Birgit Brenner hat Kunstunterricht in der Schule immer grässlich gefunden. Obwohl ihre Lehrer kein musisches Talent in ihr entdecken konnten, ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Künstlerinnen geworden.

Kultur: Adrienne Braun (adr)
Stuttgart – - Birgit Brenner hat als kleines Mädchen zwar gern gemalt, aber es war in ihrer Familie völlig undenkbar, dass sie Künstlerin werden könnte. Sie setzte sich gegen alle Widerstände durch, machte eine beachtliche Karriere und ist heute Professorin an der Kunstakademie Stuttgart. An ihre Kindheit kann sie sich noch gut erinnern – und daran, wie öde sie die Zeichenstunde in der Schule fand.
Frau Brenner, das ist nett, dass Sie über Ihre künstlerischen Anfänge reden wollen. Das ist nicht selbstverständlich im Kunstbetrieb. Ist es peinlich, dass man auch mal Kind war?
Tatsächlich wird da selten darüber geredet. Manche Sammler wollen wissen, wie man zur Kunst gekommen ist. In Biografien taucht die Kindheit manchmal auf, aber meistens erst, wenn die Künstler tot sind.
Wussten Sie schon als Schülerin, dass Sie Kunst machen wollen?
Ich wurde nicht gefördert. Meine Kunstlehrer haben bei mir kein Talent entdeckt – vielleicht hatte ich auch keines. Ich fand Kunstunterricht grässlich, Fantasie war nicht gefragt. So wenig, wie ich Malbücher ausmalen wollte, mochte ich vorgegebene Aufgaben machen. Das fand ich unerquicklich. Aber immerhin war es keine Mathestunde und nicht so schlimm wie Sport.
Haben Sie gern gemalt?
Ich habe als Kind wahnsinnig viel gemalt. Meine Eltern haben sich getrennt – und ich habe mich mit dem Malen in meine Welt geflüchtet. Das machen sicher viele Kinder.
Wurden Sie von den Eltern dabei ermutigt?
Man fand das toll, aber es kam nie jemand auf die Idee zu sagen: Mach doch Kunst. Ich hatte eine Großtante, die Malerin in Stuttgart war – Hilde Schlotterbeck. Sie war anders als meine Familie. Sie war mondän, hat Whiskey getrunken und geraucht, und das in einer Pietistenfamilie. Aber auch sie hat mich nicht ermutigt.
Wieso wurden Sie trotzdem Künstlerin?
In der Pubertät habe ich nicht mehr gemalt, da gab es wichtigere Dinge. Dann war ich das erste Mal verliebt. Die Eltern des Jungen hatten viel mit Kunst zu tun. Das fand ich toll, ich habe bei ihnen Kataloge angeschaut und gedacht: Das ist eine Welt, in der ich sein möchte. Als der Junge sich dann von mir trennte, ging es mir so schlecht, dass ich wieder gemalt habe. Das war wie ein Aha-Erlebnis. Ich habe gemerkt, dass ich dadurch alles aus dem Kopf bekomme. Es war erst therapeutisch gedacht, aber dann habe ich weitergemacht.