Gesucht wird eine Fläche, auf der von 2025 an Bauschutt und Erdaushub gelagert werden können.

Kreis Böblingen - Die Region Stuttgart und der Landkreis Böblingen boomen. Das zeigt sich nicht zuletzt an vielen neuen Wohngebieten und anderen Bauprojekten. Doch das hat mehr als nur eine Kehrseite. Abgesehen von teuren Mieten und Grundstückspreisen sowie zunehmendem Verkehr plagt die Bauunternehmer auch ein ganz praktisches Problem: Wo sollen sie den Bauschutt und Erdaushub entsorgen?

 

Bereits im Dezember 2013 machten sie ihrem Unmut Luft und drohten damit, den Dreck Lastwagenweise vor dem Landratsamt abzuladen. Daraufhin beauftragte der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistages, der gleichzeitig auch Werksausschuss des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) ist, diesen damit, einen Standort für eine neue Erddeponie zu finden. Die soll Platz bieten für rund 600 000 Tonnen.

Klassische Mülldeponien gibt es hier längst nicht mehr, Haushaltsabfälle landen im Restmüllheizkraftwerk in Böblingen.

Von 78 Flächen blieben fünf übrig

Gesagt, getan: nach einem mehrstufigen Ausschlussverfahren sind von ursprünglich 78 noch fünf potenzielle Flächen im Kreis übrig gewesen, darunter eine auf Leonberger und eine auf Weissacher Gemarkung. Über diese wäre das erste Mal am 13. März in der nächsten Ausschusssitzung gesprochen worden. Doch nun hat der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU), dessen Wiederwahl in diesem Jahr ansteht, das Thema in seinem Gemeinderat an die Öffentlichkeit gezerrt.

Denn zwei der fünf möglichen Flächen, darunter ein Doppelstandort, befinden sich in seiner Stadt. Vöhringer kritisierte die mangelnde Transparenz des Verfahrens und behauptete, ihm sei die Einsicht in Gutachten verwehrt worden. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung daraufhin, einen Sindelfinger Standort zu verhindern.

„Rustikale Stellungnahme“ aus Sindelfingen

Das erfreute den Landrat Roland Bernhard erwartungsgemäß wenig. Er verglich das mehrstufige Verfahren mit dem Schälen einer Zwiebel. „Und einige haben zu früh angefangen zu weinen“, sagte Bernhard. Man stehe bei diesem Verfahren erst ganz am Anfang. 2025 soll die neue Deponie ihren Betrieb aufnehmen, die nötigen Fläche müsste bis 2021 erworben sein. Den Sindelfinger Beschluss bezeichnete er als „rustikale Stellungnahme“. Zudem seien die betroffenen vier Kommunen im Vorfeld über das Verfahren informiert worden.

Das Problem existiert landesweit

„Das Sankt-Florians-Prinzip lasse ich nicht durchgehen“, kritisierte der Landrat scharf. Gerade wer viel produziere und die Wirtschaftskraft hochhalte, müsse auch die Folgen tragen. Das Problem fehlender Erddeponien gebe es landesweit. Den eigenen Aushub auf andere Kreise abzuwälzen, sei keine akzeptable Lösung. „Wir müssen hier ein Angebot machen für unsere hiesigen Unternehmen“, sagte der Erste Landesbeamte Martin Wuttke. Das entlaste am Ende auch die Häuslebauer.

Unter den fünf potenziellen Flächen befinden sich zwei im Altkreis. Eine nördlich von Rutesheim auf Gebersheimer Gemarkung, die zweite nordwestlich von Weissach an der Kreisgrenze zu Mönsheim. Der Doppelstandort in Sindelfingen befindet sich im dortigen Stadtwald, ein weiterer nahe der ehemaligen Kreismülldeponie Dachsklinge, die derzeit abgedichtet wird. Die fünfte Fläche befindet sich bei Ehningen. Mit der mehrstufigen Auswahl der Flächen waren ein Ingenieurbüro, der AWB sowie die Fachämter im Landratsamt betraut. „Das war rein nach fachlichen Kriterien, keine politische Auswahl“, betonte der Landrat Bernhard. Dazu gehörten etwa die Größe der verfügbaren Fläche und Nähe zu Wohngebieten, Topografie, Verkehrsanbindung oder Naturschutz. Im Kreistagsausschuss sollen nun weitere Kriterien festgelegt werden. Erst dann erfolgt eine detaillierte Standortanalyse.