Es gibt offenkundig keine Hamsterkäufe und auch sonst scheint in der Bevölkerung noch keine Panik aufzukommen. In den Verwaltungen im Kreis Esslingen bereitet man sich aber schon mal auf Schlimmeres vor.

Kreis Esslingen - Nicht nur im Esslinger Landratsamt, sondern auch bei den Kommunen und in den Kliniken werden wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen die ersten Vorbereitungen getroffen. Für die Bevölkerung scheint derweil die Devise „Aufpassen und Abwarten“ zu gelten.

 

Plochingen Die Stadt aktiviert den Corona-Krisenstab wieder. Bürgermeister Frank Buß: „Das Infektionsgeschehen hat eine hohe Dynamik.“ Stimmt: Plochingen rangiert bei der Ansteckungsquote im vorderen Drittel der Kreiskommunen. Einen Einzel-Hotspot sieht der Rathauschef nicht. Konsequenzen etwa bei Öffnungszeiten gibt es noch keine. Bauchschmerzen hat Buß aber wegen des Mannschaftssports im Jugendbereich, da anderntags wieder Schule sei. Viele Veranstaltungen für das Wochenende sind in Plochingen abgesagt. Die Drittliga-Handballer spielen am Samstag vor leeren Rängen. Zwei Konzerte des Kammerorchesters am Sonntag finden mit jeweils nur 20 Besuchern statt.

Ostfildern „Besorgniserregend“ nennt Ostfilderns OB Christof Bolay die Lage, auch wenn in seiner Stadt die Inzidenz knapp unter der 50er-Marke liegt. Auch in Ostfildern wird der Krisenstab aus der Anfangszeit der Pandemie wieder eingesetzt. Die Verunsicherung sei in der Stadt allenthalben spürbar. „An erster Stelle steht, dass Schulen, Kitas, Unternehmen und Geschäfte in der bisherigen Form weiter betrieben werden können“, sagt Bolay. Öffentliche Veranstaltungen wurden bislang nicht abgesagt. „Aber wir schauen uns den Kalender genau an“, ergänzt der Rathauschef. Was private Feiern und Zusammenkünfte angeht, appelliert der OB an die Bürger, sich mehr denn je an die Regeln zu halten, um Schlimmeres zu verhindern.

Esslingen OB Jürgen Zieger steht hinter der Entscheidung des Kreises zur Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Er kündigt verstärkte Kontrollen des Ordnungsdiensts an. „Wer gegen Auflagen verstößt, muss mit Sanktionen rechnen. Die Rathausbeschäftigten müssten im Dienstgebäude außerhalb ihrer Büros ebenfalls Maske tragen. Mehr als vier Personen dürften bei Besprechungen nicht mehr in einem Raum sein. In der Bevölkerung ist indes noch kein „Panikverhalten“ wie zu Beginn der Pandemie erkennbar. Ob Klopapier oder Mehl, ob Hefe oder Nudeln, bei den Discountern und Supermärkten gibt es von allem noch reichlich. Auch die Cafés und Restaurants in der Stadt melden am Donnerstag „einen weitgehend normalen Corona-Betrieb“. Das Kulturzentrum Dieselstraße hat jedoch seine Veranstaltungen zumindest bis Dienstag gestrichen. Betroffen ist das Konzert mit Lilly among Clouds am Freitag sowie die klassische Matinee mit ARTango am Sonntag. Der AK Ökonomie am Dienstag findet voraussichtlich als Zoom-Konferenz statt.

Nürtingen 47 Einwohner sind derzeit in Nürtingen an Corona erkrankt. In der Großen Kreisstadt gebe es aber keine Hotspots, sagt die Bürgermeisterin Annette Bürkner. Lediglich in einer Unterkunft für Geflüchtete komme es mit vier Corona-Infizierten zu einer „Häufung“.

Krankenhäuser In den Kliniken gab es bis jetzt keinen sprunghaften Corona-Anstieg. Drei Erkrankte liegen auf der Intensivstation, ein gutes Dutzend weitere auf anderen Stationen. Anja Dietze, die Sprecherin des Esslinger Klinikums, ist zuversichtlich, mit steigenden Fallzahlen umgehen zu können: „Wir sind, was Kapazitäten und Fachlichkeit angeht, sehr gut aufgestellt.“ Zurückhaltender äußert sich ihre Kollegin von den Medius-Kliniken, Iris Weichsel: „Die Lage ist zurzeit gut händelbar, aber wir haben ja bei der ersten Welle gesehen, wie schnell das umschlagen kann.“ In der Kirchheimer Medius-Klinik kam am Donnerstag zu den drei bereits infizierten Beschäftigen und einem vermutlich angesteckten Patienten ein weiterer Fall im Umfeld des Personals hinzu.

Reisen Wer im Kreis Esslingen lebt oder arbeitet, muss auf innerdeutschen Reisen damit rechnen, keine Schlafstatt mehr zu finden – es sei denn, er kann ein maximal 48 Stunden junges negatives Corona-Testergebnis vorweisen. In manchen Bundesländern gibt es allerdings kein Beherbergungsverbot für Einreisende aus Hotspots. Vor der Abfahrt sollten sich Reisende also informieren. Das gleiche gilt für Auslandsurlaube. Wenn ein Beherbergungsverbot besteht, ist ein Reiserücktritt nach Angaben von Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ohne Stornogebühren möglich. Bereits geleistete Zahlungen müssten zwar erstattet werden. Jedoch hätten viele Betriebe einfach kein Geld mehr, ergänzt er. „Gutscheine, sofern diese angeboten werden, sollten in jedem Fall insolvenzgesichert sein.“