Beim Ideenwettbewerb „Quartier 2020“ des Landes machen jetzt zwei weitere Kommunen mit. Das Sozialministerium ist mit der Resonanz sehr zufrieden.

Nürtingen/Neckartailfingen - Das Land Baden-Württemberg will das Zusammenleben der Generationen in Nachbarschaften, Stadtvierteln und Dörfern stärken. Gerade ältere Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf sollen so lange wie möglich selbstständig in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können. Am Ideenwettbewerb „Quartier 2020“, der dieses Ziel verfolgt“, beteiligen sich nun auch Nürtingen und Neckartailfingen. Damit steigt die Zahl der teilnehmenden Kommunen aus dem Landkreis Esslingen auf ein knappes Dutzend.

 

In Nürtingen will die Stadt im Gebiet Klein-Tischardt einen Prozess zur Quartiersentwicklung anstoßen, bei dem wichtige Akteure vor Ort wie die Kirchen, die Samariterstiftung, der Tagestreff, das Rote Kreuz, Kindertageseinrichtungen, die Stadtseniorenvertretung und das Stadtmuseum Impulsgeber sein sollen. Es geht darum, Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, Besuchs- und Begleitdienste auszubauen und auch die Integration von Flüchtlingen voranzubringen.

Ein „Café mobil“ soll zur Anlaufstelle für alle werden

Ideen sind bereits gesammelt worden. Angedacht ist beispielsweise ein „Café mobil“, um mit dem Menschen im Quartier ins Gespräch zu kommen. Letztlich geht es der Stadt darum, Teilhabemöglichkeiten für alle zu schaffen und die Identifikation mit dem Quartier zu festigen.

Dass die Wahl auf Klein-Tischardt fiel, hat mehrere Gründe. So ist der Anteil der Menschen, die älter sind als 60 Jahre, mit rund 23 Prozent vergleichsweise hoch. Dasselbe gilt für Menschen mit ausländischem Pass, die in Klein-Tischardt rund 29 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Hinzu kommt, dass es für das Gebiet bisher keine Bürgervertretung gibt, die Quartiersinteressen formulieren könnte. Schließlich steht zu erwarten, dass sich das Gesicht von Klein-Tischardt künftig durch geplante Vorhaben im sozialen Wohnungsbau verändern wird.

Pro Teilnehmer gibt es bis zu 100 000 Euro zu gewinnen

Das benachbarte Neckartailfingen hat sich ebenfalls in den Ideenwettbewerb eingeklinkt. Die Gemeinde kann dabei auf Bestehendes aufbauen, denn mit einem bereits eingeleiteten Altenhilfeprojekt sieht sich Neckartailfingen auf einer Linie mit den Wettbewerbszielen des Landessozialministeriums.

Die Bewerbungsfrist für die Initiative „Quartier 2020“ ist inzwischen abgelaufen. Ihre Bewerbung eingereicht hat etwa auch die Stadt Ostfildern. Sie hofft, für ihre Altenhilfeplanung in den Stadtteilen Parksiedlung und Nellingen mit 100 000 Euro vom Land belohnt zu werden. Denn so viel gibt es für die Wettbewerbsteilnehmer pro Bewerbung maximal zu gewinnen.

Der demografische Wandel verlangt nach Antworten

Den Hut in den Ring geworfen hat außerdem Esslingen mit der Pliensauvorstadt, die zu einem lebendigen sozialen Raum weiterentwickelt werden soll. Dabei könnten das bestehende Mehrgenerationenhaus und das Bürgerhaus in der Pliensauvorstadt „Kristallisationspunkt für die Quartiersarbeit“ sein, so die Stadt in ihren Bewerbungsunterlagen.

Unter den Mitbewerbern findet sich auch Filderstadt, das mit dem Stadtteil Sielmingen ins Rennen geht. Sielmingen wird als „Ort der Teilhabe einer sozialräumlichen Entwicklung“ präsentiert. Aufbauend auf dem Konzept „Älterwerden in Sielmingen“ sollen identitätsstiftende Orte und Kommunikationsstrukturen und ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot zum Leben im Alter geschaffen werden. Mehr als ein Fünftel der Sielminger ist älter als 60 Jahre, mehr als ein Drittel älter als 50 Jahre.

Landesweit haben sich 147 Kommunen beworben

Beteiligung
Im Stuttgarter Sozialministerium sind für den Ideenwettbewerb „Quartier 2020 – gemeinsam gestalten“ 147 Bewerbungen aus dem ganzen Land eingegangen. Im Teilnehmerfeld sind sowohl Kommunen als auch Landkreise. Der Sozialminister Manne Lucha spricht von einer „enorm hohen Resonanz“.

Preise
Das Programm hat ein Fördervolumen von insgesamt 2,5 Millionen Euro. Jede Bewerbung kann mit einem Betrag bis zu 100 000 Euro bezuschusst werden.

Auftakt
Der Ideenwettbewerb bildet den Auftakt zur Landesstrategie „Quartier 2020“. Ein wichtiger Baustein ist es dabei, Städte und Gemeinden zu beraten und zu unterstützen. Nicht zuletzt soll es durch Erfahrungsaustausch und Vernetzung gelingen, erfolgreich Quartiersprojekte aufzulegen. Wichtig sei es, so das Ministerium, dass auch Kommunen Projekte weiterentwickeln, die beim Wettbewerb jetzt keinen Preis gewinnen werden.