Ein Tanklaster mit 25 Tonnen Formaldehyd-Harz im Auflieger hat am Mittwochvormittag eine folgenschwere Panne gehabt, die auch einen Großeinsatz der Feuerwehren Leonberg und Sindelfingen ausgelöst und bis 19 Uhr lange Staus verursacht hat.

Leonberg
– Erst kurz vor 19 Uhr sind die Staus auf der A8 wegen des Lastwagenunfalls aufgelöst. Ein geplatzter Lkw-Reifen war der Grund für eine stundenlange Vollsperrung und einen kilometerlangen Stau auf der A 8. Ein Teil eines defekten Reifens durchschlug einen Tank, den ein Brummi auf seinem Auflieger transportierte. Der Inhalt: flüssiger Klebstoff. Knapp 2000 Liter des giftigen Holzleims, der für die Produktion von Spanplatten verwendet werden sollte, strömten auf die Autobahn, berichtet das Böblinger Umweltschutzamt. Es handle sich um ein Harnstoff-Formaldehyd-Gemisch (siehe Infokasten). Das Landratsamt sah allerdings keine Umweltgefährdung. Dank eines Großeinsatzes der Feuerwehr und dank des Entwässerungssystems der Autobahn konnte der gefährliche Grundstoff es Zwei-Komponenten-Klebers fast restlos aufgefangen werden.

 

Dass der Chemie-Sattelzug auf seinem Weg vom Ludwigshafener BASF-Werk zu einer Spanplattenfabrik in Leutkirch keinen stabilen Metall-Sicherheitstank hatte, wie beispielsweise bei Treibstoff-Transportern üblich, überraschte selbst einen altgedienten Autobahnpolizisten wie den zuständigen Revierleiter Klaus Leitz. Der doppelwandige Kunststofftank entsprach zwar den Vorschriften, war aber offenbar nicht sicher genug, um einem Reifenplatzer zu widerstehen.

Kein Rad dreht sich mehr auf der A 8

Während die Feuerwehr alle Hände voll zu tun hatte, den Laster und seine heikle Ladung zu bergen, musste Leitz’ Polizeitruppe den ellenlangen Stau bändigen. Die Blech-Schlangen reichten zurück bis Heimsheim sowie durch den Engelbergtunnel nach Ditzingen. Am Sindelfinger Wald und am Leonberger Dreieck leitete die Polizei die Autofahrer auf Umleitungsstrecken. Über das Glemseck und das Mahdental mussten diese sich ihren Weg suchen. Viele nutzen allerdings die Leonberger Innenstadt als Umfahrung – mit fatalen Folgen. Zahlreiche schwere Lastwagen ignorierten das LKW-Durchfahrtsverbot.

An den Anschlussstellen Heimsheim und Rutesheim ließ die Polizei niemanden mehr auf die Autobahn. Dort waren einige Fahrer gezwungen, stundenlang im Stau ausharren. Deshalb alarmierte der Einsatzleiter und Leonberger Stadtbrandmeister Günter Widmaier den hiesigen DRK-Ortsverein. Kistenweise Sprudel und Getränke wurden zu den Autofahrern transportiert. Eine solche Versorgungsaktion hat es bislang nur im tiefsten Winter gegeben.

Nach Angaben der Ludwigsburger Polizei erreichte der Stau auf der A 8 in Richtung Stuttgart eine Länge von bis zu 17 Kilometern. Auch die A 81 war betroffen. Dort staute sich der Verkehr in Richtung Singen auf einer Länge von bis zu vier Kilometern. Wie die Polizisten an der Unfallstelle berichteten ,war die Strecke den gesamten Tag über immer wieder voll gesperrt. Erst kurz nach 16 Uhr waren zwei Fahrspuren geöffnet.

Die Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun

Der Notruf ging bei der Sindelfinger Feuerwehr gegen 8.30 Uhr ein. Ein Reifen auf der linken Seite des Anhängers war geplatzt. Die Einzelteile wurden offenbar zu zentimetergroßen Gummi-Geschossen. Eines durchschlug den Tank des Lasters auf der linken Seite in einer Höhe von rund 1,80 Metern. Der weiße, flüssige Klebstoff lief teilweise aus, ein anderer Teil wurde von der Isolationsschicht aufgesogen, die Außen- und Innenwand des Tanks trennt. Dieser Teil tropfte später durch ein weiteres Loch auf der Unterseite des Anhängers.

„Wir haben den Klebstoff zuerst mit einer Pumpe zurück in den defekten Tank gepumpt“, erklärt Günter Widmaier, „dadurch konnten wir das Auslaufen stoppen.“ Bis ein Ersatztank am Unfallort eingetroffen war, wurde die Flüssigkeit so in einem Kreislauf gehalten. „Danach wurde der eingetroffene Tankwagen gefüllt und der Klebstoff abtransportiert“, sagt Widmaier weiter. Doch noch am Nachmittag liegt über der Autobahn ein chemischer stechender Geruch in der Luft.

Der leckgeschlagene Lastwagen wurde gegen 15.45 Uhr, nur wenige hundert Meter vom Unfallort entfernt geparkt, in einer Notausfahrt kurz vor dem Stuttgarter Autobahnkreuz. Der geplatzte linke Reifen des Brummis war hinter dem Fahrerhaus vertaut. Der in Stücke gerissene Reifen war erst seit zwei Tagen am Fahrzeug montiert.

Stau auch auf der Gegenfahrbahn

Auch in der entgegengesetzten Fahrtrichtung kam es durch Schaulustige zu einem Stau. Hier ereignete sich ein ähnlicher Unfall. Über 500 Liter einer weißen Spezialfarbe, die für Markierungsarbeiten verwendet werden sollte, haben sich wegen eines nicht ordnungsgemäß verschlossenen Tanks in einem armdicken Strahl auf den Asphalt ergossen und die linke und mittlere Spur somit unbefahrbar gemacht. Für die Reinigung musste eine Fräsmaschine angefordert werden.

. Foto:Feuerwehr Leonberg