Der Aidlinger Schäfer Herbert Schaible aus Dachtel wollte in einem Musterprozess erst vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart, dann schließlich vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg die Schäfer vor Bürokratie und digitaler Kennzeichnung bewahren.

Kreis Böblingen – Der Aidlinger Schäfer Herbert Schaible aus Dachtel wollte in einem Musterprozess erst vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart, dann schließlich vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg die Schäfer vor Bürokratie und digitaler Kennzeichnung bewahren. Ohne Erfolg allerdings. Wegen der elektronischen Ohrmarke benötigen die Schäfer einen Computer und müssen Datenbanken pflegen. Den Aufwand hält die Zunft der Schäfer allerdings für zu hoch. Wir haben mit Schaible darüber gesprochen.
Herr Schaible, sind Sie sauer auf das Gericht in Luxemburg?
Das Urteil kann man mit dem normalen Menschenverstand nicht nachvollziehen. Die Schäfer sind die Dummen in der Landwirtschaft. Wir sind alle enttäuscht. Das Urteil ist auch nicht berufsfördernd.
Weshalb ist das so schlimm für Sie?
Wir sind vom Einkommen her am Ende der Skala in der Landwirtschaft angesiedelt. Und nun wird uns immer mehr Bürokratie aufgehalst. Wegen der Elektrochips braucht ein Schäfer einen Computer. Er muss Datenbanken pflegen und ein Bestandsregister führen. Dafür haben viele keine Ausbildung. Ich selbst habe eine 70-Stunden-Woche. Für unseren Beruf braucht man viel Idealismus. Und rund ein fünftel meiner Arbeitszeit geht mit diesen Bürosachen drauf.
Das Gericht hält die detaillierte Kennzeichnung aber für notwendig, weil sie etwa bei Tierseuchen wichtig ist.
Früher hatte jedes Schaf eine Betriebsohrmarke. Darauf stand der Landkreis, aus dem das Tier stammt, und die Nummer des Betriebs. Das war doch völlig ausreichend. Nun braucht man zur Kontrolle der Ohrchips Lesegeräte. Weil die Tiere sich aber bewegen, werden manchmal die Daten nicht richtig erfasst. Die Fehlerquote liegt bei mehr als zehn Prozent. Das ganze System ist noch nicht ausreichend erprobt. Und auch die Tiere haben letztlich dann darunter zu leiden.
Können Sie das konkretisieren?
Die elektronischen Ohrmarken erzeugen mehr Entzündungen. Sie sind größer und schwerer als die alten Betriebsohrmarken. Zudem verlieren zehn bis 15 Prozent der Tiere die Chips. Jedes Tier trägt zur Sicherheit eine weitere Marke, auf der ebenfalls eine Nummer steht. Damit man im Falle des Verlust eines Chips überhaupt weiß, um welches Tier es sich handelt. Der Aufwand, der betrieben wird, ist viel zu hoch.