Die IHK zieht einen Vergleich zur Situation 2008.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Kreis Böblingen - Tilo Ambacher kann sich noch genau erinnern: Vor zehn Jahren war die Stimmung im Kreis Böblingen dramatisch. Mit der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers stürzte die ganze Welt in eine Wirtschaftskrise – auch der Kreis wurde nicht verschont.

 

„Wir haben eine große Abhängigkeit vom Export“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer von der Industrie- und Handelskammer, „wenn es internationale Verwerfungen gibt, sind wir vorne dabei.“

Das Bruttoinlandsprodukt sank damals innerhalb von zwei Jahren im Kreis um 17 Prozent ab. Aber bereits zwei Jahre später ging es wieder bergauf. Aktuelle internationale Ungewissheiten scheinen die Konjunktur nicht zu trüben, hat er bei seiner Unternehmensumfrage festgestellt.

60 Prozent der Firmen im Landkreis Böblingen erwarten in den nächsten Monaten eine starke Geschäftslage – so zumindest lautet das von der Bezirkskammer eingeholte Stimmungsbild zehn Jahre nach der Weltwirtschaftskrise. 34 Prozent gehen sogar von besseren Bedingungen aus, nur sieben Prozent der hiesigen Unternehmer befürchten, dass ihre Geschäfte sich demnächst verschlechtern. „Es läuft wirklich erstaunlich gut“, sagt Tilo Ambacher. Die Konjunkturrisiken seien immerhin erheblich gestiegen – zum Beispiel durch die Krise in Italien und die Zollandrohungen von Donald Trump. „Man muss abwarten“, sagt Ambacher.

Wirtschaftsstarker Kreis

Die Wirtschaft im Kreis Böblingen kann sich aber auch wieder schnell erholen. Nach der Lehman-Pleite dauerte es nur zwei Jahre, bis das Bruttoinlandsprodukt von 2007 wieder übertroffen wurde. Es betrug damals 17,3 Milliarden Euro, 2009 war es auf 14,73 Milliarden gesunken. Im Jahr 2016 ist es auf 25,18 Milliarden Euro gestiegen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen im Kreis hat sich von 152 340 im Jahr 2009 auf 176 949 im vergangenen Jahr gesteigert. Die Arbeitslosenquote betrug im Krisenjahr 2009 sogar 4,8 Prozent.

„Im Kreis Böblingen kann man heute von Vollbeschäftigung sprechen“, sagt der Experte von der Bezirkskammer. Laut seiner Statistik hat sich auch die Produktivität je Erwerbstätigem von 83 946 Euro vor elf Jahren auf 108 441 Euro im Jahr 2016 erhöht.

Dem Konjunkturbericht der Arbeitsagentur zufolge lag die Arbeitslosenquote im August dieses Jahres bei 2,9 Prozent. Sie ist zwar um 0,2 Prozentpunkte gestiegen gegenüber dem Vormonat, 6352 Männer und Frauen hatten diesen Sommer keine feste Stelle.

„Im Unterschied zum Vorjahr ist die Quote jedoch deutlich geringer“, teilt die Stuttgarter Behörde mit: Im August 2017 waren 531 Menschen mehr ohne Arbeit und die Arbeitslosenquote lag damals bei 3,2 Prozent. In „ruhigem Fahrwasser“ bewege sich der Arbeitsmarkt im Kreis Böblingen. Noch für diesen Monat rechnet die Arbeitsagentur mit der „üblichen Herbstbelebung“.