Der Unverpackt-Laden in Steinheim (Kreis Ludwigsburg) stand kurz vor dem Aus. Jetzt haben die Macher gemeinsam mit der Stadt eine kreative Lösung gefunden.
Ein schöner Cappuccino und ein fröhliches „guten Morgen“ – so macht der Start in den Tag Laune, auch beim Einkaufen. Haben kann man beides im Steinheimer Unverpackt-Laden „Steppi Urverpackt“. Hier werkelt ein fröhliches Team rund um die Macher des Ladens, Tanja und Alex Fischer. Vor drei Jahren haben sie ihren „Steppi Urverpackt“ im Herzen Steinheims eröffnet.
Mit dem Angebot an unverpackten Produkten des täglichen Bedarfs – von Nudeln, Linsen, Reis oder Bulgur über Müsli aller Art bis hin zu Seife, Waschmittel und Klopapierrollen – trafen sie zwar den Nerv der Zeit. Doch die Zeiten sind härter geworden, die Menschen müssen sparen. „Und das tun sie leider gern bei Lebensmitteln“, hat Tanja Fischer beobachtet.
Der Laden stand Ende 2023 kurz vor dem Aus
Obwohl sie und ihr Mann vom Unverpackt-Konzept überzeugt sind, sah die Situation Ende vergangenes Jahr so schlecht aus, dass sie sagen mussten: „Wir hören auf.“ Doch dann kam eine neue Idee ins Spiel, die die Wende brachte. Eine Kooperation mit der Stadt Steinheim dürfte dem Unverpackt-Laden die Existenz sichern, gleichzeitig bekommt die Stadt einen Raum, den sie gut brauchen kann. Win-Win.
Im hinteren Raum des Ladens, also rechts vom Eingang, soll künftig Bürgerbeteiligung stattfinden. Es soll hier um Themen des Städtebaus gehen, von denen Steinheim in den kommenden Jahren jede Menge hat, da gefühlt die ganze Innenstadt umgebaut wird. Die Fläche im Unverpackt-Laden soll Anlaufstelle für die Steinheimer werden, wo sie Planungsunterlagen anschauen oder auch Termine und Veranstaltungen rund um die Innenstadt-Sanierung wahrnehmen können. Eine Art Mitmach-Laden also.
Idealerweise trinken die Bürger, die dorthin kommen, dann auch eine Tasse Kaffee, essen ein Stück Kuchen oder kaufen im Steppi Urverpackt ein, beleben diesen also weiter. Gestartet werden soll mit dem Konzept Anfang 2025, von Herbst an soll das Ganze noch weiter mit Ideen und Leben gefüllt werden. Der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter ist von der Idee überzeugt: „Das kann richtig gut werden.“
Davon gehen auch Tanja und Alex Fischer aus. Sie haben mit ihrem Laden Corona überstanden, die Energiekrise, die Niedrigzinsphase, jetzt die Hochzinsphase. Nach drei Jahren kommt langsam eine Konstanz rein, sagt Alex Fischer, der sich im Steppi Urverpackt um die Finanzen kümmert. Seinen Hauptjob hat er bei einer Versicherung. Ohne den würde es auch gar nicht gehen. Der Unverpackt-Laden des Ehepaars ist bisher ein reines „Non-Profit-Unternehmen“, wirft also nichts ab. „Es ist quasi mein Hobby“, sagt Tanja Fischer.
Da die Immobilie den Fischers gehört, kommt durch das neue Konzept für den hinteren Raum von der Stadt zumindest schon mal Miete rein. Und vielleicht neue Kunden, die bislang noch Berührungsängste mit dem Unverpackt-Konzept hatten. Tanja Fischer erlebt das immer wieder. „Manche trauen sich erst irgendwie nicht und sind dann ganz erstaunt, wie einfach und locker das hier alles ist“, sagt sie.
Fokus noch stärker auf die Gastronomie
Ein weiterer Plan fürs Fortbestehen von Steppi Urverpackt ist es, den Fokus noch stärker auf die Gastronomie zu legen. Schon jetzt nutzen es viele, dass man im Laden einen Kaffee trinken kann, Frühstücken oder zu Mittag essen. Für den Mittagstisch kreiert Tanja Fischer immer wechselnde Gerichte, immer vegetarisch, manchmal auch vegan. Kürzlich gab es eine Waffel-Woche, gerade ist Suppen-Woche. Karotte-Linse-Kokos ist zum Beispiel am Donnerstag dran.
Mittelfristig soll es auch an zwei Abenden pro Woche ein gastronomisches Angebot geben. „So, dass man bei einem Glas Wein und ein paar Kleinigkeiten gemütlich beisammen sitzen kann“, so Tanja Fischer.