Im Südwesten haben viele Kinder mit heftigen Atemwegsinfekten zu kämpfen. Ausgelöst werden diese durch Mykoplasmen. Eine Infektion muss ernst genommen werden.

Es beginnt wie jeder grippaler Infekt: Schnupfen, leichtes Fieber, Halsschmerzen. Aber dann kommt dieser Husten, der sich hartnäckig hält – der nach und nach die unteren Atemwege erfassen und schlimmstenfalls eine Lungenentzündung auslösen kann. Derzeit sind im Land ungewöhnlich viele Kinder von der sogenannten Mykoplasmen-Infektion betroffen, vermeldet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Baden-Württemberg.

 

Erkrankungswelle im Südwesten

Genaue Zahlen werden nicht erfasst, weil für diese Erkrankung keine Meldepflicht besteht. „Aber aufgrund der Rückmeldungen aus den niedergelassenen Praxen zeigt sich, dass wir es mit einer Erkrankungswelle zu tun haben“, sagt der Sprecher der Kinder- und Jugendärzte, Till Reckert. Diese Infektionswelle werde so schnell auch nicht wieder abklingen.

Immer wieder untersucht Till Reckert in seiner Reutlinger Praxis Kinder, die sich mit dem Erreger infiziert haben. „Typisch sind Symptome wie leichtes Fieber über mehrere Tage und ein andauernder, heftiger Husten“, sagt Reckert. Medizinische Hilfe brauchen Kinder, wenn beim normalen Ein- und Ausatmen ein leichtes Knistern zu hören sei. „Das ist ein Zeichen, dass der Erreger die Lunge erreicht hat.“ Und wenn das Krankheitsgefühl ungewöhnlich lange anhält.

Viele Kinder mit Lungenentzündung auch in der Klinik

Auch im Olgahospital des Klinikums Stuttgart müssen mehr Kinder als üblich aufgenommen werden, deren Atmung sich aufgrund einer Lungenentzündung – ausgelöst durch Mykoplasmen – deutlich verschlechtert hat: Seien es in den vergangenen Jahren höchstens zehn Fälle im Jahr gewesen, gehe es jetzt um rund fünf bis sechs Kinder im Monat, sagt Friedrich Reichert, Ärztlicher Leiter der pädiatrischen interdisziplinären Notaufnahme (PINA) am Olgahospital.

Dies sei natürlich kein Vergleich zu den typischen RSV-Infektionen, so Reichert. Besonders bei Frühgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern ist das RS-Virus nach wie vor der häufigste Erreger von Atemwegsinfektionen. Dennoch sollte auch eine Mykoplasmen-Infektion nicht auf die leichte Schulter genommen werden: „Empfohlen wird eine Antibiotika-Therapie“, sagt der Kinderarzt Till Reckert. Diese Behandlung dauere normalerweise fünf bis sieben Tage.

Symptome oft schwer zu erkennen

Das Problem dabei: Weil die Symptome auch durch andere Krankheiten ausgelöst werden können, wird die atypische Pneumonie manchmal nicht sofort erkannt. „Gerade am Anfang kann die Erkrankung schnell mit einer Keuchhusten-Infektion verwechselt werden“, sagt Reckert.

Er empfiehlt daher, im Verdachtsfall einen Nasen-Abstrich zu machen, um sicher zu gehen und eine geeignete Behandlung zu beginnen. Wichtig ist auch das Wissen, dass infizierte Kinder meist bereits einige Tage vor Auftreten der Symptome und bis zu mehrere Wochen danach ansteckend sind. Der Erreger kann sich über Niesen und Husten sehr schnell übertragen.

Die aktuell hohen Zahlen erklärt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte mit dem auch für andere Kinderkrankheiten geltenden Effekt seit der Corona-Pandemie: Während der Coronazeit habe es aufgrund der sozialen Distanzierung kaum Infektwellen gegeben. Diese rollen nun umso heftiger über die Kinder hinweg, so Reckert.