Der Landkreis Böblingen befinde sich bei den Corona-Impfungen in einer komfortablen Situation, sagt der Sozialminister Manfred Lucha (Grüne).

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Böblingen - Einen offenen Brief an die Landräte im Rems-Murr-Kreis und in Böblingen hat der Landes-Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) am Mittwoch veröffentlicht. Lucha war von beiden Landräten wegen der Impfstrategie des Landes kritisiert worden. Denn dieser Strategie nach bekommen Landkreise mit mehr als einer halben Million Einwohner zwei Kreisimpfenzentren; Landkreise, die darunter liegen, nur eines. Zwei Kreisimpfenzentren, das bedeutet auch doppelt so viel Impfstoff und damit natürlich auch doppelt so viele Impfungen.

 

Der Kreis Böblingen liege aber mit seinen rund 400 000 Einwohnern nur knapp unter der Marke und habe deswegen ein Sonderkontingent an Impfstoff verdient, findet Roland Bernhard. Im Rems-Murr-Kreis ist der Fall ähnlich gelagert.

Kein Sonderkontingent

Doch den geforderten Sonderkontingenten erteilt das Sozialministerium eine Absage, das sei „angesichts der knappen Impfstoffmengen vor allem aber auch aus logistischen Gründen“ nicht umsetzbar, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben des Sozialministers.

„Als Teil des Ballungsraums Stuttgart befinden sich der Rems-Murr-Kreis und der Kreis Böblingen in einer vergleichsweise komfortablen Situation“, heißt es in dem Schreiben. „Mit der freien Wahl des Impfzentrums soll unter anderem sichergestellt werden, dass sich Bürger im für sie nächstgelegenen Impfzentrum impfen lassen können“, schreibt Lucha. In den Impfzentren in Stuttgart am Robert-Bosch-Krankenhaus und in der Liederhalle in Stuttgart könnten sich damit auch Bürger aus dem Rems-Murr-Kreis und aus dem Landkreis Böblingen impfen lassen, gleiches gelte für die jeweils zwei Kreisimpfzentren in den Landkreisen Esslingen und Ludwigsburg, die ebenfalls angrenzten. „Damit sind die Bürger des Rems-Murr-Kreises und des Landkreises Böblingen wesentlich besser versorgt als viele Flächenkreise außerhalb der Region Stuttgart“, heißt es es in dem Schreiben an Roland Bernhard weiter.

Kein Nachteil bei der Impfstoffmenge

Auch sieht der Minister keinen Nachteil bei der Menge an Impfstoff, die dem Kreis Böblingen zugewiesen werde, weil von Stuttgart aus die mobilen Impfteams auch in den Kreisen Böblingen und Ludwigsburg mitversorgt würden. Manfred Lucha schreibt weiter: „Um sicherzustellen, dass die Impfung in den Alten- und Pflegeheimen im Ballungsraum Stuttgart zügig und regional gleichmäßig verteilt vorankommt, hat das Ministerium für Soziales und Integration bereits die Zentralen Impfzentren in Stuttgart veranlasst, die dortigen Mobilen Impfteams verstärkt in die angrenzenden Landkreise Rems-Murr-Kreis und Böblingen zu schicken, in denen es nur ein Kreisimpfzentrum gibt. Manfred Lucha hält das für eine für eine flexible und pragmatische Lösung. Weil nicht genügend Impfstoff da sei, müssten sich die großen Pflegeheime eher gedulden als die kleinen, weil man sonst die großen Pflegeheime zweimal anfahren müsse, was aus logistischen Gründen nicht sinnvoll sei.

Dass Böblingen wegen seiner Nähe zu Stuttgart privilegiert sei, das sieht Roland Bernhard ganz anders. Als Beispiel führt er einen dünn besiedelten Landkreis wie Hohenlohe an, dessen Landrat Matthias Neth er aus dem Landratsamt gut kenne. Seit Dienstag sei man da mit den Pflegeheimen durch, sagt der Landrat.

Der Landkreis Böblingen ist einer der wenigen Landkreise, die ihr Impfzentrum noch geschlossen haben, weil nicht genügend Impfstoff da ist und zuerst die mobilen Impfteams versorgt werden sollen. Bernhard schätzt, dass das Kreisimpfenzentrum in der Messehalle in Sindelfingen im Februar öffnet.