Felix Bischof testet neue Medikamente, die das Potenzial haben, die Alzheimer-Demenz zu besiegen. Dafür sucht er allerdings noch Patienten.

Böblingen - Für viele an Demenz Erkrankte ist Felix Bischof die letzte Hoffnung. Er testet in seinem Institut im Medicum auf dem Flugfeld neue Medikamente, die die Demenz stoppen könnten. Solche Medikamente gibt es bisher nicht. Wird erst einmal Alzheimer-Demenz diagnostiziert, kann diese mit Einnahme bestimmter Substanzen lediglich verlangsamt werden. Zurzeit werden sie weltweit an 2700 Patienten getestet. Der Böblinger Bischof gehört mit seinem Team zu den zehn Zentren in Deutschland, die daran beteiligt sind. „Wir sind das Zentrum mit der zweitgrößten Patientenzahl.“

 

Wenn die Vergesslichkeit beginnt, dann ist die Krankheit Demenz schon fortgeschritten. „Bereits 20 Jahre vor den ersten Symptomen können wir Veränderungen im Gehirn nachweisen“ sagt Felix Bischof, der neben seinem Institut auch eine Praxis auf dem Flugfeld führt. Genau hier setzt die neue Therapie an. Über Jahrzehnte haben sich Eiweiße zwischen Nerven- und Stützzellen des Gehirns abgelagert. Die neuen Wirkstoffe bauen diese Eiweißablagerungen ab und verhindern, dass sich neue andocken. Eineinhalb Jahre lang erhalten die Patienten monatlich eine Infusion: 50 Prozent mit dem Medikament, die andern mit einer Placebosubstanz.

Psychologen arbeiten auch mit

„Anfangs weiß noch nicht einmal ich, wer welchen Wirkstoff bekommt“, sagt Felix Bischoff. Danach erhalten alle Patienten das richtige Medikament. Im Kernspintomograph werden alle paar Monate die Gehirne überprüft. Eine radioaktive Substanz, die sich an die Eiweißablagerungen legt, zeigt die Veränderungen an. Zusätzlich gibt es Psychologen, die die Patienten testen, zu Beginn und während der Testphase.

In einer zweiten Versuchsreihe testet Bischof ein Medikament, das zur Prävention eingesetzt werden soll. Bei Risikopatienten oder solchen, die bereits erste leichte Ablagerungen haben, kann die Substanz verhindern, dass sich Eiweiße überhaupt ablagern.

Um einen Platz im Programm zu erhalten, müssen die Kandidaten eine ausführliche Aufnahmeprozedur über sich ergehen lassen. Diverse Tests und Blutuntersuchungen werden gemacht. Einfach ist es nicht, die passenden Testpersonen zu finden. Und das liegt nicht etwa an mangelnder Motivation von Patienten, im Gegenteil: Viele an Demenz Erkrankte wenden sich an den Neurologen, der eine jahrelange Erfahrung aus der Neurologie der Tübinger Uniklinik mitbringt und dort Medikamententests für Multiple-Sklerose-Erkrankte durchführte.

Geeignete Testpersonen finden ist schwierig

Die meisten der Kandidaten allerdings muss der Arzt abweisen. „Wenn die Demenz schon fortgeschritten ist, können die Patienten nicht an der Studie teilnehmen“, bedauert er. Das sei sehr bitter für die Menschen, die große Hoffnung auf die neuen Medikamente setzten. Noch schwieriger sei es, geeignete Testpersonen für das Präventionsprogramm zu finden, so der Arzt. „Denn diese dürfen noch keinerlei Anzeichen einer beginnenden Demenz haben.“

Dabei ist Alzheimer-Demenz, die 70 Prozent aller Demenzerkrankungen ausmacht, weit verbreitet und nimmt mit zunehmendem Alter zu. Mit 85 Jahren müssten 16 Prozent der Menschen damit rechnen, an Demenz zu erkranken.“ Doch Felix Bischof ist zuversichtlich, dass nun mit den neuen Substanzen der Schlüssel zum Stopp der Krankheit gefunden worden ist.