Die Verkaufszahlen sinken. Fahrverbote auch außerhalb von Stuttgart könnten kommen.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Kreis Böblingen - Böblingen - Die Debatte über die Dieselfahrverbote in Stuttgart schlägt sich bei den Gebrauchtwagenpreisen und in der Zulassungsstatistik nieder. Laut Kfz-Innung sank binnen zwölf Monaten das Interesse an Neuwagen mit Dieselantrieb im Landkreis Böblingen um 15 Prozent. Die Nachfrage nach gebrauchten Selbstzündern ging um fünf Prozent zurück. Mit Ausnahme des Rems-Murr-Kreises litt die Beliebtheit des Dieselmotors in der gesamten Region Stuttgart.

 

Die Zahlen „zeigen, wie tief das Misstrauen gegenüber der Verlässlichkeit der Politik ist“, sagt Torsten Treiber, der Obermeister der regionalen Kfz-Innung. Schließlich würden selbst Autos, die vor anderthalb Jahren noch als sauber galten, mit Fahrverboten belegt. Dass die Hersteller, allen voran VW, mit Schummelsoftware tricksten, dürfe nicht Autofahrern angelastet werden. Dieselfahrer „sind momentan die Gelackmeierten“, sagt Treiber und sieht die Politik in der Pflicht, Schaden abzuwenden. Schon allein wegen der Diskussion um die Blaue Plakette hatte die Innung gewarnt, dass der Selbstzünder nicht nur Image, sondern auch an Wert verliere.

Die DAT mahnt Dieselfahrer, nicht in Panik zu verfallen

Zwar mahnt die in Ostfildern ansässige Deutsche Automobil Treuhand, kurz DAT, Dieselbesitzer mögen ob der Fahrverbote nicht in Panik verfallen. Die Furcht vor Wertverlust könnte wachsen. Feinstaub spielt außerhalb von Stuttgart zwar kaum eine Rolle, aber überhöhte Stickoxidwerte melden auch Böblingen, Herrenberg oder Leonberg – beispielsweise. Laut Verkehrsministerium sind landesweit 30 Städte betroffen.

Weshalb das Ministerium weitere Fahrverbote zumindest nicht ausschließt. In Stuttgart bestehe „erhöhter Handlungsbedarf“, lässt die Pressesprecherin Julia Pieper wissen. „Im nächsten Schritt sind die übrigen Luftreinhaltepläne zu prüfen.“ Wie die Grenzwerte in anderen Städten eingehalten werden können, müsse im Einzelfall entschieden werden. Der überarbeitete Luftreinhalteplan für Stuttgart war die Grundlage der Fahrverbote. Die Selbstzünder sind Hauptverursacher überhöhter Stickoxid-Konzentrationen.

Zumindest Eigentümer von Dieselautos mit Betrugssoftware können versuchen, einen möglichen Wertverlust auf einfache Art auszuschließen: indem sie ihre Wagen schlicht an den Händler zurückgeben und ihr Geld zurückverlangen. Dafür dürfen sie in aller Regel den Gang vor Gericht nicht scheuen, aber der Versuch ist keineswegs aussichtslos. Immer mehr Gerichte bundesweit urteilen, dass die Händler oder gleich die Hersteller zur Rücknahme verpflichtet sind.

Das Landgericht spricht einem Tiguan-Fahrer eine Neuwagen zu

In der Region Stuttgart ist der Wille noch wenig verbreitet, die Verursacher des Abgas-Skandals in Haftung zu nehmen. Zwei entsprechende Urteile hat das Landgericht Stuttgart gefällt. Das eine betrifft die Rechtsschutz-Sparte der WGV. Die Versicherung weigerte sich, die Kosten für die Klage eines Dieselfahrers auf Rückgabe zu übernehmen. Sie sei ohne Aussicht auf Erfolg. Die Richter hielten das Gegenteil für richtig. Der Versicherer muss zahlen. Im zweiten Fall entschied das Landgericht, dass VW einem Fahrer sein Auto gegen ein neues Modell eintauschen muss.

Manches Urteil ist mit harschen Worten begründet