unserer Zeitung versichert der Chef der Kreisverwaltung, dass er unverändert zu den kleineren Häusern stehe. In Leonberg würden in den nächsten Jahren wie geplant 70 Millionen Euro investiert. Die Strategie mit kompetenten Chefärzten vor Ort sei aufgegangen, Leonberg stehe wirtschaftlich gut da. Neben den Investitionen ins Haus selbst setzt Roland Bernhard auf einen sogenannten Medizincampus. Dienstleister aus dem Gesundheitsbereich, etwa Reha-Studios oder Arztpraxen, sollen sich rund ums Krankenhaus niederlassen, um den „Gesundheitsstandort Leonberg“ insgesamt zu stärken.

Erste Schritte in diese Richtung erkennt der Landrat in dem Zentrum für Strahlentherapie, das seinen Betrieb mittlerweile aufgenommen hat. Die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, eine Dependance des Zentrums für Psychiatrie in Calw-Hirsau, ist derzeit noch im Krankenhaus selbst untergebracht. Doch die Landeseinrichtung baut ein neues Gebäude außerhalb der Klinik. „Das sind zwei wichtige Einrichtungen, die Leonberg als medizinische Anlaufstelle insgesamt aufwerten“, sagt Bernhard. „Diese Doppelstrategie – Investitionen ins Krankenhaus selbst und die Ansiedlung weiterer medizinischer Einrichtungen – werden wir konsequent weiterverfolgen.“

Befürchtungen, dass zu viele externe Dienstleister bestimmte Abteilungen des Krankenhauses mittelfristig überflüssig machen könnten, teilt der Landrat nicht: „Im Gegenteil: Wir möchten eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit mit dem Ziel der gegenseitigen Stärkung und Befruchtung.“

Gemeinsames Gespräch

Bernhard spricht von einem Termin mit dem Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD), der sich dabei sehr offen für die Campus-Idee gezeigt habe. Nun will der Kreischef „alle Gesundheitsakteure“ aus Leonberg zu einem gemeinsamen Gespräch einladen, um ihnen die Idee einer Ansiedlung in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krankenhaus schmackhaft zu machen.

Zumindest im Moment stößt der Campus-Gedanke bei verschiedenen niedergelassenen Ärzten, die ihre Praxen im Stadtzentrum haben, nicht nur auf Begeisterung. Die kurzen Wege und nahe liegende Bushaltestellen sind für viele Patienten sehr praktisch, heißt es von den Medizinern. Denkbar wäre allerdings, dass sich neue Praxen in der Nachbarschaft zur Klinik niederlassen.

Keine Ruhe in Sicht

Dass nun beim Thema Krankenhaus wieder Ruhe einkehrt, ist unwahrscheinlich. Noch in diesem Monat kommen der Kreistag und die Geschäftsführung des Klinikverbundes zu einer Klausurtagung zusammen, um über die weitere Ausgestaltung des Medizinkonzeptes zu sprechen.

Der vor fünfeinhalb Jahren vom Kreistag beschlossene Plan sieht den Bau einer Großklinik auf dem Böblinger Flugfeld vor. Deren Kosten haben längst die Grenze von einer halben Milliarde Euro überschritten. Gleichzeitig, so der Beschluss des Kreistags, bleiben die Häuser in Leonberg und Herrenberg bestehen. Die nah beieinander liegenden Krankenhäuser in Böblingen und Sindelfingen sollen nach Eröffnung der Flugfeldklinik geschlossen werden.