Mehr Verpackungsmüll durch Online-Handel erwartet. Betriebe bitten um Stundung.

Kreis Böblingen - Die Corona-Krise wird auch Folgen für den Abfallwirtschaftsbetrieb im Kreis Böblingen (AWB) haben. Dies geht aus einem Ausblick auf das laufende Jahr hervor, der gemeinsam mit dem Abfallbericht für das Jahr 2019 im Umweltausschuss des Kreistags vorgelegt wurde. Man könne noch keine seriösen Prognosen erstellen. Doch es gebe erste Anzeichen. So verschiebe sich etwa ein Teil der Einkäufe auf den Online-Handel, weshalb der AWB mit einer Zunahme bei Plastik, Papier und Kartonagen rechnet.

 

Da viele Menschen jetzt mehr Zeit zu Hause verbringen, werde wohl auch die Menge des Hausmülls zunehmen. Zudem müssten corona-bedingte Abfälle, etwa bei infizierten Menschen, komplett über den Hausmüll entsorgt werden, weil sie dann sicher im Restmüllheizkraftwerk verbrannt werden können.

Lesen Sie hier: Der Müll wird nicht weniger

Doch man sehe bereits deutliche Veränderungen beim Gewerbemüll in den Monaten März und April. „Die Gründe liegen zum einen in einem massiven Rückgang der Produktionstätigkeiten hiesiger Industriebetriebe, insbesondere der Firma Daimler. Zum anderen melden immer mehr Betriebe aus der Gastronomie und dem Hotelgewerbe ihre Abfallbehälter vorübergehend ab, weil dort keine Abfälle mehr anfallen“, heißt es in dem Bericht. Erst seit Ende Mai dürfen Restaurants und Hotels wieder öffnen. Viele Geschäfte waren im März und April für sechs Wochen ganz geschlossen. Auch wenn jetzt wieder geöffnet ist, rechnet der AWB nicht mit einer Rückkehr auf Vorkrisenniveau.

„Es ist auch damit zu rechnen, dass Betriebe durch die Folgen der Pandemie ihre Geschäftstätigkeit gar nicht wieder aufnehmen können“, heißt es weiter. Die prekäre Situation vieler Geschäfte und Betriebe hat auch finanzielle Auswirkungen für den AWB. Es gebe viele Anfrage, die Entsorgungsgebühren zu stunden oder ganz zu erlassen, besonders aus der Gastronomie und dem Hotelgewerbe. Man komme dem „mit großzügigen Stundungsregelungen nach“. Gleichzeitig müsse man aber damit rechnen, dass durch bevorstehende Insolvenzen nur ein Teil davon auch beglichen werde.

Lesen Sie hier: Alle News zur Corona-Pandemie

„Noch ist es zu früh und sicherlich zu unseriös, konkrete Aussagen zu wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu treffen“, heißt es aus dem Landratsamt. Die Müllgebühren waren erst zum Jahresbeginn erhöht worden, weil die Gebühren die Ausgaben in den vergangenen Jahren nicht gedeckt hatten.

Steht nun eine weitere Erhöhung ins Haus? Der Bericht lässt dies offen: „Ob und inwieweit die Pandemie eine weitere Gebührenerhöhung unumgänglich macht, lässt sich erst im Herbst prognostizieren.“