Höhere Krankenstände und Erkältungskrankheiten ganz vorne: Was Krankenkassen derzeit auffällt und wie man sich wappnen kann.
Für die Herbstmonate hat die AOK im Kreis Ludwigsburg zwar noch keine Fallzahlen – doch aus der Entwicklung der Krankenstände im ersten Halbjahr ist eine Erkenntnis schon einmal klar: Die Versicherten waren zuletzt häufiger malad. Und Erkrankungen der Atemwege nahmen dabei mit 25,6 Prozent erstmals den Spitzenplatz unter den Arbeitsunfähigkeitsfällen ein. „Bezogen auf die Dauer der Arbeitsunfähigkeitstage führten die Erkrankungen der Atemwege im ersten Halbjahr 2022 die Statistik zum ersten Mal an“, berichtet Nina Lägel, Sprecherin der Kasse. In den vergangenen Jahren seien das immer die Muskel-Skelett-Erkrankungen gewesen – meistens Rückenleiden.
Deutlich höherer Krankenstand im ersten Halbjahr
„Der Krankenstand unter den Versicherten war mit 6,5 Prozent deutlich höher als im Halbjahr 2021 mit 4,8 Prozent“, so Lägel. Im Gesamtjahr 2019, vor der Pandemie, seien es 5,3 Prozent gewesen. Deutlich mehr Versicherte meldeten sich zwischen Januar und Juni 2022 mindestens einmal krank: 54,5 Prozent im Vergleich zu 38,6 Prozent im Vorjahreszeitraum. Dafür waren sie aber etwas kürzer krank: Die durchschnittliche Krankheitsdauer lag laut Lägel bei 10,2 Kalendertagen – verglichen mit dem ersten Halbjahr 2021 ein Minus von minus 15 Prozent.
Auch die Barmer Ersatzkasse meldet, dass Atemwegserkrankungen wieder zu deutlich mehr Krankschreibungen führen. Einer aktuellen Analyse zufolge, die alle Krankschreibungen wegen typischer saisonalen Atemwegsinfekte erfasst – inklusive Corona-, Grippe- und Pneumonie-Fällen –, hat sich die Zahl der Atteste innerhalb eines Monats fast verdreifacht. Die Zahl bezieht sich allerdings nicht auf den Kreis Ludwigsburg, sondern auf ganz Baden-Württemberg. „Nach einem Tiefstand in der Woche vom 4. bis 10. September mit rund 136 Krankgeschriebenen je 10 000 Versicherte waren vom 2. bis zum 8. Oktober rund 368 je 10 000 Krankengeld-Anspruchsberechtigte arbeitsunfähig. Die Corona-Krankschreibungen machen von allen Atemwegs-Krankschreibungen gut 32 Prozent aus“, sagt Arndt Kühnle, Regionalgeschäftsführer der Barmer in Ludwigsburg. „Auch hier steigt die Zahl der Krankschreibungen wieder.“
Raus an die Luft: Bewegung forcieren und Sonne tanken
Wie kann man sich wappnen? Sabine Knapstein, Fachärztin und Psychotherapeutin bei der AOK Baden-Württemberg, rät für die Herbst- und Winterzeit, deren Temperaturen die Erkältungsviren zur Vermehrung und Ausbreitung lieben, vor allem zu körperlicher Aktivität, um das Immunsystem zu stärken: „Sie ist wichtig für die Durchblutung der Organe, die Saustoffaufnahme und damit die Unterstützung gesunder Zellproduktion im Körper.“ Mittags im Licht spazieren, walken oder eine halbe Stunde oder länger Radfahren sei empfehlenswert: „Wenn keine Erkrankungen vorliegen, ist Sport natürlich auch für die Atemmuskulatur, das Herz-, Kreislaufsystem und damit für die Fitness in jedem Alter förderlich“, unterstreicht die Medizinerin.