Frühchen und Krebspatienten werden in zu vielen Kliniken schlecht versorgt. Die AOK wirft Bund und Ländern vor, zu wenig für mehr Behandlungsqualität zu tun.

Berlin - Die mangelnde Spezialisierung von Krankenhäusern in Deutschland schmälert die Überlebenschancen von Patienten. Zu diesem Ergebnis kommt der Qualitätsmonitor 2019, den der AOK-Bundesverband am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat. Große Defizite gibt es demnach bei der Versorgung von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm, die in Kliniken mit weniger als 34 Fällen pro Jahr betreut werden. Die Sterblichkeitsrate liegt in diesen Häusern, die bundesweit rund ein Fünftel aller Frühchen versorgen, etwa 50 Prozent höher als in Kliniken mit 91 oder mehr Fällen.

 

Zu wenig Spezialisierung gibt es auch bei der Brustkrebstherapie. Ein Viertel der 781 behandelnden Kliniken führte laut der Studie im Bezugsjahr 2016 maximal acht Brust-OPs durch, ein weiteres Viertel kam auf durchschnittlich 26 solcher Eingriffe. Das sei „Gelegenheitschirurgie“, in zertifizierten Brustzentren würden mindestens 100 OPs im Jahr gefordert, sagte Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Eine eingespielte Prozesskette könne es nur in Häusern mit hohen Fallzahlen geben. Die Studie zeige, dass dies die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patientinnen deutlich erhöhe. Auch bei der Einpflanzung von künstlichen Herzklappen sei eine stärkere Zentralisierung der Eingriffe unbedingt erforderlich, hieß es.

Martin Litsch, Vorstandschef des AOK-Bundesverbands, warf den Verantwortlichen in Bund und Ländern vor, sie hätten kein Interesse daran, die Versorgungsqualität zeitnah und nachdrücklich zu verbessern. Er verwies auf die schleppende Umsetzung von Mindestmengen für bestimmte Eingriffe und Qualitätsindikatoren für die Klinikplanung. Die „Strategie der Verschleppung“ führe dazu, „dass unnötig Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden“.