Durchweg positive Erfahrungen hat Helena Rodrigues gemacht: Die Krankenschwester, die vor drei Jahren aus Portugal nach Sindelfingen kam, arbeitet in der Unfallchirurgie.

Sindelfingen - Im November 2012 haben wir Helena Rodrigues Mourao erstmals in unserer Zeitung vorgestellt. Sie gehörte zu den ersten ausländischen Pflegekräften, die der Klinikverbund gezielt im Ausland angeworben hatte. Die damals 26-Jährige verließ Portugal, um nach Sindelfingen zu gehen. Keine Perspektive sah sie für sich in ihrer Heimat. Ihr Deutsch war bei unserem ersten Treffen noch etwas holprig, doch die Patienten der Sindelfinger Klinik eroberte sie mühelos mit ihrem herzlichen Lächeln. Nun haben wir die junge Frau, die seit mehr als zwei Jahren auf der Station der Sindelfinger Unfallchirurgie arbeitet, erneut getroffen. In fließendem Deutsch erzählt sie von ihren Erfahrungen in einem deutschen Krankenhaus und ihren Plänen für die Zukunft.
Frau Rodrigues, wie gefällt es Ihnen in Sindelfingen?
Es war der wichtigste Schritt in meinem Leben, und es war absolut richtig, nach Deutschland zu gehen. Ich wurde hier überall sehr gut aufgenommen. Alle sind sehr freundlich zu mir. Auf der Station verstehe ich mich gut mit meinen Kollegen. In Portugal wäre ich arbeitslos, oder ich müsste als selbstständige Schwester ohne festen Vertrag arbeiten.
Haben Sie nicht hin und wieder Heimweh?
Mein Freund ist mit mir nach Deutschland gekommen. Wir leben in einer Zweizimmerwohnung im Schwesternwohnheim. Er ist Bauingenieur, hat einen guten Job in der Nähe gefunden. Meine Familie vermisse ich schon. Aber wir skypen jeden Tag. Sie ist froh, dass ich Arbeit habe und glücklich bin.
Wie unterscheidet sich die Sindelfinger Klinik von den Krankenhäusern in Portugal?
Alles ist hier sehr gut organisiert. Das gefällt mir. In Portugal haben wir Dreibettzimmer, die Stationen sind größer. Hier liegen die Patienten in Zweibettzimmern. Sonst gibt es keine großen Unterschiede.
Und welche Unterschiede gibt es in der täglichen Arbeit auf der Station?
In Portugal muss gespart werden. Deshalb gibt es viele selbstständige Schwestern und Pfleger, die für ein paar Stunden am Tag kommen und bezahlt werden. Auch unsere Ausbildung unterscheidet sich in manchen Punkten. Ich kann auch Blut abnehmen und Spritzen geben. In Deutschland gehört das nicht zur Ausbildung, sondern ist eine ärztliche Aufgabe. Hier muss mir erst ein Arzt die Erlaubnis zum Spritzen geben.
Sie arbeiten in der Unfallchirurgie. Das kann sehr hart sein mit vielen Schwerverletzten.
Ja, es ist hart. Aber ich mag das. Ich liebe meine Arbeit.
Wie lange wollen Sie noch in Deutschland bleiben?
Wir planen für lange hierzubleiben. Was sollen wir in Portugal? Dort gibt es keine Zukunft für uns. Ich denke darüber nach, eine Fortbildung zur OP-Schwester zu machen. Das war schon immer mein Traum. Die Fortbildung kann ich auch beim Klinikverbund machen.
Welchen Rat haben Sie für die neuen Kollegen, die jetzt aus Italien gekommen sind?
Nehmt euch Zeit und lernt gut Deutsch. Die Sprache ist das Wichtigste, wenn man hier leben und arbeiten möchte.