Eine Lehrkraft am Goldberg-Gymnasium ist infiziert. In und um Leonberg herrscht gespanntes Abwarten.

Sindelfingen - Die Stadt Sindelfingen hat das Goldberg-Gymnasium vorsorglich bis einschließlich Freitag, 20. März, geschlossen. „Hintergrund ist, dass sich eine Lehrkraft mit dem Coronavirus infiziert hat“, erklärt die Stadtverwaltung.

 

Die betroffene Lehrkraft, die nicht in Sindelfingen wohnt, war aber bereits seit vergangenen Freitag aufgrund einer Reise in ein Risikogebiet vorsorglich der Schule ferngeblieben. Nun fiel offenbar ein Corona-Test positiv aus. Mögliche Infektionsketten würden derzeit ermittelt, erklärt die Stadt Sindelfingen.

Schutz der Bevölkerung hat Vorrang

„Der Schutz der Bevölkerung hat für uns die oberste Priorität, wir treffen daher alle Maßnahmen, die in diesem Zusammenhang notwendig sind“, lässt der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU) erklären. „Wir haben daher als Krisenstab der Stadt in Abstimmung mit der Schulleitung entschieden, das Gymnasium vorsorglich bis 20. März zu schließen.“ Das Goldberg-Gymnasium hat 24 Klassen mit rund 560 Schülerinnen und Schülern sowie etwa 60 Lehrern.

„Es handelt sich bei der Schließung um eine vorsorgliche Maßnahme, da wir eine mögliche Weiterverbreitung der Infektion ausschließen möchten“, erklärt auch Veronika Knüppel, die Schulleiterin des Goldberg-Gymnasiums. „Die betroffene Lehrkraft war sofort nach Bekanntwerden der Region als Risikogebiet der Schule ferngeblieben.“ Das Robert-Koch-Institut hatte Südtirol vor einer Woche zur gefährdeten Region erklärt. Daraufhin mussten alle Schüler und Lehrer, die in den Faschingsferien dort Urlaub gemacht hatten, dem Unterricht fernbleiben.

Wie sieht es in Leonberg aus?

In Leonberg hingegen bleiben die Schulen, darunter zwei Gymnasien, weiter geöffnet. „Wir haben einen Krisenstab gebildet und nehmen die Lage sehr ernst“, sagt der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD). Voreilige Schritte wolle man aber vermeiden. „Wir machen das mit absoluter Transparenz.“

Die städtischen Kindertagesstätten bleiben in Leonberg ebenfalls vorerst geöffnet. „Sollten die Eltern ihre Kinder daheim haben, können sie womöglich nicht zur Arbeit gehen“, befürchtet der OB. Das wiederum könne zu Produktionsausfällen führen und damit die Versorgungslage gefährden. Im Rathaus selbst herrscht nach Cohns Worten „Normalbetrieb mit der gebotenen Achtsamkeit und Wachsamkeit.“

Auch an der Ludwig-Uhland-Schule in Heimsheim und am Gymnasium in Renningen steht eine Schließung derzeit nicht zur Diskussion. „Wir haben hier aktuell keinen Fall von Corona“, erklärt der Heimsheimer Schulleiter, Peter Hemmer. Genauso sieht es in Renningen aus. Am Schulzentrum sind die Leiter des Gymnasiums, der Realschule, der Werkrealschule und der Grundschule in Malmsheim stets in regem Austausch.

Damit es dabei bleibt, haben die Schulen Vorkehrungsmaßnahmen getroffen. Auch hier blieben also Urlauber aus Risikogebieten zunächst zu Hause und kommen erst am Montag wieder in die Schule. Hinzu kommt das stete Hervorheben der Hygiene. „Die Hygieneschulung haben wir dieses Jahr schon dreimal gemacht“, erklärt Gaby Bundschuh, die Direktorin des Gymnasiums in Renningen. Außerdem werde darauf geachtet, dass die Seifenspender immer gut gefüllt sind. Zudem werden die Eltern stetig über die aktuelle Situation auf dem Laufenden gehalten.

Abschlussfahrten stehen auf der Kippe

Besonders bitter für die Schüler: Viele Rektoren im Altkreis mussten Auslandsreisen für die Schüler in diesem Schuljahr mittlerweile absagen. Manch andere Aktionen sind noch in der Schwebe.

„Wir haben jetzt schon unsere Abschlussfahrt zum Gardasee abgesagt“, sagt zum Beispiel Peter Hemmer aus Heimsheim. Diese wäre zwar erst Ende Juni, weil Italien aber Risikogebiet ist, war das eine Anweisung von ganz oben. „Jetzt sind wir noch am Überlegen, wie wir mit den Klassenfahrten im Mai umgehen oder mit eintägigen Schulausflügen.“ Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, zu lange dürfe man aber nicht warten, da im Fall der Fälle die Fristen zur Absage gewahrt werden müssen.

Schulinterne Veranstaltungen haben bislang aber alle stattgefunden und sind, Stand jetzt, auch nicht gefährdet. „Unser Sportturnier wird laufen, es steht also nicht alles auf dem Prüfstand.“ Vor allem, wenn es um kleine Ansammlungen gehe.

Die Schuldisco am Gymnasium Renningen wurde dagegen sicherheitshalber gekippt. Ansonsten sieht die Lage dort sehr ähnlich aus. „Wir mussten schweren Herzens alle Klassenfahrten absagen“, berichtet Gaby Bundschuh. Ziele waren Frankreich, Italien, Spanien und Ungarn. Die Entscheidung fiel erst sehr kurzfristig. Was Tagesausflüge angeht, stehen die Entscheidungen, genau wie in Heimsheim, noch aus. „Am Freitag werden wir außerdem darüber sprechen, ob und in welcher Form unser Spendenlauf Ende März stattfinden kann.“

Thema im Unterricht?

Zwar gibt es keinen speziellen Unterricht oder Aktionstage, die sich mit dem Thema beschäftigen – außer vielleicht das Aufgreifen im Biologieunterricht. „Das würde eher zur Verunsicherung beitragen“, glaubt der Heimsheimer Schulleiter Hemmer. Gleichwohl ist das Thema unter Schüler und Lehrern allgegenwärtig, und es wird viel darüber gesprochen.

„Wir fragen die Schüler regelmäßig, ob sie irgendwelche Fragen und Sorgen haben“, sagt Gaby Bundschuh aus Renningen. Die meisten Schüler nehmen es ihrer Erfahrung nach mit Humor. „Wenn einer mal fehlt, dann heißt es sofort: Ach, Corona. Das ist ihre Art, damit umzugehen.“