Kreis Böblingen Zwei Denkmale öffnen erstmals ihre Türen

Beim Tag des offenen Denkmals waren zwei historische Gebäude dabei, deren Inneres den Augen der Öffentlichkeit sonst meist verborgen bleibt: der Bahnhof in Sindelfingen-Maichingen und das Gasthaus Alter Löwe in Ehningen.
Sindelfingen/Ehningen - Zum Tag des offenen Denkmals haben zwei historische Gebäude im Kreis Böblingen ihre Tore geöffnet, die sonst nicht so einfach besichtigt werden können: das ehemalige Bahnhofsempfangsgebäude im Sindelfinger Ortsteil Maichingen und das ehemalige Gasthaus Alter Löwe in Ehningen. Beide Gebäude haben ihre eigene Geschichte, die die Besucher beim Betreten noch spüren und an vielen Details verorten konnten. Das ehemalige Bahnhofgebäude war in den vergangenen Jahren stets mit Leben gefüllt, bedürfte jetzt aber dringend einer Renovierung; umgekehrt stand das ehemalige Gasthaus Alter Löwe jahrelang leer und wird jetzt saniert.
Bahnhofsgebäude in Maichingen beherbergt Büros
Das markante Bahnhofsempfangsgebäude kann durchaus als das Wahrzeichen von Maichingen bezeichnet werden. Wie aus der Zeit gefallen steht es zwischen der S-Bahnhaltestelle und einem Supermarkt auf der Talstraße. Dabei wurde das Gebäude, das sich im Besitz der Stadt Sindelfingen befindet, erst im Frühjahr unter Denkmalschutz gestellt – und ist deswegen zum ersten Mal am Tag des offenen Denkmals dabei. Das eingeschossige Bahnhofsgebäude steht nach Angaben der Stadt beispielhaft für ein Empfangsgebäude einer württembergischen Nebenbahn der zweiten Ausbauphase. Im Jahr 1915 wurde die Nebenstrecke der württembergischen Staatsbahn Böblingen-Renningen, der sogenannten Rankbachbahn, eröffnet.
Seit 1988 befindet sich in dem Gebäude ein Landschaftsarchitekten-Büro, das heute von Peter Neher geführt wird. Er hat das Gebäude von der Stadt gemietet. „Das Gebäude ist innen viel größer, als man von außen vermutet. Es hat schon etwas ganz Besonderes“, sagt Neher. Doch es müsse dringend renoviert werden, fügt er hinzu. Zuletzt wurde das Gebäude vor über 30 Jahren renoviert, als sein damaliger Chef und späterer Geschäftsführer-Partner es vor dem Verfall rettete. Zuvor waren dort Flüchtlinge untergebracht gewesen, bis ein Brand verheerende Schäden an dem Gebäude anrichtete.
Aufenthalt in historischem Gebäude ist nicht immer angenehm
Doch die Buntsandsteinfassade, der Grundriss, der Gewölbekeller, einige Dachziegel und die Türen konnten im Original erhalten werden – der Rest wurde von Grund auf renoviert. Noch immer lässt sich aber die Nutzung als Bahnhof erahnen, in dessen erstem Stock damals der Bahnhofswärter mit seiner Familie lebte. Dort, wo sich heute ein Wintergarten befindet, kann man noch gut die ehemalige Wartehalle erkennen, an die der frühere Fahrgastraum grenzt, in dem sich die Passagiere ihre Fahrkarten kaufen konnten.
Heute ist der Aufenthalt in dem historischen Gebäude nicht immer angenehm. „Seit der Renovierung vor über 30 Jahren hat die Stadt hier kaum mehr etwas investiert“, klagt Neher. Im Sommer sei es in den Büroräumen zu heiß, im Winter zu kalt. Die alten Speicheröfen könnten die Räume kaum erwärmen, an den Wänden sind Wasserschäden sichtbar. Auch die markanten Fensterläden, die verfault waren, wurden nur abgehängt, aber nie ersetzt. Zu sehen waren sie am Tag des offenen Denkmals noch an einem originalgetreuen Modell des Maichinger Bahnhofs, das Helmut Wagner in rund 564 Stunden über vier Jahre hinweg mit über 8500 Einzelteilen im Maßstab von 1:34 erbaute.
Dem echten Bahnhof würde Peter Neher gerne zu „seinem alten Glanz“ verhelfen, das Gebäude kaufen und renovieren. Doch die Stadt will es nicht verkaufen.
Alter Löwe in Ehningen bekommt Frischzellenkur
In Ehningen ist man bei dem über 300 Jahre alten Fachwerkhaus Alter Löwe in der Königstraße schon einen großen Schritt weiter. Das aus dem Jahr 1685 stammende und unter Denkmalschutz stehende Gebäude, das im Besitz der kommunalen Wohnbau Ehningen (KWE) ist, wird nun saniert. Bis es dazu kam, sollten jedoch zwölf Jahre vergehen, in denen das Haus leer stand und zu verfallen drohte.
Der Förderverein Denkmal Ehningen setzte sich für das geschichtsträchtige Gebäude ein – letztlich mit Erfolg. „Alte Gebäude brauchen Fürsprecher. Beim Alten Löwen haben wir unser Ziel erreicht und sehen darin einen Startschuss für ein Umdenken“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins, Hannelore Röhm. Mit der Jako Baudenkmalpflege hat der Verein Architekten gefunden, die das Gebäude denkmalgerecht sanieren können und dabei die Bausubstanz erhalten. Am Tag des offenen Denkmals hatten die Besucher das letzte Mal vor der Sanierung die Chance, das Innere des Alten Löwen zu besichtigen. Anschließend sollen dort sechs Wohneinheiten entstehen. „Dem alten Gebäude wird so wieder Leben eingehaucht“, sagt Röhm zufrieden. Denn schließlich hat das Haus schon viele Bewohner gesehen, seit es im Jahr 1685 von Franz Lutz erbaut wurde – wie man an einem Holzbalken an der Fassade des Alten Löwen lesen kann. Über Jahrhunderte blieb das prachtvolle Haus in Besitz der Familie Lutz, bis es 1907 den Besitzer wechselte. Zuletzt lebten dort verschiedene Familien.
Vor dem Einzug der neuen Anwohner soll der frisch herausgeputzte Alte Löwe jedoch noch einmal für Besucher geöffnet werden: „Der Vorher-Nachher-Effekt wird erstaunlich sein“, da ist sich Röhm sicher.
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