Überraschend deutlich spricht der Kreischef und Vorsitzende des Kliniken-Aufsichtsrats über eine Schließung des Hauses in Marbach – obwohl die Geriatrie bisher dessen Existenz zu sichern schien. Für Landrat Rainer Haas bietet Bietigheim eine Alternative.

Marbach - Bisher wurde die Angelegenheit streng unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Kliniken-Aufsichtsrat des Landkreises behandelt. Doch jetzt bricht der Landrat überraschend das Schweigen über die Zukunft des Krankenhauses Marbach. Beim Jahrespressegespräch des Landratsamts am Montagabend betonte er, dass die weit verbreitete Vorstellung, das kleine 80-Betten-Haus habe dank seiner Spezialisierung auf Altersmedizin eine Bestandsgarantie, sei falsch, betonte Rainer Haas mehrfach.

 

Zwar sei mit Ergebnissen der detaillierten Gutachten zum Standort Marbach erst im März zu rechnen. Er glaube aber, dass das Haus in seiner jetzigen Form keine Zukunft habe, „wenn sich nicht plötzlich doch noch ein plausibler Grund findet, das Krankenhaus Marbach zu halten“. Das jährliche Defizit – aktuell waren es laut der Klinikgesellschaft des Kreises rund 1,8 Millionen Euro – werde für die Kreiskrankenhäuser zu einer Gefahr. Er wolle als Vorsitzender des Kliniken-Aufsichtsrats verhindern, dass der Kreis, zusätzlich zu den rund zehn Millionen Euro jährlichem Zuschuss für Investitionen, auch noch für ein laufendes Defizit der Krankenhäuser geradestehen müsse. „Eine Erhaltung nur um der Erhaltung Willen hat vor diesem Hintergrund keinen Sinn“, sagt der Landrat.

Geriatrie im Parkhaus?

Spannend ist insbesondere, dass Haas gleich einen Alternativstandort für die Geriatrie im Landkreis ins Spiel bringt und damit quasi die vermeintliche Lebensversicherung des kleinen Krankenhauses Marbach wertlos macht. „Die Geriatrie könnte auch anderswo angeboten werden – zum Beispiel in Bietigheim.“ Dort gibt es ein leer stehendes Parkhaus, für das nebenan ein Ersatz gebaut wird.

Er wolle allerdings keineswegs eine Schließung des Standorts Marbach vorwegnehmen, betonte Haas. Er wolle lediglich „dem Eindruck entgegentreten, dass alle Diskussionen schon erledigt seien“.  Er und die Geschäftsleitung der Kliniken „werden vor weiteren, auch kontroversen Diskussionen nicht zurückschrecken“. Allerdings wolle man „die Sache genauso ergebnisoffen angehen wie in Vaihingen auch“. Worte wie diese dürfte man in Marbach nicht gern hören. Immerhin hatte der Kreistag im April die Schließung des Krankenhauses in Vaihingen/Enz beschlossen. Der Krankenhausbetrieb läuft noch vor Weihnachten aus. Im kommenden Jahr soll es dort nur noch eine Tagesklinik mit zwölf Betten geben. Hauptklientel sollen vor allem ältere Patienten sein, die beispielsweise wegen Wassermangels kollabieren und in Vaihingen an den Tropf gehängt werden. Sollten diese Patienten dann noch nicht wieder fit sein, dann werden sie künftig nach Bietigheim-Bissingen verlegt.

Gutachten werden im Frühjahr präsentiert

Die Entwicklung der vergangenen Jahre dürfte ebenfalls die Befürchtungen in Marbach in Richtung einer Schließung des Krankenhauses nähren. So hat die Kliniken-Gesellschaft zwar in den vergangenen Jahren etliche Millionen in Marbach investiert. Allerdings floss das Geld lediglich in ein Ärztehaus und ein Blockheizkraftwerk, das dieses versorgt und auch künftigen Nachmietern Wärme liefern könnte. Für das Gebäude selbst – man sieht es an der Fassade – wurde in jüngster Zeit nur noch das Allernötigste ausgegeben. Damit habe man in Marbach eine ähnliche Situation wie in Vaihingen Anfang dieses Jahres, sagt der Landrat: Das Ärztehaus könne auch ohne Vollkrankenhaus weiter existieren.

An der Klinikspitze gibt man sich in dieser Sache deutlich zugeknöpfter. „Wir werden im Frühjahr die Daten der Gutachten haben und öffentlich vorstellen“, sagt der Geschäftsführer Jörg Martin. „Danach werden wir sehen, wie’s weitergeht.“ Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost war am Dienstag wegen einer internen Veranstaltung telefonisch nicht erreichbar.

Ausbau ist möglich, aber teuer

Ein anderes Gutachten hatte zuvor ergeben, dass ein Ausbau in Marbach für den geriatrischen Schwerpunkt möglich sei, aber wohl Kosten im zweistelligen Millionenbereich mit sich brächte. Der Standort Marbach mit 130 Mitarbeitern ist Teil der Kreis-Klinikengesellschaft, zu der außerdem noch Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen und Markgröningen gehören.